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Darkover 18 - Hasturs Erbe

Titel: Darkover 18 - Hasturs Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Kapitän?«
   Ich sagte: »Bringt ihn hierher.« Dann half ich Andres, ihn auf sein Bett zu legen. »Was ist passiert?« fragte ich und starrte schmerzerfüllt in sein bleiches, bewußtloses Gesicht.
   »Er ist die Steintreppe neben der Wachhalle herabgefallen«, sagte einer der Männer. »Ich habe mich bemüht, daß die Treppe diesen Winter repariert wird. Euer Vater hätte sich den Hals brechen können. Wie jeder von uns.«
   Marius trat mit bleichem, verschrecktem Gesicht an das Bett. »Ist er tot?«
   »Aber nein, mein Kleiner«, sagte der Wachmann. »Ich denke, der Kommandeur hat sich ein paar Rippen gebrochen und sich an Arm und Schulter verletzt, doch wenn er nicht später anfängt, Blut zu spucken, ist er in Ordnung. Ich wollte, daß Master Raimon unten nach ihm sieht, doch er hieß uns, ihn hierherzutragen.«
   Ich beugte mich mit einem Gefühl aus Wut und Erleichterung über ihn. Was für ein Zeitpunkt für einen Unfall! Der allererste Tag der Ratssitzungen! Als wenn ihn meine verwirrten Gedanken erreicht hätten - und vielleicht taten sie das auch -, stöhnte er auf und öffnete die Augen. Sein Mund zuckte krampfhaft unter Schmerzen zusammen.
   »Lew?«
   »Vater?«
   »Du mußt den Appell an meiner Stelle übernehmen… «
   »Vater, nein, es gibt ein Dutzend andere, denen dies eher zusteht.«
   Sein Gesicht wurde hart. Ich sah und fühlte, daß er gegen ungeheure Schmerzen ankämpfte. »Verdammt, du wirst gehen! Ich habe gekämpft… gegen den ganzen Rat… jahrelang. Du wirst mir nicht alle meine Arbeit zunichte machen… nur weil ich Esel gefallen bin. Du hast ein Recht, mich zu vertreten, und du wirst es, verdammt noch mal, tun!«
   Seine Schmerzen zerrissen mich. Ich war ganz auf ihn eingestellt. Durch die peinigenden Schmerzen hindurch fühlte ich seine Emotionen, Wut und den wilden Entschluß, der mir seinen Willen aufzwang. »Du wirst es tun!«
   Ich bin nicht umsonst ein Alton. Schnell zog ich mich zurück und kämpfte gegen seinen Versuch, einen Kontakt zu erzwingen. »Das ist nicht nötig, Vater. Ich bin nicht deine Marionette!«
   »Aber du bist mein Sohn«, sagte er heftig. Es klang wie ein Sturm, und sein Wille bedrängte mich hart. »Mein Sohn und mein Stellvertreter, und niemand, niemand wird das in Frage stellen!«
   Seine Aufregung wurde so stark, daß ich merkte, ich konnte nicht weiter mit ihm streiten, ohne ihn ernsthaft zu verletzen.
   Irgendwie mußte ich ihn beruhigen. Ich blickte direkt in seine wütenden Augen und sagte: »Es gibt keinen Grund, mich anzubrüllen. Ich werde tun, was du willst, zumindest im Moment. Streiten werden wir später darüber.«
   Seine Augen schlossen sich, ob aus Erschöpfung oder vor Schmerz, konnte ich nicht sagen. Master Raimon, der Krankenoffizier der Wachen, betrat das Zimmer und schritt rasch zum Bett. Ich machte ihm Platz. Wut, Erschöpfung und Schlafmangel ließen mir den Kopf schwindlig werden. Verdammt! Vater wußte ganz genau, wie ich mich fühlte! Und er scherte sich einen Dreck darum!
   Marius stand immer noch erstarrt und entsetzt da, als Master Raimon das Hemd meines Vaters aufzuschneiden begann. Ich sah große lila, blutdunkle Verletzungen, bevor ich Marius mit fester Hand wegzog. »Es wird alles wieder gut mit ihm«, sagte ich, »Er hätte nicht so laut schreien können, wenn er im Sterben läge. Zieh dich an und bleib hier weg.«
   Gehorsam entfernte sich das Kind, und ich stand im Vorzimmer und rieb mir in Wut und Verwirrung mit den Fäusten durch das Gesicht. Wieviel Uhr war es? Wie lange hatte ich geschlafen? Wo war Regis? Wohin war er gegangen? In dem Zustand, als er mich verließ, war er zu verzweifelten Handlungen fähig gewesen. Der Konflikt zwischen Loyalität und Verpflichtung hielt mich wie gelähmt. Andres kam aus dem Zimmer meines Vaters und sagte: »Lew, wenn Ihr gehen wollt, um den Appell abzunehmen, dann macht Euch besser auf den Weg.« Und ich merkte, daß ich dort gestanden hatte, als seien meine Füße am Boden angewurzelt.
   Mein Vater hatte mir eine Aufgabe übertragen. Doch wenn Regis fortgelaufen war in seiner selbstmörderischen Verzweiflung, müßte ich nicht auch nach ihm suchen? Ich hätte in jedem Fall heute morgen Dienst gehabt. Jetzt schien es, als müsse ich alles selbst entscheiden. Es gab gewiß einige, die dies in Frage stellen würden. Es war immerhin Vaters Recht, seinen Stellvertreter selbst auszusuchen, doch ich war derjenige, der sich ihrer

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