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Darkover 16 - Die Winde von Darkover

Titel: Darkover 16 - Die Winde von Darkover Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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entweder bei der Ausübung ihrer Tat oder töteten jeden, der sie aufzuhalten versuchte. Vielleicht mußte Darkover über mildere Strafen als die Todesstrafe nachdenken, und diese Aufgabe überließ Barron gern dem Lord von Aldaran.
   Nach Melittas Anweisungen stiegen sie ins Verlies hinab und befreiten den jungen Edric von Storn, in dem Barron konsterniert einen Jungen von fünfzehn erblickte. Die furchtbaren Wunden, die er bei der Belagerung erhalten hatte, heilten, aber Barron fand es schrecklich, daß das Kind sein ganzes Leben lang die Narben im Gesicht tragen und hinken würde. Edric begrüßte seine Retter mit der Höflichkeit eines jungen Königs. Dann brach er zusammen und schluchzte hilflos in Melittas Armen.
   Allira hatte sich, fast wahnsinnig geworden vor Furcht, in der königlichen Suite versteckt. Sie hatte nicht gewußt, ob die Angreifer Befreier waren oder Leute, die an Brynats Stelle treten wollten. Barron, der sich nach Melittas Gedanken ein merkwürdiges Bild von ihr gemacht hatte, sah vor sich ein hochgewachsenes, hellhaariges, ruhiges Mädchen, das sich von den ausgestandenen Ängsten bald erholte. Für die meisten Augen war sie schöner als Melitta. Würdevoll dankte sie ihren Rettern, bevor sie sich der Aufgabe widmete, Desideria ins Bewußtsein zurückzurufen und zu pflegen.
   Barron war wie betäubt vor Erschöpfung, aber er war zu angespannt, um sich auch nur einen Augenblick Ruhe zu gönnen. Er dachte: Ich bin müde und habe Hunger, ich wünschte, sie würden mit dem Siegesschmaus oder dergleichen voranmachen! Und doch wußte er: Dies ist nicht das Ende. Es wird ein Nachspiel geben, verdammt noch mal .
   Ungläubig stellte er fest, daß die Sonne sich kaum dreißig Grad, über den Horizont erhoben hatte. Die ganze furchtbare Schlacht war in wenig mehr als einer Stunde vorbei gewesen.
   Der große weiße Vogel, glitzernd, als sei er aus Edelsteinen gebaut, die durch seine Federn schimmerten, schwebte dicht über ihm und schien ihn aufzufordern, nach oben zu kommen. Melitta an der Hand, stieg Barron die langen Treppen hinauf. Er durchschritt den Torbogen mit dem prickelnden blauen Magnetfeld und betrat den Raum, wo die seidene Bahre stand. Darauf lag ein Mann - schlafend, in Trance oder tot, bewegungslos wie eine bleiche Statue. Der Vogel schwebte über ihm. Plötzlich klatschte er mit den Flügeln und stürzte zu Boden. Dort blieb er als ein Haufen juwelenschimmernder Federn liegen wie ein zerbrochenes mechanisches Spielzeug.
   Storn öffnete die blinden Augen, setzte sich auf und streckte ihnen die Hand zur Begrüßung entgegen.
   Melitta flog ihm um den Hals, gleichzeitig lachend und weinend. Sie wollte ihm erzählen, aber er lächelte traurig. »Ich habe alles gesehen - durch die Augen des Vogels - das letzte, was ich je sehen werde.« Er fragte: »Wo ist Barron?«
   »Ich bin hier, Storn.« Barron hatte geglaubt, den Mann töten zu können; jetzt verließ ihn sein Zorn. Tagelang war er Teil dieses Mannes gewesen. Er war nicht fähig, ihn zu hassen oder auch nur, ihm zu grollen. Was konnte er einem Blinden, einem schwachen Invaliden antun? Storn empfand etwas wie Scham. Leise sagte er: »Ich verdanke alles dir. Aber ich habe dafür gelitten - und ich will hinnehmen, was auch kommen mag.«
   Barron wußte nicht, was er antworten sollte. Rauh erklärte er: »Zeit genug, das später zu regeln, und was mich persönlich betrifft - ich trage dir nichts nach.«
   Sich schwer auf Melitta stützend, stand Storn auf und machte ein paar unsichere Schritte. Barron fragte sich, ob er zu allem Überfluß auch noch lahm sei, und Storn empfing den Gedanken. »Nein, ich bin nur steif von der langen Trance. Wo ist Desideria?«
   »Ich bin hier«, erklang eine Stimme hinter ihnen. Desideria trat vor und ergriff seine Hand.
   Fast flüsternd gestand er: »Ich hätte dein Gesicht so gern nur einmal mit meinen eigenen Augen gesehen.« Mit einem Seufzer verstummte er. Barron empfand nur noch Mitleid mit Storn, und mit dieser neuen Fähigkeit, die er nie mehr einbüßen sollte, erkannte er: Dies Mitleid war die furchtbarste Rache an dem Mann, der ihm seine Arbeit, seinen Körper und seine Seele gestohlen hatte.
   Tief unten im Hof erklang ein Horn, und die Frauen eilten ans Fenster. Barron folgte ihnen nicht, denn er wußte, was geschehen war. Valdir Alton war mit Larry und seinen Männern eingetroffen. Der Comyn -Lord war ihnen durch das halbe Gebirge gefolgt, und als er

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