Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Darkover 15 - Die Kraefte der Comyn

Titel: Darkover 15 - Die Kraefte der Comyn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
Vom Netzwerk:
anscheinend stundenlang im Wasser des Bachs weiter, und Larrys Füße waren wie Eisklumpen. Kennard stolperte dauernd, er fiel immer wieder auf die Knie, und beim letztenmal fiel er mit dem Kopf ans Ufer und blieb liegen. Larrys Drängen konnte ihn nicht wieder zum Aufstehen bringen. Der Darkovaner hatte schlichtweg das Ende seiner phantastischen Ausdauer erreicht.
   Larry zog ihn ans andere Ufer und schleppte ihn in den Schutz des Waldes. Dort verharrte er und lauschte dem allmählich sich entfernenden frustrierten Wimmern der Banshees. Weit oben am Hang sah er Fackeln und Lichter. Sie suchten im Buschwerk, aber nachdem ihre Spürtiere die Spur verloren hatten, hatten sie keine Möglichkeit mehr, ihrer Beute zu folgen. Aber würden sie den Geruch flußabwärts wieder aufnehmen können? Larry, der feststellte, daß er hungrig war, erinnerte sich, daß er vor einem oder zwei Tagen - bevor sie ihn unter Drogen gesetzt hatten - ein Stück des groben Brotes in die Tasche gesteckt hatte. Er nahm es heraus und begann daran zu nagen, dann besann er sich, brach es in zwei Hälften und steckte die andere für Kennard wieder ein. Als er das tat, berührten seine Hände Metall, und er ertastete die Konturen des terranischen Erste-Hilfe-Kastens. So klein, wie er war, enthielt er wahrscheinlich nichts für ihre Kratzer und Prellungen, aber…
   Natürlich! Er zog ungeduldig an Kennards Hand; als der darkovanische Junge stöhnte und sich regte, drückte er ihm das Brot in die Hand, dann flüsterte er: »Hör zu. Ich glaube, wir können sie überlisten, auch wenn sie unseren Geruch flußabwärts wieder aufnehmen. Hier, iß das, und dann hör mir zu.« Er suchte in der Dunkelheit in dem Kästchen. Er fand die halbleere Tube Brandsalbe, die er nach dem Feuer verwendet hatte, schraubte sie auf und nahm den scharfen, unbekannten chemischen Geruch wahr.
   »Das dürfte sie eine Weile verwirren«, sagte er und strich eine dünne Schicht zuerst auf seine Stiefel, dann auf die Kennards. Kennard, der das Brot kaute, nickte bestätigend. »Sie können Eris blätter wahrnehmen. Das hier sicher nicht.«
   Sie ruhten sich noch eine Weile aus, dann begännen sie vorsichtig, die andere Seite des Hangs emporzuklettern. Hier gab es genügend Schutz, wenngleich die Äste und Zweige des Unterholzes ihnen Gesichter und Hände aufrissen. Kennards lederne Reiterhose sah nicht ganz so übel mitgenommen wie die Larrys aus, aber ihre Gesichter waren blutüberströmt, und die rote Sonne begann bereits, die Wolken der Dämmerung zu verscheuchen, als sie endlich die Hügelkuppe erreichten und sich erschöpft auf die Felsen legten, zu müde, um noch einen Schritt weiterzugehen. Hinter ihnen, im Tal, war im Moment keine Spur von Männern und Banshees mehr auszumachen.
   »Sie haben die Jagd vielleicht abgeblasen«, murmelte Kennard, »Banshees sind im Sonnenlicht ungeschickt, es sind Nachtvögel. Vielleicht sind wir tatsächlich entkommen.«
   Er schlang den Mantel um sich, kniete nieder und blickte ins Tal hinab. Es war eine gewaltige, dichtbewaldete Senke. Nahe beim Gipfel, wo sie sich befanden, gab es Unterholz, Gestrüpp und verkümmerte Koniferen, Schnee lag auf den Landstrichen, die die Sonne nicht erwärmt hatte. Weiter unten wuchsen große Bäume und dichte Hecken, während der Wald im Tal völlig unberührt war und eine dichte Vegetation aufwies. Kein Haus, keine Farm, kein einziger Fleck bebauten Lands, nicht einmal eine einsame Gestalt, die sich bewegte. Nur kreisende Falken über ihnen und die stummen Bäume unter ihnen. Das war alles, abgesehen von ihren schleppenden Schritten. Sie waren Cyrillons Burg entkommen. Aber im zunehmenden roten Licht begegneten sich ihre Blicke, und sie stellten fest, daß sie beide dasselbe dachten.
   Sie waren Banditen und Banshees entkommen. Aber sie waren Hunderte Meilen von sicherem bekannten Land entfernt - allein, zu Fuß, fast waffenlos in einem riesigen, unerschlossenen Wald in einer der unwirtlichsten Gegenden Darkovers.
   Aber sie waren am Leben.
   Und das war alles, was sie momentan sagen konnten.

10
    Die Sonne stieg höher und höher. In die Nische, in der sie lagen, schien die Sonne winzig und leuchtschwach, aber schließlich regte Kennard sich doch. Er nahm den Mantel ab und breitete ihn in der Sonne zum Trocknen aus, dann zog er sich nackt aus und bedeutete Larry, dasselbe zu tun. Als der zitternde Larry zögerte, sagte er barsch: »Nasse Kleidung wird dich schneller erfrieren

Weitere Kostenlose Bücher