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Darkover 17 - Die blutige Sonne

Titel: Darkover 17 - Die blutige Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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ganze Rückzündung auf. Wenn sie ein schwaches Herz hatte, blieb es wahrscheinlich stehen. Sie hat sich buchstäblich vor etwas, das du vor einem Vierteljahrhundert sahst, zu Tode gefürchtet!«
   Jeff ergriff ihre Hände. »Vergessen wir es, es ist zu gefährlich. Elorie, es hat bereits eine Frau getötet. Ich kann leben, ohne zu wissen, um was es sich handelt.«
   »Nein«, widersprach sie. »Ich bin der Meinung, wir müssen es wissen. Zu vieles ist verheimlicht worden. Niemand weiß, wie Cleindori starb, bis auf Kennard, und er hat geschworen, nicht darüber zu sprechen. Ich glaube nicht, daß er sie tötete.« Kerwin starrte sie entgeistert an. Auf die Idee war er nie gekommen.
   »Nein. Ich würde mein Leben auf Kennards Ehrenhaftigkeit setzen.« Und, dachte Kerwin, seine echte Zuneigung für sie beide.
   »Ich bin ausgebildete Bewahrerin, Jeff, es besteht keine Gefahr für, mich. Aber warte, gib mir deine Matrix«, setzte sie hinzu. »Sie hat Cleindori gehört. Und laß uns mit etwas anderem anfangen. Du sagtest, du habest nur ganz wenige Erinnerungen an die Zeit vor dem Waisenhaus. Versuchen wir, zu ihnen zurückzukehren.«
   Sie blickte in Kerwins Matrix. Wie immer, wenn sie sich in den Händen einer Bewahrerin befand, spürte Jeff nichts weiter, als daß sein Bewußtsein von dem Elories durchdrungen wurde. Er schloß die Augen und erinnerte sich.
   Das Licht in der Matrix wurde hell. Farben wallten wie Nebelschwaden. Irgendwo schimmerte ein blauer Strahl. Ein niedriges Gebäude leuchtete weiß am Ufer eines merkwürdigen Sees, der nicht aus Wasser bestand. Der Hauch eines Parfums. Eine leise, wohllautende Stimme, die ein altes Lied sang. Kerwin erkannte voller Aufregung, daß es die Stimme seiner Mutter war. Cleindori, Dorilys von Arilinn, die abtrünnige Bewahrerin, sang ein Wiegenlied für das Kind, das nie hätte geboren werden dürfen.
   In einen Pelzmantel gewickelt, wurde er in den Armen eines Mannes mit flammend rotem Haar durch lange Gänge getragen. Es war nicht das Gesicht von Jefferson Kerwin, das ihm von Bildern her, die er auf Terra gesehen hatte, vertraut war. In einer versteckten Ecke seines Geistes, die sein erwachsenes Selbst beherbergte, wußte Kerwin jedoch, daß er in das Gesicht seines Vaters sah. Aber wessen Sohn bin ich dann? Er erhaschte einen kurzen Blick auf das Gesicht eines jüngeren Kennard ohne Falten, ein fröhliches und sorgloses Gesicht. Andere Bilder kamen und gingen. Er sah sich selbst mit zwei kleineren Kindern in einem gepflasterten Hof unter blühenden Pflanzen und Büschen spielen. Die beiden Jungen waren sich ähnlich wie Zwillinge, nur daß der eine das rote Haar ihrer Kaste und der andere dunkles Haar und einen dunklen Teint hatte. Und dann war da ein großer, stämmiger Mann in seltsamer dunkler Kleidung, der mit einem fremdartigen Akzent zu ihnen sprach und sie alle mit rauher Freundlichkeit behandelte. Die Zwillinge nannten ihn Vater, und Jeff redete ihn mit einem diesem Wort sehr ähnlichen Ausdruck an. In der Bergsprache bedeutete es Pflegevater oder Onkel, wie er auch zu Kennard sagte. Der erwachsene Jeff Kerwin spürte, daß sich die Haare auf seinem Kopf zu Berge stellten. Er sah in das Gesicht des Mannes, dessen Namen er trug. Er glich den Bildern im Haushalt seiner Großeltern nicht, aber er war der ältere Jeff Kerwin. Nebelhafter waren die Erinnerungen an die Frau, deren helles Haar eher blond als kupferfarben war, und an eine andere Frau mit dunklem Haar, das in der Sonne rote Glanzlichter zeigte, und an die Berge hinter der Burg, eine scharfzähnige Kette, und einen alten hohen Turm…
   Aber das ist ja Burg Ardais, das ist mein Zuhause… Wie bist du dorthin gekommen, Jeff? Kennard und mein Halbbruder Dyan waren Bredin, sie waren in ihrer Kinderzeit viel zusammen… Dann bist du in den Hellers aufgewachsen? Und das ist die Mauer von Burg Storn…
   Wieso bist du in den Hellers aufgewachsen, jenseits der Sieben Domänen? Hat Cleindori dort Zuflucht gesucht, als sie aus dem Turm geflohen war? Ich möchte wissen, was mein Bruder Dyan darüber weiß! Oder lag es nur daran, daß mein Vater verrückt war und sie nicht alle betrügen konnte?
   Die Erinnerungen gingen weiter. Kerwin stockte der Atem in der Kehle. Er merkte, daß er sich dem kritischen Punkt näherte. Er hörte sein eigenes Blut in den Ohren hämmern. Plötzlich flammte blaues Licht auf. Eine Frau stand vor ihm, eine hochgewachsene Frau, schlank und jugendlich,

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