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Darkover 18 - Hasturs Erbe

Titel: Darkover 18 - Hasturs Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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verzehrt… Ich trat einen Schritt auf das Feuer zu, entwand Thyra die Harfe und fing mich dann wieder. Was hatte ich tun wollen? Die Harfe durch das Zimmer schleudern, sie in jenem spöttischen Gesicht zerschmettern? Langsam und zögernd zwang ich meine zitternden Gliedmaßen, sich zu entspannen, nahm die Harfe und legte sie auf die Bank.
   » Breda« , sagte ich, und benutzte das Wort für Schwester, nicht das normale, sondern das intimere, welches ebenfalls Liebling bedeuten konnte. »Solcher Spott ist deiner nicht wert. Wenn ich es für möglich gehalten hätte oder wenn ich dich von Anfang an ausgebildet hätte, glaube mir, dann hätte ich dich an Marjories Stelle als Bewahrerin eingesetzt. Glaubst du nicht, daß ich Marjorie lieber frei sähe?« Ich legte meinen Arm um sie. Einen Moment lang war sie widerspenstig und starrte mich wütend an.
   »Hättest du mir wirklich darin vertraut, daß ich dein Gesetz der Keuschheit einhielte?« schleuderte sie mir zornig entgegen. Ich war zu schockiert, um eine Antwort zu finden. Schließlich sagte ich: » Breda , nicht, daß ich dir nicht traue - es ist deine Ausbildung.«
   Sie war in meinen Armen steif gewesen. Plötzlich ließ sie sich locker gegen mich fallen, und ihre Arme umschlangen meinen Hals. Ich dachte, sie würde weinen. Ich sagte zitternd, immer noch mit dem gemischten Gefühl aus Wut und Zärtlichkeit: »Und mach keine Scherze über das Feuer! Evanda sei dir gnädig, Thyra! Du bist niemals auf dem Arilinn gewesen, du hast das Denkmal nicht gesehen, aber hast du, wenn du Balladen singst, noch nie von der Geschichte von Marelie Hastur gehört? Ich habe keine gute Stimme, aber ich werde sie dir erzählen. Ich will sie dir erzählen, damit du dich immer daran erinnerst, über solche Dinge nicht zu scherzen.« Ich mußte hier abbrechen. Meine Stimme versagte.
   Kadarin sagte ruhig: »Wir alle haben Marjorie in den Flammen gesehen, doch das war eine Illusion. Du bist doch nicht verletzt worden, Marjorie?«
   »Nein, nein, das nicht. Nein, Lew. Tu es nicht, bitte tu es nicht. Thyra hat es nicht so gemeint«, sagte Marjorie zitternd. Ich sehnte mich danach, meine Arme nach ihr auszustrecken, sie zu umfangen und zu beschützen. Doch das würde sie in weitaus größere Gefahr bringen als alles andere, was ich möglicherweise tun konnte.
   Ich war ein Narr, Thyra zu berühren.
   Sie klammerte sich immer noch an mich, warm, eng und lebendig. Ich wollte sie heftig von mir schleudern, doch zugleich wollte ich - und sie wußte es, verdammt, sie wußte es! - was ich von jeder Frau aus meinem Zirkel, abgesehen von der Bewahrerin, irgendwann einmal gewollt hatte. Es würde die Feindseligkeit und Spannung auflösen. Jede im Turm ausgebildete Frau hätte jenen Zustand, in dem ich mich befand, gespürt, und sich verantwortlich gefühlt…
   Ich zwang mich zur Ruhe, um mich aus Thyras Armen zu befreien. Es war nicht Thyras Fehler, nicht mehr als der Marjories. Es war nicht Thyras Fehler, daß Marjorie und nicht sie aus Mangel an ausgebildeten Bewahrerinnen gezwungen war, diese Rolle anzunehmen. Es war nicht Thyra, die mich so angeregt hatte. Es war auch nicht Thyras Fehler, daß sie nicht an die Gebräuche der Turmzirkel gewöhnt war, wo Intimität und Wahrnehmungsfähigkeit stärker sind als Blutsbande, dichter als Liebe, wo das Bedürfnis des einen beim anderen die Verantwortung wachruft.
   Ich konnte die Gesetze eines Turmzirkels nur so weit hier durchsetzen, als es zu ihrer Sicherheit notwendig war. Mehr konnte ich nicht verlangen. Ihre eigenen Bande und Verpflichtungen reichten weit zurück, über die Zeit meiner Ankunft hinaus. Thyra empfand nichts außer Verachtung für Arilinn. Und sich zwischen Kadarin und Thyra zu stellen, war ein Ding der Unmöglichkeit.
   Sanft, damit sie sich durch mein plötzliches Zurückziehen nicht verletzt fühlte, löste ich mich von ihr. Beltran starrte wie hypnotisiert in die zuckenden Flammen im Kamin und sagte leise: »Marelie Hastur. Ich kenne die Geschichte. Sie war jene Bewahrerin auf Arilinn, die von Banditen in den Khilgard-Bergen überfallen wurde. Sie wurde vergewaltigt und nahe der Stadtmauer dem Tod überlassen. Doch sie überlebte, und aus Stolz oder aus Furcht vor Mitleid verheimlichte sie, was man ihr angetan hatte, und ging zu den Matrixschirmen, entgegen den Gesetzen für Bewahrerinnen… Und sie starb, ein verkohlter Leichnam, wie von einem Blitz getroffen.«
   Marjorie zuckte zusammen, und

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