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Darkover 15 - Die Kraefte der Comyn

Titel: Darkover 15 - Die Kraefte der Comyn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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gerade ein zehn Meilen langes Rennen überstanden hatten. Kennard, der an die Berge gewöhnt war, erholte sich wie üblich als erster wieder und stand mit frohlockender Stimme auf.
   »Ich sagte doch, daß es nur noch besser werden kann! Schau dir das an, Larry!«
   Er deutete mit dem Finger nach oben. Dort sahen sie im fahlen Schneelicht den Paß, weniger als hundert Schritte entfernt, der zwischen Felsenklippen hindurchführte - ein natürlicher Durchgang, der tief mit Schnee gefüllt war, aber dafür war er nur schwach geneigt, so daß sie aufrecht gehen konnten.
   »Und auf der anderen Seite des Passes, Larry, sind meine Leute - Freunde, die uns helfen werden! Wärme und Essen und Feuer und… « Er verstummte. »Scheint fast zu schön, um wahr zu sein.«
   »Mir würden trockene Füße und etwas Warmes zu essen genügen«, sagte Larry, dann erstarrte er, während Kennard immer noch auf den Paß zuging. Die schreckliche innere Anspannung, die er kurz vor ihrer Gefangennahme durch die Waldmenschen verspürt hatte, meldete sich wieder. Sie packte ihn an der Kehle, zwang ihn, hinter Kennard herzulaufen, ihn mit seinem unverletzten Arm festzuhalten. Er konnte nicht sprechen, er konnte kaum atmen, so stark war das Gefühl. Das Wissen um eine schreckliche Gefahr…
   Dann war es vorbei, er konnte wieder atmen. Er schrie und hielt sich an Kennard fest und zeigte mit dem Finger, und er hörte auch den anderen Jungen kreischen, aber der Schrei ging im Sirenenruf unter, der in dem Felsenpaß erklang und anschwoll. Über ihnen befand sich ein häßlicher kahler Kopf, ohne Federn, augenlos und suchend, aufwärts gerichtet, gefolgt von einem riesigen Körper, der in einem trüben, phosphoreszierenden Licht erstrahlte. Er kam auf sie zu, unbeholfen, aber mit erschreckender Geschwindigkeit, und schnitt ihnen den Weg zum Paß ab. Der Sirenenruf schwoll an und an, bis er die ganze Welt zu erfüllen schien.
   Es war zu schön gewesen, um wahr zu sein.
   Der Paß war das Nest eines der bösartigen Bansheevögel.

12
    In einem Augenblick blinder Panik wirbelte Larry herum und rannte los. Die Schnelligkeit, mit der der Banshee die Veränderung von Richtung und Bewegung wahrnahm, erfüllte ihn erneut mit Schrecken, aber in diesem Sekundenbruchteil der Bewegungslosigkeit verspürte er neue Hoffnung. Kennard war ebenfalls losgelaufen und stolperte in blinder Panik umher. Larry sprang ihn an und zwang ihn mit aller Gewalt in den Schnee nieder.
   » Stell dich tot «, flüsterte er drängend. »Er nimmt Bewegung und Wärme wahr. Bleib bewegungslos liegen!«
   Da Kennard nicht hörte und sich bemühte, aus seinem Griff zu entkommen, flüsterte er entschuldigend: »Tut mir leid, Kumpel«, holte mit der Faust aus und schlug Kennard heftig gegen das Kinn. Der Körper - erschöpft, ausgelaugt, schutzlos - sank in eine Schneeverwehung und blieb liegen, zu verblüfft, um mehr zu tun, als Larry haßerfüllt anzustarren. Larry ließ sich ebenfalls fallen und blieb regungslos liegen, ohne einen Muskel zu bewegen.
   Der Vogel verharrte mitten in der Bewegung und bewegte den blinden Kopf verwirrt von einer Seite zur anderen. Einen Augenblick lang schwang er vorwärts und rückwärts, sein watschelnder Gang und die flatternden Schwingen verliehen ihm das Aussehen eines unförmigen dicken Mannes mit Mantel. Dann hob er den Kopf und stieß wieder seinen lähmenden, gräßlichen Schrei aus, mit dem er die vermeintliche Beute aufspüren wollte.
   Das ist es, dachte Larry, der den Impuls bekämpfte, sich mit den Händen die Ohren zuzuhalten. Lebewesen hören diesen schrecklichen Ruf, und sie laufen weg, und dann nimmt diese Bestie ihre Bewegungen wahr! So etwas wie das elektrostatische Feld der Kyrri - nur nimmt es ihre Bewegungen und ihren Geruch wahr.
   In dieser Schneeverwehung…
   Sehr langsam suchte er in seiner Tasche nach dem Erste-Hilfe-Kästchen; da er befürchtete, jede hastige Bewegung könnte den gräßlichen Vogel wieder auf sie aufmerksam machen, bewegte er sich immer nur millimeterweise. Es war fast leer, aber es enthielt noch so viel von dem stark riechenden Antiseptikum, daß sie nicht wie etwas Lebendes riechen würden - oder, dachte er grimmig, wie etwas, das gut schmeckte.
   »Kennard«, flüsterte er, »kannst du mich hören? Bewege jetzt keinen Muskel. Aber wenn ich dieses Fläschchen hier verschütte, dann tauchst du so schnell wie möglich in diese Schneeverwehung, und dort gräbst du dich

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