Darkover 17 - Die blutige Sonne
ein junges Ding, sechs oder sieben Monate lang schwanger, das eine Decke über ihr Nachtgewand geworfen hatte.
»Du«, sagte sie. »Bringe alle kleinen Kinder nach oben in das Zimmer mit der stärksten Tür, riegele dich mit ihnen ein und öffne nicht, solange du nicht meine oder Janellas Stimme hörst.« Die Frau bewegte sich nicht, sie schluchzte nur, und Kindra befahl scharf: »Beeile dich! Steh nicht da wie ein im Schnee festgefrorenes Rabbithorn! Verdammt nochmal, los, oder ich schlage dich bewußtlos!« Sie machte eine drohende Geste, und die Frau setzte sich in Bewegung. Dann schickte sie die Kinder die Treppe hinauf, nahm eins der kleinsten auf den Arm und trieb die anderen mit ängstlichen, glucksenden Lauten zur Eile an.
Kindra betrachtete den Rest der verängstigten Frauen. Janella war hoffnungslos. Sie war fett und kurzatmig, und sie starrte Kindra beleidigt an, wütend darüber, daß eine Frau zu ihrem Schutz bestellt worden war. Außerdem konnte sie jeden Augenblick in Panik geraten und alle anderen damit anstecken. Aber wenn sie etwas zu tun bekam, mochte sie sich beruhigen. »Janella, geht in die Küche und macht einen heißen Weinpunsch«, sagte Kindra. »Die Männer werden einen haben wollen, wenn sie zurückkommen, und verdient haben sie ihn dann auch. Danach sucht Leinen für Verbände zusammen, falls einer verwundet ist. Macht Euch keine Sorgen«, setzte sie hinzu, »sie werden nicht zu Euch vordringen, solange wir hier sind. Und nehmt die da mit.« Sie wies auf die schwachsinnige Lilla, die sich wimmernd und mit entsetzt aufgerissenen Augen an Janellas Rock klammerte. »Sie wird uns nur im Weg sein.«
Als Janella murrend gegangen war, die Idiotin an ihren Fersen, sah sich Kindra unter den kräftigen jungen Frauen um, die übriggeblieben waren.
»Ihr alle kommt mit in den Stall und stapelt schwere Strohballen rings um die Pferde auf, damit sie nicht fortgetrieben werden können. Nein, laßt die Laterne da. Wenn Narbengesicht und seine Männer durchbrechen, werden wir ein paar Strohballen in Brand stecken. Das wird die Pferde ängstigen, und dann kann es gut sein, daß sie einen oder zwei Räuber tottreten. Und während die Räuber mit den Pferden zu tun haben, könnt ihr Frauen entkommen. Im Gegensatz zu dem, was ihr vielleicht gehört habt, suchen die meisten Räuber zuerst nach Pferden und reicher Beute. Frauen sind nicht der erste Posten auf ihrer Liste. Und keine von euch hat Juwelen oder reiche Kleider, nach denen es sie gelüsten könnte.« Kindra wußte, daß jeder Mann, der sie selbst zu vergewaltigen versuchte, es schnell bereuen würde. Und sollte sie von der Überzahl überwältigt werden, hatte sie gelernt, wie sie die Erfahrung überleben konnte, ohne Schaden zu nehmen. Aber diese Frauen hatten keinen derartigen Unterricht gehabt. Es war ungerecht, ihnen wegen ihrer Angst Vorwürfe zu machen.
Ich könnte sie es lehren. Aber die Vorschriften unseres Freibriefs verbieten es mir, und ich bin durch meinen Eid gebunden, mich danach zu richten. Und dabei sind diese Gesetze nicht von unsern Gildenmüttern gemacht, sondern von Männern, die sich davor fürchten, was wir ihren Frauen erzählen könnten!
Nun, vielleicht finden sie wenigstens Genugtuung in dem Gedanken, daß sie ihr Heim gegen Eindringlinge verteidigen können! Kindra setzte ihre eigene drahtige Kraft ein, beim Aufstapeln der Strohballen um die Pferde zu helfen. Die Frauen vergaßen bei der anstrengenden Arbeit ihre Furcht. Nur eine murrte gerade laut genug, daß Kindra es hören konnte: »Für sie ist das alles schön und gut! Sie ist als Kriegerin ausgebildet und an diese Arbeit gewöhnt! Ich bin es nicht!«
Es war nicht der richtige Zeitpunkt, über die Gildenhaus-Moral zu diskutieren. Kindra fragte nur freundlich: »Bist du stolz darauf, daß du nicht gelernt hast, dich selbst zu verteidigen, Kind?« Aber das Mädchen antwortete nicht. Verdrossen schleppte sie ihren schweren Strohballen weiter.
Kindra fiel es nicht schwer, ihren Gedanken zu folgen: Wäre dieser Brydar nicht gekommen, könnte jeder Mann in der Stadt jede einzelne seiner eigenen Frauen beschützen! Diese Art des Denkens war es, dachte Kindra verächtlich, die Jahr für Jahr Dörfer in Flammen aufgehen ließ. Denn kein Mann schuldete einem anderen Loyalität oder würde einen anderen Haushalt als seinen eigenen verteidigen. Es hatte einer Bedrohung wie der durch Narbengesicht bedurft, um diese Dorfleute soweit zu
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