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Darkover 18 - Hasturs Erbe

Titel: Darkover 18 - Hasturs Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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noch Zeit.«
   »Zeit!« Regis legte all seine Unzufriedenheit in dieses Wort.
   »Ich habe auch kein Laran , Regis. Aber ich denke dennoch, daß ich meinem Volk gut diene. Könntest du dich nicht damit begnügen?« Er blickte in Regis verschlossenes Gesicht und seufzte. »Nun, dann werde ich mit dir feilschen. Ich möchte nicht, daß du als Kind gehst, das unter terranischem Gesetz einem vom Hof benannten Paten untersteht. Das wäre für uns alle eine Schande. Du bist in dem Alter, wo ein Comyn-Erbe im Kadettenkorps dienen sollte. Leiste deinen Dienst drei Kadettenjahre lang bei den Wachen. Wenn du danach immer noch gehen willst, werden wir uns eine Möglichkeit überlegen, dich auf die gewünschten Welten zu bringen, ohne ihren bürokratischen Weg zu durchlaufen. Du würdest dieses Leben hassen… ich habe es fünfzig Jahre durchlebt und hasse es immer noch. Aber verlaß die Comyn nicht, bevor du ihnen eine faire Chance gegeben hast. Drei Jahre sind nicht lang. Schlägst du ein?«
   Drei Jahre! In Nevarsin war es ihm wie eine Ewigkeit erschienen. Aber hatte er eine andere Wahl? Keine, es sei denn, er leistete Widerstand. Er konnte fortlaufen und bei den Terranern selbst Hilfe suchen. Aber wenn er nach ihren Gesetzen noch ein Kind war, würden sie ihn einfach wieder seinen Verwandten überantworten. Das wäre in der Tat eine Schande.
   »Drei Kadettenjahre«, sagte er schließlich etwas mißmutig. »Aber nur, wenn Ihr mir Euer Ehrenwort gebt, daß Ihr auch dann nichts mehr dagegen habt, wenn ich mich danach zum Weggehen entschließe.«
   »Wenn du nach drei Jahren immer noch ziehen willst«, sagte Hastur, »dann verspreche ich dir, nach einem ehrenhaften Weg zu suchen.«
   Regis hörte genau zu und erwog die Worte nach diplomatischen Mehrdeutigkeiten und Halbwahrheiten. Doch die Augen des alten Mannes blickten geradeheraus, und die Verläßlichkeit des Wortes der Hasturs war schon sprichwörtlich. Selbst die Terraner wußten dies.
   Schließlich sagte er: »Abgemacht. Drei Jahre bei den Kadetten. Auf Euer Wort.« Bitter fügte er hinzu: »Ich habe ja ohnehin keine andere Wahl, oder?«
   »Wenn du eine Wahl hättest haben wollen«, sagte Hastur, und in seinen blauen Augen blitzte Feuer, wenn seine Stimme auch ebenso alt und müde klang wie vorher, »hättest du anderswo geboren werden müssen, bei anderen Eltern. Ich habe es mir nicht ausgesucht, Oberberater bei Stefan Elhalyn zu sein, habe weder sein Leben ausgesucht noch seinen Tod. Niemand von uns hat Zeit seines Lebens die freie Wahl.« Seine Stimme bebte, und Regis merkte, daß sich der alte Mann am Rande der Erschöpfung oder eines Zusammenbruchs befand.
   Gegen seinen Willen war Regis wiederum gerührt. Er biß sich auf die Lippen und wußte, wenn er nun redete, würde er niederfallen, seinen Großvater um Verzeihung bitten und ihm bedingungslosen Gehorsam geloben. Vielleicht waren es die letzten Überreste des Kirian , doch plötzlich wurde er sich schmerzhaft dessen bewußt, daß sein Großvater seinem Blick auswich, weil der Regent der Sieben Domänen nicht weinen konnte, nicht einmal vor seinem Enkel, nicht einmal in Gedanken an den schrecklichen und frühzeitigen Tod seines einzigen Sohnes.
   Als Hastur schließlich wieder das Wort ergriff, klang seine Stimme hart und rauh, wie die eines Mannes, der es gewohnt ist, mit einer unaufschiebbaren Krise nach der anderen umzugehen. »Der erste Aufruf der Kadetten ist heute am späten Vormittag. Ich habe dem Kadettenmeister Nachricht geben lassen, dich dort zu erwarten.« Er erhob sich und umarmte Regis zum Abschied. »Ich werde dich bald wiedersehen. Schließlich sind wir nun nicht mehr durch einen Dreitagesritt und ein Gebirge getrennt.«
   Er hatte also schon dem Kadettenmeister Bescheid gegeben. So sicher war er sich also gewesen. Man hatte ihn manipuliert, gefangen wie eine Maus, damit er exakt das tat, was von einem Hastur erwartet wurde. Und er hatte sich selbst dahingebracht, noch drei Jahre auszuhalten.

4
(Lew Altons Erzählung)
Helles Tageslicht beschien den Raum. Ich hatte stundenlang auf dem Steinsitz am Feuer geschlafen und war kalt und steif. Marius, barfuß und in seinem Nachtgewand, rüttelte mich wach. Er sagte: »Ich habe etwas auf der Treppe gehört, hör doch!« Er rannte zur Tür. Ich folgte ihm langsamer, als die Tür aufgestoßen wurde und zwei Wachen meinen Vater hereinschleppten. Einer der beiden erblickte mich und sagte: »Wo können wir ihn hinbringen,

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