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Darkover 17 - Die blutige Sonne

Titel: Darkover 17 - Die blutige Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Zugeständnis, den Freibrief für die Gilde, errungen, aber er war so mit Einschränkungen gespickt, daß viele Frauen nie eine Gildenschwester zu sehen bekamen oder mit ihr sprechen konnten.
   »Sie werden wohl herausgefunden haben, daß wir keine Huren sind«, sagte Kindra, »und deshalb bestehen sie darauf, wir alle liebten Frauen und seien darauf aus, ihnen ihre Ehefrauen und Töchter zu stehlen. Anscheinend müssen wir entweder das eine oder das andere Schlechte sein.«
   »Dann gibt es bei Euch keine Liebhaberinnen von Frauen?«
   Kindra zuckte die Schultern. »Doch. Ihr müßt wissen, daß es Frauen gibt, die lieber sterben als heiraten würden, und selbst mit allen Beschränkungen und Entsagungen des Eides scheint es die vorzuziehende Alternative zu sein. Aber ich versichere Euch, wir sind nicht alle so. Wir sind freie Frauen - frei, so oder anders zu sein, wie es unser eigener Wille ist.« Nach kurzem Nachdenken setzte sie vorsichtig hinzu: »Und wenn Ihr eine Schwester habt, könnt Ihr ihr das weitersagen.«
   Der junge Mann fuhr zusammen, und Kindra biß sich auf die Lippe. Schon wieder war sie nicht auf der Hut gewesen. Manchmal konnte sie die Gedanken eines anderen so deutlich lesen, daß ihre Gefährtinnen sie beschuldigten, ein wenig von der telepathischen Begabung der höheren Kasten, dem Laran, zu haben. Kindra, die, soviel sie wußte, dem Volk entstammte und weder einen Tropfen edlen Blutes noch telepathische Begabung besaß, schirmte sich für gewöhnlich ab, aber von irgendwoher hatte sie zufällig einen Gedanken aufgefangen, einen bitteren Gedanken: Meine Schwester würde es nicht glauben… Der Gedanke wurde so schnell unterdrückt, daß Kindra sich fragte, ob sie sich das Ganze nicht bloß eingebildet habe.
   Das junge Gesicht auf der anderen Seite des Tisches verzog sich bitter.
   »Es gibt keine mehr, die ich meine Schwester nennen kann.«
   »Das tut mir leid.« Kindra war verwirrt. »Allein zu sein, ist eine traurige Sache. Darf ich nach Eurem Namen fragen?«
   Wieder zögerte der Junge, und Kindra erkannte mit dieser seltsamen Intuition, daß den zusammengepreßten Lippen beinahe der richtige Name entschlüpft wäre. Aber er schluckte ihn hinunter.
   »Brydars Männer nennen mich Marco. Fragt nicht nach meiner Abstammung. Es gibt keinen mehr, der sich mit mir verwandt nennt - dank jenen dreckigen Räubern unter Narbengesicht.« Er spuckte aus. »Was glaubt Ihr, warum ich mich in dieser Gesellschaft befinde? Für die paar Kupferstücke, die die Dorfbewohner bezahlen können? Nein, mestra . Auch ich bin durch einen Eid gebunden. Einen Racheschwur.«

Kindra verließ die Gaststube bald, aber sie konnte lange nicht einschlafen. Etwas in der Stimme, den Worten des jungen Mannes hatte eine Saite in ihrer eigenen Erinnerung zum Klingen gebracht. Warum hatte er sie so eindringlich befragt? Hatte er vielleicht eine Schwester oder Verwandte, die davon gesprochen hatte, sie wolle eine Entsagende werden? Oder war er, ein offensichtlich effeminierter Junge, auf sie neidisch, weil sie der ihr von der Gesellschaft zudiktierten Rolle entfliehen konnte, er aber nicht? Phantasierte er vielleicht über einen ähnlichen Fluchtweg aus den Anforderungen, die an Männer gestellt wurden? Bestimmt nicht! Es gab für einen Mann leichtere Lebensmöglichkeiten als die eines Söldners! Und Männer hatten die Wahl, wie sie ihr Leben gestalten wollten - mehr Wahl jedenfalls als die meisten Frauen. Kindra hatte sich entschlossen, eine Entsagende zu werden, und hatte sich dadurch unter den Bewohnern der Domänen zur Ausgestoßenen gemacht. Selbst die Wirtin tolerierte sie nur, weil sie ein regelmäßiger Gast war und gut bezahlte. Aber ebenso hätte sie eine Prostituierte oder einen fahrenden Gaukler toleriert und gegen beide weniger Vorurteile gehabt.
   War der Jüngling, fragte sie sich, einer jener Spione, von denen das Gerücht ging, sie würden durch die cortes , die regierende Körperschaft in Thendara, ausgesandt, um Entsagende zu fangen, die die Bedingungen ihres Freibriefes brachen, indem sie Proselyten machten und versuchten, Frauen für die Gilde anzuwerben? Wenn das zutraf, hatte sie der Versuchung wenigstens widerstanden. Sie hatte nicht einmal gesagt, obwohl es ihr auf der Zunge gelegen hatte, daß Janella, wenn sie eine Entsagende wäre, sich durchaus imstande fühlen würde, den Gasthof mit Hilfe ihrer Töchter zu führen.
   Ein paarmal in der Geschichte der Gilde hatten

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