Darkover 19 - Retter des Planeten
den Eltern auszuziehen.
Ebenfalls als ungefährlich stuft sie es ein, wenn junge Männer ihr schreiben, daß sie endlich - nach dem Lesen von The Heritage of Hastur - wie Regis den Weg gehen können, sich zu ihrer Homosexualität zu bekennen, sie nicht länger zu verheimlichen und zu verleugnen brauchen.
Nun, wenn eine SF-Autorin solche »Erfolge« aufweisen kann, dann ist ihr nur zu gratulieren!
Doch weitaus gefährlicher ist für Marion Zimmer Bradley, wenn junge Mädchen sich selbst für »Bewahrerinnen« halten, die im Besitz von PSI-Kräften sind. Nicht, daß sie diese leugnen würde, nein, sie hält sie durchaus für entwickelbar:
»Aber wenn ihr anfangt, einen ›Kreis‹ aufzubauen oder ›Energien anderer zusammenzuschließen‹, oder wenn ihr glaubt, unter einem psychischen Angriff zu leiden, dann spielt ihr dumme Kinderspiele.«
Ihre Angst ist, daß möglicherweise unter Drogeneinfluß und/oder Hypnose Dinge im Unterbewußtsein des einzelnen aufgedeckt werden, die schwer kontrollierbar sind, die zu Angstneurosen oder Verfolgungswahn führen können. Daß ihr sehr eindringlicher Appell nicht aus der Luft gegriffen ist, zeigt ein Bericht in derselben Nummer von Newsletter , in welchem die Schreiberin von ihrer Erfahrung, »Bewahrerin« sein zu wollen, berichtet. Mit 23 Jahren entschloß sie sich, Laran zu haben. Wie sie schreibt, zog sie sich bewußt körperlichen Schaden zu, um - in der Sprache der Darkovaner-Bewahrerinnen - »die Kanäle freizuhalten für die Matrixarbeit«. Schwächung des Abwehrsystems, Allergien waren die Reaktionen des Körpers. Und dann der Höhepunkt:
»Und als ich 23 war und dachte, niemals Kinder haben zu wollen, da schaffte ich es, dies zu bewerkstelligen. Nun kann ich nie mehr Kinder haben. Der Schaden ist irreparabel… «
Elisabeth Waters, die diese »Bekenntnisse einer terranischen Bewahrerin« schrieb, endete mit einem Appell an ihre begeisterten Mit-Fans:
»Warum ich euch mit all dem hier langweile? Weil ich erst neulich feststellte, daß ich in meiner Dummheit nicht allein dastehe. Da gibt es draußen Leute, die ›Bewahrerin spielen‹. Die sagen: ›Es tut uns leid, was dir passiert ist, aber wir hingegen wissen, was wir tun!‹ Ich hoffe, daß sie es tun, aber ich bezweifle es. Ich dachte auch, ich wüßte, was ich tat, aber es war der Teil von mir, der mich eigentlich nicht leiden mochte, dem es egal war, mich verletzt zu sehen, wenn es nur das Leben etwas interessanter machen würde.«
Die Amazonen von Darkover - ein »reales« Modell für Frauen?
In dem Roman Die zerbrochene Kette von 1976 ist zum erstenmal der Eid der Amazonen abgedruckt, den diese bei Eintritt in die Schwesternschaft ablegen. In ihm sind Forderungen formuliert, die nicht ins Reich der Phantasie abgeschoben werden können, die für Frauen interessant sind, die von einer Frau aufgestellt wurden, wenn auch im Gewand eines SF-Romanes. Als Beispiel seien die ersten 4 Punkte abgedruckt:
Der Eid der Freien Amazonen
Von diesem Tage an weise ich das Recht zu heiraten zurück, es sei denn als Freie Gefährtin. Kein Mann soll mich je »di catenas« binden, und ich werde auch in keines Mannes Haus je als Nebenfrau leben.
Ich schwöre hiermit, daß ich vorbereitet bin, mich selbst mit Gewalt zu verteidigen, wenn ich durch Gewalt angegriffen werden sollte, und daß ich keinen Mann je um seinen Schutz bitte.
Von diesem Tage an, so schwöre ich, werde ich nie mehr unter dem Namen eines Mannes bekannt sein, sei er Vater, Beschützer, Liebhaber oder Gatte, sondern nur noch einfach als Tochter meiner Mutter.
Von diesem Tage an, so schwöre ich, werde ich mich keinem Manne hingeben, es sei denn aus freiem Willen, zu meiner Zeit, zu meiner Lust; und ich werde niemals mein Brot verdienen als Objekt von irgend jemandes Begierden.
Wenn Ronald M. Hahn hierzu meint: »Der Eid… formuliert hingegen jedoch nur die elementarsten Menschenrechte«, so hat er ihn leider nur oberflächlich betrachtet. Sicher, der Eid bleibt »befangen« in Vorstellungen von »partnerschaftlichen Beziehungen zwischen Männern« (Abschnitt 1 und 4), die vielleicht die größte Utopie sind. Aber wenn eine Frau bekundet, sich wehren zu wollen, den Namen der Mutter zu tragen, allein über Kindersegen und die Erziehung zu entscheiden und nur und allein die sich versagenden FRAUEN (der Gilde) als Bezugspersonen anzuerkennen - dann wird hier anderes aus- und angesprochen als in den recht allgemein gehaltenen
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