Darkover 15 - Die Kraefte der Comyn
erwachen und aufflackern. Sie flammte empor, elektrisierendes Blau, und Larry spürte, wie er darin unterging. Sein Körper schmerzte, der Kopf tat ihm weh, die Erde wirbelte davon, er schwebte allein im blauen Raum, während die blauen Flammen miteinander verschmolzen, und er spürte Kennard beben, sich drehen und in unauslotbaren Fernen verschwinden. Das Feuer ertränkte ihn…
Dann schien von irgendwoher eine gewaltige Kraft durch ihn zu strömen, dieselbe Kraft, mit der er Cyrillon wimmernd durch die Zelle gejagt hatte. Er leitete sie auf das fremde Blau zu. Die Flammen berührten einander, verschmolzen, sanken…
Der Wald war grün und hell um sie herum, und Larry schnappte wie ein Ertrinkender nach Luft. Kennard lag bleich und erschöpft auf den Blättern, seine Hand hielt den Kristall mit lockerem Griff. Aber in seinem Kern war kein blaues Feuer mehr. Es war ein farbloser Stein, der, während Larry hinsah, ein- oder zweimal aufflackerte und sich dann in ein blaues Rauchwölkchen auflöste. Kennards Hand war leer.
Kennard richtete sich auf, seine Brust hob und senkte sich. Er sagte: »Er ist fort. Ich habe ihn zerstört, auch wenn ich diesen hier mit zerstören mußte. Und er hätte uns zu Lorill Hasturs Land führen können.« Seine Miene war verbittert. »Aber immer noch besser als ein Sternstein in Cyrillons Besitz. Nun haben wir uns nur noch gewöhnlichen Gefahren zu stellen. Nun… « Er zuckte die Schultern und stand auf. »Wir müssen eine große Strecke zurücklegen, auch wenn wir nur der Sonne nach Westen zu folgen haben. Fangen wir an.«
Larry drängte die vielen Fragen nieder, die ihn beschäftigten, und griff nach seinen mittlerweile trockenen Kleidern. Er kannte Kennard mittlerweile gut genug, um zu wissen, daß er weitere Erklärungen nicht aus dem Jungen herausbekommen würde. Schweigsam steckte er das Taschenmesser ein, den Erste-Hilfe-Kasten, streifte die Stiefel über. Immer noch schweigend, folgte er Kennard, als der Darkovaner begann, den westlichen Hang hinabzugehen, in die weglose Einöde, die zwischen Cyrillons Burg und Lorill Hasturs Anwesen lag.
Diesen und den darauffolgenden Tag verbrachten sie damit, sich einen Weg durch verfilztes Unterholz zu bahnen, wobei sie der Sonne nach Westen folgten, nachts in Löchern voll herabgefallener Blätter schliefen, sparsam von dem Brot und Fleisch aßen, das Kennard noch bei sich hatte. Am Abend des zweiten Tages gingen die Vorräte zu Ende, und sie mußten ohne Abendessen zu Bett, lediglich ein paar Beeren fanden sie, die sauer und ohne Aroma waren, aber den Hunger wenigstens vorübergehend linderten.
Der nächste Tag war schrecklich, während sie sich durch dünner werdendes Gestrüpp kämpften, aber sie machten früh Rast, und Kennard wandte sich an Larry und sagte: »Gib mir dein Taschentuch.«
Gehorsam reichte Larry es ihm. Es war zerknittert und schmutzig, und er konnte sich nicht vorstellen, was Kennard damit anfangen wollte, aber er saß daneben, als Kennard es in Streifen riß, die er zusammenknotete, bis er ein hinreichend langes Stück Seil hatte. Er suchte lautlos, bis er ein Loch im Boden gefunden hatte, dann bog er einen Zweig herunter und richtete eine Falle ein. Er bedeutete Larry, sich flach und ruhig hinzulegen, dann folgte er seinem Beispiel. Es schien Stunden zu dauern, während sie dort lagen, Larrys Körper wurde verkrampft und steif, aber Kennard warf ihm wütende Blicke bei der geringsten Bewegung zu, die er machte, um einem schmerzenden Muskel Linderung zu verschaffen.
Lange Zeit später tauchte die schnuppernde Schnauze eines kleinen Tieres vor dem Loch auf, und Kennard zog auf der Stelle die Schlaufe an. Das kleine Geschöpf hing zappelnd in der Luft.
Larry zuckte zusammen, doch dann überlegte er, daß er sein ganzes Leben lang Fleisch gegessen hatte und dies nicht der Zeitpunkt war, pingelig zu werden. Er sah zu, wobei er sich auf unbestimmte Weise nutzlos und überflüssig fühlte, wie Kennard dem Tier das Genick brach, es häutete und ausnahm und trockene Zweige für ein Feuer suchte.
»Es wäre sicherer, das nicht zu tun«, sagte er mit trockenem Lächeln, »aber ich kann rohes Fleisch nicht ausstehen - und wenn sie nach der langen Zeit immer noch hinter uns her sind, haben wir sowieso keine Chance.«
Das kleine pelzige Tier war nicht größer als ein Kaninchen; sie aßen jedes genießbare Teil davon und nagten sogar noch die Knochen ab. Kennard bestand darauf, daß
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