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Darkover 17 - Die blutige Sonne

Titel: Darkover 17 - Die blutige Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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verriet, war es kein sexuelles Interesse. Was also wollte er von ihr?
   »Darf ich… darf ich mich zu Euch setzen und einen Augenblick mit Euch reden, ehrenwerte Dame?«
   Mit Grobheit wäre sie fertig geworden. Diese übermäßige Höflichkeit war ihr ein Rätsel. Hatten die Söldner einen Weiberfeind damit aufgezogen, er werde niemals den Mut aufbringen, mit ihr zu reden? Gleichmütig erklärte sie: »Dies ist ein öffentliches Lokal; die Stühle gehören mir nicht. Setzt Euch, wenn es Euch beliebt.«
   In großer Verlegenheit nahm der Junge Platz. Er war tatsächlich noch sehr jung. Er hatte noch keinen Bart, aber seine Hände waren hart und schwielig, und auf einer Wange hatte er eine längst verheilte Narbe. Nein, er war doch nicht so jung, wie sie gedacht hatte.
   »Seid Ihr eine Freie Amazone, mestra? « Er benutzte die übliche und ziemlich beleidigende Bezeichnung, aber das nahm sie ihm nicht übel. Viele Leute kannten kein anderes Wort.
   »Das bin ich«, sagte sie, »aber wir wollen lieber sagen: Ich bin vom Eidbund… « - Sie verwendete das Wort Comhi-Letziis - eine Entsagende der Schwesternschaft Freier Frauen.«
   »Darf ich fragen - ohne Anstoß zu erregen -, was der Name ›Entsagende‹ zu bedeuten hat, mestra ?«
   Im Grunde freute sich Kindra über eine Gelegenheit, das zu erklären. »Weil, Sir, wir im Ausgleich zu unserer Freiheit als Frauen der Gilde einen Eid leisten, in dem wir jenen Privilegien entsagen, die wir haben könnten, wenn wir einem Mann angehörten. Wenn wir die Nachteile nicht auf uns nehmen wollen, Eigentum und Vieh zu sein, müssen wir auch den Vorteilen entsagen, die dieser Stand mit sich bringen mag. So kann kein Mann uns vorwerfen, wir versuchten, uns aus beiden Alternativen das Beste zu nehmen.«
   Ernst stellte er fest: »Das scheint mir eine ehrenhafte Haltung zu sein. Ich habe noch nie eine - eine Entsagende kennengelernt. Erzählt mir doch, mestra … « -seine Stimme kiekste plötzlich - »… ich nehme an, Ihr kennt die Verleumdungen, die über euch in Umlauf sind - erzählt mir doch, wie eine Frau den Mut aufbringt, sich der Gilde anzuschließen, wenn sie doch weiß, was über sie gesagt werden wird!«
   »Ich glaube«, erwiderte Kindra ruhig, »für manche Frauen kommt einmal ein Zeitpunkt, wo sie zu der Überzeugung gelangen, daß es Schlimmeres gibt, als Gegenstand öffentlicher Verleumdungen zu sein. So war es bei mir.«
   Darüber dachte er einen Augenblick stirnrunzelnd nach. »Ich habe noch nie gesehen, daß eine Freie… äh… eine Entsagende allein reist. Seid Ihr nicht für gewöhnlich zu zweit, ehrenwerte Dame?«
   »Das stimmt. Aber Not kennt kein Gebot.« Kindra erklärte ihm, daß ihre Gefährtin in Thendara krank geworden sei.
   »Und Ihr seid so weit gereist, um eine Botschaft zu überbringen? Ist sie Eure Bredhis? « Der Junge benutzte das höfliche Wort für die Freipartnerin oder Liebhaberin einer Frau, und da es das höfliche Wort und nicht der Gossenausdruck war, fühlte Kindra sich nicht beleidigt. »Nein, nur eine Kameradin.«
   »Ich… ich hätte es nicht gewagt, zu sprechen, wenn hier zwei von euch gewesen wären… «
   Kindra lachte. »Warum nicht? Selbst zu zweit oder zu dritt sind wir keine Hunde, die Fremde beißen.«
   Der Junge blickte auf seine Stiefel. »Ich habe Grund, Frauen… zu fürchten«, sagte er fast unhörbar. »Aber Ihr kamt mir freundlich vor. Und wie ich annehme, mestra , sucht Ihr immer, wenn Ihr in diese Berge kommt, wo das Leben für die Frauen so schwer ist, nach Ehefrauen und Töchtern, die zu Hause unzufrieden sind, um sie für Eure Gilde anzuwerben?«
   Ich wollte, das könnten wir! dachte Kindra mit all der alten Bitterkeit. Sie schüttelte den Kopf. »Unser Freibrief verbietet es uns. Eine Bedingung darin lautet, daß eine Frau von sich aus zu uns kommen und einen offiziellen Antrag um Aufnahme bei uns stellen muß. Es ist mir nicht einmal erlaubt, Frauen von den Vorteilen der Gilde zu erzählen, wenn sie mich danach fragen. Ich darf ihnen nur die Dinge nennen, denen sie durch Eid entsagen müssen.« Mit schmalen Lippen setzte sie hinzu: »Wenn wir das täten, was Ihr sagt, und unzufriedene Ehefrauen und Töchter ausfindig machten und in die Gilde lockten, würden die Männer kein einziges Gildenhaus in den Domänen stehenlassen, sondern uns überall das Dach über dem Kopf anzünden.« Es war die alte Ungerechtigkeit. Die Frauen von Darkover hatten sich dies

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