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Darkover 21 - Sharras Exil

Titel: Darkover 21 - Sharras Exil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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entflohen war…
   Ich wünschte nur, ich könnte es ebenso machen!
   »Dio, du solltest nicht hier sein, nicht zu dieser Stunde… «
   »Glaubst du, das kümmert mich?« Tränen erstickten ihre Stimme. »Schick mich nicht weg, Lew. Ich… ich verlange gar nichts von dir, aber lass mich heute Nacht bei dir bleiben… «
   Sie legte sich neben mich. Ihr Kopf ruhte an meiner Schulter, und als ich sie küsste, schmeckte ich Salz. Und plötzlich wurde mir klar, dass nicht nur ich mich verändert hatte, sondern Dio auch. Dies Ding im Krankenhaus, das unser Sohn hätte sein sollen, war ihre Tragödie ebenso wie meine, mehr als meine, denn sie hatte es monatelang in ihrem Körper getragen. Ich aber hatte mich völlig in meinen selbstsüchtigen Kummer eingesponnen und für Dio keinen Platz gelassen. Sie war in mein Leben getreten, als ich glaubte, es sei für immer vorbei. Sie hatte mir ein Jahr des Glücks geschenkt, und ich schuldete es ihr, mich an das Glück zu erinnern, nicht an das Ende.
   Ich drückte sie an mich und flüsterte: »Ich wollte, es wäre anders gekommen. Ich wollte, ich hätte… mehr für dich gehabt.«
   Sie küsste meine narbige Wange mit einer Zärtlichkeit, die uns irgendwie enger verband als die wildeste Leidenschaft. »Mach dir keinen Kummer, Lew«, sagte sie leise in die Dunkelheit hinein. »Ich weiß. Schlaf, mein Liebster, du bist verwundet und müde.«
   Nach einem Augenblick merkte ich, dass sie in meinen Armen fest eingeschlafen war. Doch ich lag wach, und meine Augen brannten vor Reue. Ich hatte Marjorie mit der ersten Glut eines unerfahrenen Jungen geliebt, der nichts als Feuer und Begehren ist. Wir hatten nie erfahren, zu was unsere Liebe hätte heranreifen können, denn Marjorie war keine Zeit vergönnt gewesen. Aber Dio war zu mir gekommen, als ich ein Mann war, durch Leid die Fähigkeit, wahrhaft zu lieben, erworben hatte. Und ich hatte das nie verstanden, hatte bei der ersten Schwierigkeit auf sie verzichtet. Das gemeinsame Unglück hätte uns noch enger zusammenbinden sollen, und ich hatte zugelassen, dass es uns trennte.
   Wenn ich nur am Leben bleiben könnte, dann würde ich es irgendwie an Dio gutmachen, wenn ich nur Zeit hätte, ihr zu beweisen, wie sehr ich sie geliebt habe…
   Aber es ist zu spät, ich muss sie gehen lassen, damit sie nicht zu sehr um mich trauert…
   Nur heute Nacht will ich so tun, als sei da noch etwas nach dem Morgen, als könnten sie und ich und Marja irgendwo eine Welt finden und als werde Sharras Feuer vor der Vereinigung von Aldones’ Schwert und der Hastur-Gabe harmlos verglühen … Mir war halb bewusst, dass ich bereits träumte, aber ich hielt die schlummernde Dio in meinen Armen, bis ich endlich, kurz vor dem Morgengrauen, auch in Schlaf versank.

Rotes Sonnenlicht und das Schließen einer Tür irgendwo in der Alton-Suite weckten mich. Dio - war sie wirklich da gewesen? Ich war mir nicht sicher. Aber die Vorhänge, die sie dem Mondlicht geöffnet hatte, ließen jetzt die Sonne ein, und auf meinem Kissen lag ein feines, rotgoldenes Haar. Der Schmerz im Kopf und in dem verwundeten Arm hatte sich zu einem dumpfen Druck gemildert. Ich setzte mich auf. Jetzt war die Zeit zum Handeln gekommen.
   Während ich Reitkleidung anzog, überlegte ich. Natürlich würde alles, was von den Comyn noch übrig war, heute oder morgen wegen des Staatsbegräbnisses für Linnell - und Derik - nach Hali reiten. Vielleicht wäre es besser, mich ihnen anzuschließen, keine Aufmerksamkeit zu erregen und mich unbemerkt in Richtung der rhu fead zu entfernen…
   Nein. Dazu war keine Zeit. Ich hatte Linnell geliebt, und sie war meine Pflegeschwester gewesen, aber ich durfte nicht warten, um Worte des liebenden Gedenkens und der Trauer über ihrem Grab zu sprechen. Ich konnte ihr nicht mehr helfen, und so oder so war sie zu weit fort, als dass es sie noch gekümmert hätte, ob ich bei ihrer Beerdigung anwesend war oder nicht. Für Linnell konnte ich mich nur noch bemühen, das Land, das sie geliebt hatte, vor Sharras Feuer zu schützen. Vielleicht halfen wir damit auch Callina - Beltran, der zu dem ursprünglichen Sharra-Kreis gehört hatte, würde sicher mit uns sterben, wenn wir das Tor zum letzten Mal schlossen. Und dann wäre Callina frei.
   Ich machte mich auf die Suche nach ihr und fand sie in dem Zimmer, wo Linnell an dem Abend, als Callina und ich später Asharas Turm aufsuchten, ihre Rryll gespielt hatte. Callina saß vor der

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