Darkover 19 - Retter des Planeten
schlägt sich allein durch die Wälder. Sehr eindringlich eine Szene, wie es ihr gelingt, einer Vergewaltigung zu entgehen, und wie sie zunehmend an Kraft und Eigenständigkeit gewinnt.
Irgendwann kommt sie mit den Freien Amazonen in Kontakt, lebt in deren Gildehaus und lernt, sich ohne Waffen zu verteidigen. In diesem Roman wird auch auf die Frage, ob alle Amazonen lesbisch sind, eingegangen. Romilly erfährt - und mit ihr alle gespannt lauschenden Leser und Leserinnen -, daß es ihre Wahl ist, ob sie Frauen oder Männer oder niemanden lieben möchte. Ein Seufzer der Erleichterung mag hier durch die Fan-Gemeinde gegangen sein: Nicht jede an Frauen-Fragen interessierte Frau muß gleich eine Lesbe sein.
Es bleibt zu hoffen, daß zumindest diese Romane deutsche Feministinnen von der inhaltlichen Qualität der Amazonen-Utopie von Marion Zimmer Bradley überzeugen.
Uta Enders-Dragässer/Brigitte Sellach
Die Frauen bei Marion Zimmer Bradley
Marion Zimmer Bradley ist eine Science-fiction-Fantasy-Autorin, die ihren Erfolg in der BRD ihrer Nacherzählung der Artussage aus der Frauenperspektive, dem Buch Die Nebel von Avalon verdankt, in dessen Gefolge auch die Auflagen ihrer anderen Bücher angestiegen sind und neue aus dem englischen übersetzt wurden. Wir jedenfalls sind durch dieses Buch auf die Autorin aufmerksam geworden und haben seitdem fast alles mit Begeisterung gelesen, was von ihr in deutscher Sprache erschienen ist.
Was hat uns dabei angezogen, worin besteht die Faszination? Der Titel unseres Aufsatzes ist eine erste Antwort.
Marion Zimmer Bradley sagt von sich selbst, sie sei keine Feministin, und hat sich immer wieder dagegen gewehrt, so bezeichnet zu werden. So sind auch ihre Bücher keine in Science-fiction oder Fantasy verkleideten Streitschriften für Frauenrechte und gegen die Diskriminierung, Unterdrückung und Ausbeutung von Frauen. Dennoch entstand schon beim Lesen des ersten Buches nach den Nebeln , dem Buch Die Matriarchen von Isis , bei uns der Eindruck, als habe Marion Zimmer Bradley Forderungen der Frauenbewegung aufgegriffen und aus ihnen eine höchst dramatische, spannende und auch witzige Geschichte gemacht. Wenn sie z. B. Lady Miranda sagen läßt: »Allein die Tatsache, daß Männer als Gelehrte akzeptiert werden, zeugt von Vorurteilen und Ungleichheit. Es ist eine seit langem durch unabhängige Wissenschaftler bewiesene biologische Tatsache, daß das durchschnittliche Hirn eines Mannes kleiner ist als das der Frau, daß weibliche Kinder bei Eintritt der Pubertät größer und schwerer sind, und natürlich auch danach; Männchen sind so von ihren zwanghaften Sexualtrieben anhängig, daß es unmöglich ist, sie zu erziehen. Männliche Kinder kann man natürlich erziehen, wenn man sich sehr viel Mühe gibt. Aber nur in einer von Männern beherrschten Gesellschaft kann sich die Idee durchsetzen, daß ein erwachsener, funktionierender Mann zu einem richtigen Gelehrten werden kann« (S. 39), klingt das sehr vertraut in der Umkehr und knüpft an alle Erfahrungen von Frauen im Wissenschaftsbetrieb an - so ausdrücklich formuliert im Umkehrverfahren hat bisher nur Brantenberg. Unser Ziel ist allerdings jetzt nicht, nachzuweisen, daß Marion Zimmer Bradley doch eine Feministin ist, sondern eher danach zu fragen, wie dieser Eindruck entstehen kann und was ihre Bücher für unser so fortschrittliches feministisches Bewußtsein bedeuten könnten - nachdem wir sie nach der meist sehr sexistisch anmutenden Aufmachung eigentlich in den »Giftschrank« für frauenfeindliche Literatur stellen müßten.
Natürlich können wir hier nicht alle spannenden Frauengestalten von Marion Zimmer Bradley aufgreifen. Für diesen Aufsatz haben wir einige Frauen von Darkover gewählt.
Für Marion Zimmer Bradley hat der Darkoverzyklus keine zeitlich und inhaltlich stimmige Kontinuität, was ihr von ihren Fans immer mal wieder vorgehalten wird. Sie schreibt, nach ihren Aussagen, sehr assoziativ, hat ein Gespür für gute Ideen, die sie phantasievoll weiterdenkt, und scheint darüber hinaus hart zu arbeiten beim Sammeln von Materialien und Anregungen. Wir haben uns in unserer Arbeitsweise davon ein wenig inspirieren lassen und gehen daher ebenfalls weniger systematisch als vielmehr lustvoll assoziativ vor.
Darkover ist der Planet mit der großen roten Sonne und den vier Monden. Auf ihm hat Marion Zimmer Bradley eine von der Erde abstammende feudale Kultur angesiedelt, deren Entwicklung
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