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Darkover 17 - Die blutige Sonne

Titel: Darkover 17 - Die blutige Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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bißchen blaß; ihre weichen Lippen waren farblos.
   »Danke, Jeff«, flüsterte sie schwach, und ihre Hände drückten seine. Dann streckte sie zu seinem Erstaunen bittend die Arme nach ihm aus. Schnell ging er darauf ein und zog sie dicht an sich. Er spürte, daß sie den Trost seiner Nähe brauchte, und so hielt er ihren weichen, immer noch schwachen Körper für einen Augenblick fest. Und dann verschmolzen sein und ihr Bewußtsein, als ihre Lippen sich trafen.
   Er spürte es mit einer unendlich geschärften doppelten Wahrnehmung: Elories zarter, erschöpfter Körper in seinen Armen, die mit stählerner Kraft gemischte Zartheit, die Kindlichkeit und gleichzeitig die ruhige, alterslose Weisheit ihrer Kaste und ihres Amtes. (Und undeutlich fühlte er durch all das, was Elorie fühlte, ihre Schwäche und Mattigkeit, das Entsetzen, das sie empfunden hatte, als ihr Herz versagte und sie sich dem Tode nahe wußte, das Verlangen nach körperlicher Nähe, die Kraft seiner eigenen Arme, die sie hielten. Er fühlte, wie sie seinen Kuß empfing, ein merkwürdiges und nur halb verstandenes Erwachen ihrer Sinne. Er teilte mit der Frau ihr Staunen über diese Berührung, die erste in ihrem Leben, die weder väterlich noch unpersönlich war, teilte ihre scheue und von Scham freie Überraschung über die Kraft seines männlichen Körpers, über die plötzlich in ihm aufsteigende Hitze, fühlte, wie sie unmißverständlich nach einem tieferen Kontakt suchte, und reagierte darauf… )
   »Elorie«, flüsterte er, aber es war wie ein Triumphschrei. »Oh, Elorie… « Und nur für sich selbst fügte er hinzu: Meine Geliebte , und einen Augenblick lang fühlte er, wie sich alles in der Frau auf ihn zubewegte, fühlte ihre plötzliche Wärme und ihre Sehnsucht nach seinem Kuß…
   Doch dann verkrampfte sich jeder Nerv in ihm vor Furcht. Der Rapport zwischen ihnen zerbrach wie splitterndes Glas, und Elorie, bleich und entsetzt, strebte weg von ihm und kämpfte wie eine Katze in seinen Armen.
   »Nein, nein«, keuchte sie. »Jeff, laß mich los, laß mich los… nicht… «
   Wie betäubt vor Schreck gab Kerwin sie frei. Sie richtete sich auf und rückte schnell von ihm weg, die Hände voller Grauen vor der Brust gekreuzt, die sich in lautlosem, qualvollem Schluchzen hob und senkte. Ihre Augen waren weit aufgerissen vor Panik, aber sie war wieder fest gegen ihn abgeschirmt. Ihr kindlicher Mund bewegte sich stumm, ihr Gesicht war verzerrt wie das eines kleinen Mädchens, das nicht weinen will.
   Endlich flüsterte sie noch einmal: »Nein! Hast du vergessen… vergessen, was ich bin? Oh, Avarra, habe Mitleid mit mir«, stöhnte sie mit brechender Stimme. Sie bedeckte ihr Gesicht mit den Händen und floh blindlings aus dem Zimmer. Sie stolperte über einen Stuhl, und Jeff streckte automatisch die Hände nach ihr aus, aber sie entschlüpfte ihm, verschwand durch die Tür und lief den Gang hinunter. Weit weg, weit oben im Turm hörte er, daß eine Tür sich schloß.

Er sah Elorie drei Tage lang nicht wieder.
   Zum ersten Mal kam sie an diesem Abend nicht zum Ritual der gemeinsamen Drinks in die große Halle. Seit dem Augenblick, als Elorie vor ihm geflohen war, fühlte Jeff sich abgeschnitten und allein, ein Fremder in einer plötzlich kalt und unverständlich gewordenen Welt.
   Die anderen nahmen es als selbstverständlich hin, daß Elorie sich absonderte. Kennard meinte schulterzuckend, daß es alle Bewahrerinnen hin und wieder täten, es sei Teil ihrer besonderen Stellung. Jeff, der seine Barrieren gegen einen unfreiwilligen Verrat (seiner selbst? Elories?) stark machte, sagte nichts. Aber abends in der Dunkelheit, bevor er einschlief, tauchten Elories Augen vor ihm auf, erfüllt von Entsetzen und plötzlicher Furcht. Ebenso quälte ihn die Erinnerung an ihren warmen Körper in seinen Armen. Er konnte ihren Kuß auf seinem Mund beinahe physisch spüren, und von neuem schüttelte ihn der Schock, den er erlitten hatte, als sie sich von ihm losriß und davonlief. Zuerst war er beinahe zornig gewesen. Sie hatte den Anfang gemacht. Warum floh sie dann vor ihm, als habe er versucht, sie zu vergewaltigen?
   Langsam und schmerzlich kam das Begreifen.
   Er hatte das strengste Gesetz der Comyn gebrochen. Eine Bewahrerin hatte Jungfräulichkeit gelobt, war lange Jahre auf ihre Arbeit vorbereitet worden, Körper und Gehirn waren gründlich für die schwierigste Aufgabe auf Darkover konditioniert worden. Eine

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