Darkover 17 - Die blutige Sonne
von ihrem augenblicklichen Aufenthaltsort zu entfernen und ihn länger als zwei Stunden zu verlassen. Innerhalb von zweiundfünfzig Stunden haben Sie sich bei den zuständigen Behörden zu melden. Es genügt, daß Sie sich vor irgendeinem uniformierten Mitglied der Raumpolizei oder einem Angestellten der Abteilung Koordination und Personal ausweisen. Haben Sie die Übertragung verstanden? Bitte bestätigen Sie.«
Jeff knurrte: »Verdammt!«
Die mechanische Stimme wiederholte geduldig: »Bitte, bestätigen Sie«, und wartete.
Elorie flüsterte: »Sprechen eure terranischen Beamten alle so?«
»Bitte bestätigen Sie«, sagte die mechanische Stimme zum dritten Mal, und Jeff murmelte: »Bestätigt.« Er drehte dem Kommunikator den Rücken. »Wollen wir das durchkämpfen, Liebling?«
»Jeff, woher soll ich das wissen? Ich richte mich nach dem, was du entscheidest. Tu, was du für das Beste hältst, Geliebter.«
Die mechanische Stimme fuhr ungerührt fort: »Bitte geben Sie bekannt, ob Sie der Vorladung innerhalb der angegebenen Zeit Folge leisten oder ob Sie Berufung einlegen wollen.«
Jeffs Gedanken rasten. Es ging ihm gegen den Strich, die Deportation ruhig hinzunehmen. Legte er Berufung ein, brachte ihm das automatisch einen Aufschub von zehn Tagen, und vielleicht entdeckte er während dieser Zeit noch etwas. Er hatte sich damit abgefunden, Darkover zu verlassen, aber wenn er sich benahm, als wolle er Schwierigkeiten machen, gab man ihm vielleicht, wenn er endgültig abgeschoben wurde, einen besseren Posten.
»Ich lege Berufung ein«, sagte er schließlich. Das Schweigen des Kommunikators ließ ihn an hastig suchende Computer denken, die unter den verschiedenen Kodes den einen aussortierten, der eine Weiterführung des Gesprächs ermöglichte.
»Bitte geben Sie bekannt, auf welche juristischen Grundlagen sich Ihr Berufungsantrag stützt«, sagte die Stimme, und Kerwin dachte schnell nach. Er war in Rechtsfragen nicht bewandert. »Ich erhebe Anspruch auf die darkovanische Staatsangehörigkeit«, erklärte er, »und ich bestreite das Recht des Rats, mich zur persona non grata zu erklären.«
Wahrscheinlich nützte ihm das gar nichts, dachte er, während die Tonbandstimme des Kommunikators seine Worte geduldig wiederholte. Kerwin wußte nicht, ob es sich immer noch um die alte Erklärung zur persona non grata handelte, wegen der er aus dem HQ geflohen war, oder um eine neue, vom Rat abgegeben, nachdem er Arilinn verlassen hatte. Er konnte sich nicht recht vorstellen, daß es dem Arilinn-Turm so schnell gelungen sein sollte, Hastur zu erreichen und ihn zu überreden, eine neue Verfügung zu erlassen. Jedenfalls gewann er dadurch Zeit. Aber wenn Arilinn das geschafft hatte, stand keine Menschenseele auf Darkover mehr zwischen ihm und der Deportation.
Vielleicht würde Kennard ihm helfen… wenn er Kennard erreichen könnte. Aber Kennard war in Arilinn, weit weg von hier. Und so sehr er mit Jeff und Elorie sympathisieren mochte, sein Eid band ihn an Arilinn.
Und keine seiner Fragen würde jemals beantwortet werden. Er würde nie erfahren, wer Cleindori gewesen war oder warum sie hatte sterben müssen oder warum sie Arilinn verlassen hatte. Er würde die Geheimnisse seiner eigenen Kindheit niemals aufklären.
Elorie erhob sich und kam zu ihm. »Ich könnte - vielleicht - durch die Barriere in deinem Gedächtnis gelangen, Jeff. Kennard sagte, du habest eine phantastisch starke Abschirmung. Das war ja der Grund, warum er die Blockierung in deinem Gehirn zuerst nicht entdeckte. Nur… Jeff, warum willst du es wissen? Wir sind fertig mit den Comyn und werden Darkover wahrscheinlich für immer verlassen. Was kommt es dann noch darauf an? Die Vergangenheit ist tot.«
Einen Augenblick lang war er sich nicht sicher, ob sie nicht recht habe. Dann sagte er: »Elorie, mein ganzes Leben lang bin ich davon beherrscht worden - von diesem unwiderstehlichen Zwang, nach Darkover zurückzukehren. Es war eine Besessenheit, ein Hunger. Ich hätte mir auf anderen Welten ein Leben aufbauen können, aber immer dachte ich nur an Darkover. Darkover rief mich. Jetzt frage ich mich allmählich, ob das wirklich von mir ausging - oder ob ich herumgestoßen wurde und der Anfang dazu in der Zeit verborgen liegt, an die ich mich nicht erinnern kann.«
Er sprach nicht weiter, aber er wußte, Elorie folgte seinen Gedanken. Wenn seine Sehnsucht nach Darkover nicht echt war, sondern nur
Weitere Kostenlose Bücher