Darkover 16 - Die Winde von Darkover
denen, die sie einst verehrt haben… «
Storn glaubte, begriffen zu haben. Auch er hatte entdeckt, wie sich bestimmte Gewalten beschwören ließen, doch allein und mit Brynat vor seinen Mauern war er nicht fähig gewesen, sie zu manipulieren. Er hatte gedacht: Wenn ich Hilfe hätte, jemanden, der darin ausgebildet ist…
Er fragte: »Wird Aldaran es erlauben?«
Desideria blickte erwachsen und selbstbewußt drein. »Eine Frau, die mein Wissen und meine Kraft besitzt, fragt nicht mehr um Erlaubnis, ob sie tun darf, was sie für richtig hält. Ich habe gesagt, ich will dir helfen. Mein Vormund wird mich nicht daran hindern - und ich würde ihm dies Recht auch gar nicht zugestehen.«
»Und ich habe dich für ein Kind gehalten«, murmelte Storn.
»Niemand kann das Training, das ich gehabt habe, durchstehen und ein Kind bleiben«, erklärte Desideria. Sie sah ihm in die Augen und errötete, aber sie zuckte vor seinem Blick nicht zurück. »Eines Tages werde ich das Fremde in dir lesen, Loran von Storn. Jetzt ist nicht der richtige Augenblick, denn deine Gedanken sind anderswo.« Sie berührte flüchtig seine Hand, errötete von neuem und wandte sich ab. »Halte mich nicht für unverschämt.«
Storn wußte nichts zu antworten. Wieder überfielen ihn Furcht und Unsicherheit. Wenn diese Menschen sich nicht davor scheuten, das feierlichste Gesetz Darkovers, den Vertrag gegen Waffen, zu brechen, wie würden sie dann seine Tat beurteilen? Er wußte nicht, ob er Erleichterung oder Abscheu bei dem Gedanken empfand, daß sie sie vielleicht als durch die Notwendigkeit gerechtfertigt ansehen würden, ohne sich über die zweifelhafte Moral den Kopf zu zerbrechen.
Er verbannte diese Überlegungen aus seinem Gehirn. Im Augenblick war es genug, daß Desideria meinte, sie habe einen Weg gefunden. Es war eine winzige Chance, aber er war verzweifelt genug für jeden Einsatz - sogar für Sharra.
»Kommt mit mir in den Raum, wo meine Schwestern und ich arbeiten«, forderte Desideria sie auf. »Wir müssen die geeigneten Instrumente finden - ihr könnt sie auch Talismane nennen, wenn ihr wollt. Und wenn du, Storn, mit diesen Dingen schon experimentiert hast, wird es dich interessieren, ein Matrix-Laboratorium zu sehen. Kommt. Und dann können wir, wenn es euch recht ist, jederzeit aufbrechen.«
Sie führte sie eine Treppenflucht hinauf und an blauschimmernden Zeichen in den Korridoren vorbei, die Storn erkannte. Das waren Energiestrahlen, Warnsignale. Es gab sie auch in seiner eigenen Burg; er hatte mit ihnen experimentiert und viele ihrer Geheimnisse entdeckt. Dazu gehörten das undurchdringliche Feld, das seinen Körper schützte und Brynats Waffe abgelenkt hatte, und die magnetischen Ströme für die mechanischen Vögel, durch die er die Empfindung des Fliegens erlebte. Andere Dinge eigneten sich weniger für praktische Anwendungen. Gern hätte er Desideria Fragen über Fragen gestellt. Aber er war zu unruhig, er hatte das Gefühl, die Zeit werde knapp. Melitta mußte es auch spüren, denn sie blieb ängstlich einen Schritt zurück.
Er versuchte zu lächeln. »Nur ruhig. Es ist schon überwältigend, wenn man sieht, daß diese - diese Spielzeuge, mit denen ich meine Kindheit verbracht habe, eine Wissenschaft von dieser Größenordnung sein können.«
Die Zeit wird knapp…
Desideria zog einen Vorhang zur Seite und durchschritt einen blauen magnetischen Schimmer. Melitta folgte ihr. Storn zögerte, gepackt von einer undefinierbaren Vorahnung. Dann trat er vor.
Ein stechender Schmerz durchfuhr ihn, und… Einen Augenblick lang starrte Dan Barron halb wahnsinnig auf die unheimlichen Gerätschaften des Matrix-Laboratoriums, als erwache er aus einem langen, langen Alptraum.
»Storn… ?« Desiderias Hand berührte die seine. Storn gewann die Kontrolle zurück und lächelte. »Entschuldige. Ich bin an so starke Felder nicht gewöhnt.«
»Ich hätte dich warnen sollen. Aber wenn du das Feld nicht hättest durchschreiten können, würde es dir auf jeden Fall an Kraft fehlen, uns zu helfen. Ich muß erst einmal sehen, was ich brauche.«
Sie winkte sie zu Sesseln und drückte ein Knöpfchen.
»Wartet auf mich.«
Langsam drang das zersetzende Summen in Storns Bewußtsein. Melitta sah ihn erstaunt und bestürzt an. Er brauchte all seine Kraft, um sich unter diesem seltsamen Geräusch nicht aufzulösen, nicht zu verschwinden…
Ein telepathischer Dämpfer.
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