Darkover 15 - Die Kraefte der Comyn
bemalte seine abgeschundenen Knöchel mit einem antiseptischen Mittel, und dabei tobte er innerlich. Das konnte Dad ihm nicht antun - nicht nach all der Mühe, die es ihn gekostet hatte, akzeptiert zu werden!
Dann entschloß er sich, bis morgen früh zu warten. Dad hatte sich Sorgen um ihn gemacht. Gab er ihm Gelegenheit, noch einmal darüber nachzudenken, ließ sich vielleicht vernünftig mit ihm reden. Larry ging zu Bett, immer noch voll von aufgeregten Gedanken an seinen neuen Freund und die Möglichkeiten, die sich ihm jetzt eröffneten - die Chance, das wirkliche Darkover kennenzulernen, nicht die Welt des Raumhafens und der Touristen, sondern die seltsame, farbige Welt, die in all ihrer Fremdartigkeit und Schönheit jenseits davon lag.
Dad mußte seinen Standpunkt begreifen!
Das tat er jedoch nicht. Larry fing am Frühstückstisch von neuem damit an, aber Montrays Gesicht war finster und abweisend. Es hätte jeden eingeschüchtert, der weniger entschlossen als Larry war.
»Ich sagte, ich will nicht darüber diskutieren. Du hast deinen Befehl erhalten, und damit ist die Sache erledigt.«
Larry biß sich auf die Unterlippe und betrachtete wütend seinen Teller. Schließlich hob er, flammend vor Entrüstung, den Kopf und sah seinen Vater herausfordernd an.
»Das lasse ich mir nicht gefallen, Vater.«
Montray runzelte die Stirn. »Was hast du gesagt?«
Larry hatte ein ganz scheußliches Gefühl unter dem Gürtel. Noch nie hatte er sich seinem Vater offen widersetzt, seit er ein Kind von vier oder fünf gewesen war. Aber er gab nicht nach.
»Dad, ich will nicht respektlos sein, aber du kannst mich nicht so behandeln. Ich bin kein Kind mehr, und wenn du so etwas sagst, habe ich zumindest das Recht auf eine Erklärung.«
»Du wirst tun, was dir gesagt worden ist, sonst… « Montray bezwang sich. Er legte die Gabel hin und beugte sich vor, das Kinn auf den Händen, die Augen zornig. Doch er sagte nur: »Na gut. Hier ist die Erklärung. Nimm einmal an, du wärst gestern Abend schlimm verletzt oder getötet worden.«
»Aber ich… «
»Laß mich ausreden! Irgendein dummer Junge geht auf Erkundungen aus, und es ruft einen interplanetaren Zwischenfall hervor. Wärst du in wirkliche Schwierigkeiten geraten, Larry, hätten wir die gesamte Macht, das gesamte Prestige des Terranischen Imperiums einsetzen müssen, nur um dich daraus zu befreien. In dem Fall aber - besonders, wenn wir Gewalt anwenden und terranische Waffen hätten benutzen müssen - würden wir alles an Goodwill und Duldsamkeit verlieren, was wir in Jahren aufgebaut haben. Wir müßten wieder ganz von vorn anfangen. Sicher, käme es zum Kampf, würden wir siegen. Aber wir wollen Zwischenfälle vermeiden , nicht Siege erringen, die uns mehr kosten, als wir dadurch gewinnen. Glaubst du ehrlich, daß es das wert ist?«
Larry zögerte.
»Nun, glaubst du es?«
»Eigentlich nicht, wenn du es so darstellst«, antwortete Larry langsam. Im Geist verglich er die Erklärung seines Vaters mit dem, was Kennard gesagt hatte: wie die Darkovaner es übelnahmen, wenn die ganze Macht Terras aufgeboten wurde, nur um sich in etwas einzumischen, das eine Privatsache zwischen einem Unruhestifter und den Leuten, die er geschädigt hatte, hätte sein sollen. Es ging auch daraus hervor, daß die Terraner ganz Darkover zur Verantwortung gezogen hätten, falls Larry etwas geschehen wäre, nicht nur die paar jungen Tunichtgute, die die Tat begangen hatten.
Er überlegte, wie er seinem Vater das erklären konnte. Montray ließ ihm keine Zeit. »So ist die Situation. Du unternimmst keine Ausflüge auf eigene Faust mehr. Und bitte, keine Widerworte. Ich habe nicht die Absicht, darüber noch weiter mit dir zu diskutieren. Du weißt jetzt Bescheid.« Er schob seinen Teller zurück und stand auf. »Ich muß zur Arbeit.«
Larry blieb allein am Frühstückstisch zurück, und in ihm brannte ein dumpfer Groll. Also hatte Kennard doch recht. Anscheinend mußten ganz Darkover und das ganze Terranische Imperium mit hineingezogen werden.
In seinem Kopf pochte es, er konnte mit seinem blauen Auge kaum sehen, und seine Knöchel waren so geschwollen, daß es ihm schwerfiel, eine Gabel zu handhaben. Er entschloß sich, nicht zur Schule zu gehen, und verbrachte den Großteil des Vormittags in bitteren Gedanken auf dem Bett liegend. Das bedeutete das Ende seines Abenteuers. Was blieb ihm? Die langweilige Welt des
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