Darkover 14 - Die schwarze Schwesternschaft
streiten.
»Bleib, wenn du möchtest. Ich würde ja nicht in der Stadt wohnen, wenn ich draußen auf dem Land, auf Armida, sein könnte.«
Jaelle blickte in die Ferne, wo die Venza-Berge den Pass überschatteten, der hinunter in die Stadt führte. »Geht es dir auch so? Ich möchte wieder unterwegs sein. Ich habe meine Pflicht gegenüber Clan und Familie erfüllt, und wenn Dori erst ein bisschen älter ist, lasse ich sie als Tochter des Hauses Aillard aufziehen. Und dann - o Magda, sehnst du dich nicht danach, wieder im Einsatz zu sein und durch die Berge zu reiten? Rafaella möchte, dass ich zu unserer gemeinsamen Arbeit zurückkehre. Sie redet von einem neuen Spezialprojekt für die Terraner, will mir aber keine Einzelheiten verraten, solange ich nicht verspreche, dass ich mitmache. Es würde mich hart ankommen, den Turm zu verlassen, und der Kreis würde mir fehlen, aber - könnte ich nicht ein Jahr Urlaub nehmen, nur um wieder zu reisen? Es ist so lange her! Ich habe in meinem ganzen Leben noch nie so viel Zeit an einem Ort verbracht wie auf Armida. Fünf Jahre, Magda!«
Magda lächelte nachsichtig. »Ich bin überzeugt, man wird dir ein Jahr in den Bergen zugestehen, wenn du es wirklich wünschst.«
»Neulich hörte ich, eine Expedition wolle den Hohen Kimbi ersteigen. Er ist noch nie bezwungen worden… «
»Und wird wahrscheinlich nie bezwungen werden«, fiel Magda ein. »Jedenfalls nicht von dir oder mir. Du weißt ebenso gut wie ich, dass man keine Frauen mitnehmen wird, nicht einmal als Führerinnen. Wenn es immer noch Männer gibt, die Frauen für ungeeignet halten, bei einem gefährlichen, Mut erfordernden Unternehmen mitzumachen, dann werden es genau diese Männer sein, die ausziehen, um Gipfel zu stürmen.«
Jaelle schnaubte. »Ich habe eine Karawane über den Scaravel-Pass geführt, als ich noch keine achtzehn war!«
»Breda, ich weiß, was du im Gebirge leistest. Und Rafaella ist beim Nachrichtendienst als bester Bergführer registriert! Trotzdem gibt es immer noch Männer, die keine Führerinnen beschäftigen wollen, auch wenn das zu ihrem eigenen Schaden ist.«
Jaelle zuckte philosophisch die Schultern. »Da werden wir wohl selbst eine Expedition organisieren müssen, wenn wir den Hohen Kimbi oder den Dämmerungsgipfel ersteigen wollen.«
Magda lachte. »Vergiss das wir, Jaelle. Du würdest es tun müssen. Diese eine Reise über den Scaravel-Pass reicht mir für mein ganzes Leben.« Jetzt noch erschauerte sie in der Erinnerung an die Klippen und Abgründe.
»Sprich mit Camilla. Sie wird wahrscheinlich entzückt sein, auszuziehen und jeden unbezwinglichen Gipfel zu stürmen, den du finden kannst.«
»Und wie ich dich kenne, wirst du ihr nicht von der Seite weichen«, scherzte Jaelle. »Du behauptest immer, ängstlich zu sein, aber wenn es darauf ankommt - ich kenne dich besser, als du dich selbst kennst.«
»Ob das stimmt oder nicht«, meinte Magda, »im Augenblick sind wir in Thendara, und hier werden wir zumindest für die nächsten paar Tage bleiben.«
»Wir sollten eine Botschaft nach Armida senden. Man erwartet uns dort«, erinnerte Jaelle sie. »Sie müssen erfahren, dass es uns gut geht - dass wir nicht unterwegs von Räubern ermordet worden sind oder so etwas.«
»Nein«, sagte Magda verdrießlich, »nur hier in Thendara von bürokratischem Unsinn ermordet! Sollen wir uns heute Abend mit ihnen in Verbindung setzen?«
»Tu du es, Magda, du bist eine viel bessere Telepathin als ich.«
»Sie werden aber von uns beiden hören wollen«, gab Magda; zu bedenken, und Jaelle nickte ernst.
»Dann heute Abend, wenn es ruhig geworden ist.«
Aber an diesem Abend fand eine Eidesleistung statt. Obwohl Magda und Jaelle weder die neue Entsagende noch ihre Eidesschwestern kannten, konnten sie einer solchen Festlichkeit im eigenen Haus nicht mit Anstand fern bleiben. Danach saß man bei Kuchen und Wein zusammen. Magda, die wusste, was ihr bevorstand, trank sparsam. Sie verbrachte den Großteil des Abends mit Camilla und Mutter Lauria und stimmte ihnen zu, die neue Entsagende wirke sehr jung. Das Mädchen und seine Freundinnen kamen Magda wie Kinder vor. Waren sie und Jaelle jemals so jung gewesen? Neben der Eidesmutter nahm immer eine weitere ältere Frau als Zeugin an der Zeremonie teil, und Magda fand es unglaublich, dass Doria, die als Fünfzehnjährige mit ihr gemeinsam das Hausjahr abgeleistet hatte, als
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