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Darkover 17 - Die blutige Sonne

Titel: Darkover 17 - Die blutige Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Hätte der Stein mich mittschiffs getroffen, könnte ich jetzt tot sein.« Vorsichtig berührte er seine Wange mit den Fingern. »Wer hat das verdammte Ding geworfen?«
   »Irgendein Unzufriedener.« Unruhig sah Auster sich um.
   »Seltsame Dinge gehen in letzter Zeit in Arilinn vor. Kerwin, willst du mir einen Gefallen tun?«
   »Das bin ich dir wohl schuldig.«
   »Erwähne dies nicht vor den Frauen - und auch nicht vor Kennard. Wir haben uns im Augenblick über genug anderes Sorgen zu machen.«
   Kerwin runzelte die Stirn, doch schließlich nickte er. Schweigend, Seite an Seite gingen sie auf den Turm zu. Es war überraschend, wie ungezwungen er sich in Austers Gesellschaft fühlte, ungeachtet der Tatsache, daß Auster ihn nicht mochte. Es war, als hätten sie sich schon ihr ganzes Leben lang gekannt. Mit der eigenen Art isoliert , hatte Auster gesagt. War Auster von seiner eigenen Art?
   Kerwin hatte an zwei Tatsachen zu kauen. Die eine war: Auster, der ihn nicht leiden konnte, hatte gehandelt, ohne nachzudenken, um ihn vor dem geschleuderten Stein zu retten; wäre er einfach stehengeblieben, hätte der Stein Kerwin verletzt, und Auster wäre einiger Ärger erspart worden. Aber noch überraschender als Austers Verhalten war, daß jemand den Stein geworfen hatte. Trotz all der Verehrung, die den Comyn durch die Einwohner von Arilinn erwiesen wurde, gab es irgend jemand in Arilinn, der einen von ihnen hatte töten wollen.
   Oder hatte der halbterranische Eindringling getötet werden sollen? Plötzlich wünschte Kerwin, er hätte Auster sein Versprechen nicht gegeben. Er hätte gern mit Kennard darüber gesprochen.
   Als sie an diesem Abend mit den anderen in der Halle zusammentrafen, warf Kennard einen merkwürdigen Blick auf Kerwins verbundene Wange, und wenn Kennard eine gezielte Frage gestellt hätte, dann hätte Kerwin vielleicht geantwortet. Denn er hatte Auster nicht versprochen zu lügen. Aber Kennard sagte nichts, und so erzählte Kerwin ihm nur von dem Ladenbesitzer und den Stiefeln und gestand ein, daß dieser Brauch ihm gar nicht gefalle. Der ältere Mann warf den Kopf zurück und lachte lauthals.
   »Mein lieber Junge, du hast dem Mann ein Prestige verschafft - ein Terranan würde es, glaube ich, kostenlose Werbung nennen -, das jahrelang vorhalten wird! Die Tatsache, daß ein Comyn von Arilinn, auch wenn es kein sehr bedeutender ist, in seinen Laden kam und mit ihm handelte… «
   »Ein Racket«, brummte Kerwin. Er fand das gar nicht lustig.
   »Nein, Jeff, es ist nicht mehr als recht und billig. Wir geben diesen Leuten einen guten Teil unseres Lebens, wir tun Dinge, die sonst niemand tun kann. Sie würden uns unter keinem Vorwand gestatten, uns davor zu drücken. Ich war einige Zeit Offizier bei der Garde. Mein Vater ist der erbliche Kommandant, es ist ein Alton-Amt, und wenn er stirbt, werde ich die Garde kommandieren müssen. Ich sollte an seiner Seite sein und es lernen. Aber in Arilinn fehlten Leute, deshalb kam ich zurück. Wenn mein Bruder Lewis am Leben geblieben wäre - aber er starb, und dadurch wurde ich Erbe von Alton und gleichzeitig des Befehls über die Garde.« Kennard seufzte. Seine Augen blickten in die Ferne. Dann erinnerte er sich daran, was er Kerwin hatte erläutern wollen.
   »In gewissem Sinn ist es eine Methode, uns hier als Gefangene zu halten, eine Bestechung. Man gibt uns alles, was wir uns wünschen - was irgendeiner von uns sich wünscht -, so daß wir nicht den Schatten einer Entschuldigung haben, wenn wir den Turm mit der Begründung verlassen, anderswo könnten wir mehr bekommen.« Er betrachtete die Stiefel und stellte mißbilligend fest: »Und was für billige Ware er dir gegeben hat! Der Mann sollte sich schämen; das spricht nicht für ihn und seinen Laden!«
   Kerwin lachte. Kein Wunder, daß der Mann sich so bemüht hatte, ihm ein besseres Paar aufzudrängen! Er erzählte es Kennard, und dieser nickte.
   »Im Ernst, es würde den Mann freuen, wenn du bei deinem nächsten Besuch in der Stadt zu ihm gingest und das beste Paar in seinem Laden annähmst. Oder noch besser: Erteile ihm den Auftrag, ein Paar Stiefel nach einem Muster, das dir gefällt, eigens für dich anzufertigen. Und wenn du schon einmal dabei bist, laß dich von einem Schneider mit den für dieses Klima geeigneten Kleidern ausstatten. Die Terraner sind dafür, ihre Häuser zu erwärmen, nicht ihre Körper. Ich bin beinahe erstickt, als ich auf Terra war…

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