Darkover 21 - Sharras Exil
Harfe, die Hände schlaff im Schoß, so weiß und still, dass ich sie zweimal ansprechen musste, bis sie mich hörte. Und dann wandte sie mir ein so kaltes und unbewegtes Gesicht, ein so sehr Ashara gleichendes Gesicht zu, dass es mich entsetzte. Ich schüttelte sie kräftig und schlug ihr schließlich ins Gesicht. Da kehrte sie zurück. Zornesröte stieg in ihre blassen Wangen.
»Wie kannst du es wagen!«
»Callina, es tut mir Leid… du warst so weit weg, du hörtest mich nicht… du warst in Trance - «
»O nein«, keuchte sie, und vor Schreck flogen ihre Hände vor ihren Mund. »O nein, das ist unmöglich… « Sie schluckte und schluckte noch einmal, sie kämpfte gegen die Tränen an. »Ich meinte, mein Leid nicht mehr ertragen zu können, und da schien es mir, als sei Ashara im Stande, mir Frieden zu geben, mir das Leid abzunehmen… das Leid und die Schuld, denn wenn ich nicht zusammen mit dir den Schirm benutzt und dies… dies Mädchen Kathie nicht gefunden hätte, wäre Linnell noch am Leben… «
»Das weißt du nicht«, erklärte ich barsch. »Niemand weiß, was alles hätte geschehen können, als Kadarin… dieses Schwert zog. Kathie hätte anstelle von Linnell sterben, sie hätten beide sterben können. Wie dem auch sei, quäle dich nicht selbst. Wo ist Kathie?«
»Ich will sie nicht sehen«, antwortete Callina mit zitternder Stimme. »Sie ist wie… es ist, als sähe ich Linnells Geist, und das halte ich nicht aus… «
Einen Augenblick lang fürchtete ich, sie werde von neuem in Trance verfallen. »Dazu ist keine Zeit, Callina! Wir wissen nicht, was Beltran oder Kadarin plant«, mahnte ich. »Wir müssen schnell handeln. Jeden Augenblick kann es von neuem beginnen.« Wie war es mir nur möglich gewesen, in dieser Nacht zu schlafen, da dies über uns hing? Aber wenigstens hatte ich jetzt Kraft für das, was ich tun musste. »Wo ist Kathie?«
Endlich seufzte Callina und zeigte mir den Weg zu Kathies Schlafzimmer. Sie lag wach auf einer Couch, halb nackt, und sah sich einen Satz Kacheln an. Bei meinem Eintritt fuhr sie zusammen und zog eine Decke um sich. »Hinaus! Ach - du bist es schon wieder! Was willst du?«
»Nicht das, was du zu erwarten scheinst«, antwortete ich trocken. »Ich möchte, dass du dich anziehst und mit uns reitest. Kannst du reiten?«
»Ja, natürlich. Aber warum… «
Ich kramte hinter einem Wandschirm herum und suchte ein paar Kleidungsstücke zusammen, die ich an Linnell gesehen hatte. Plötzlich empörte es mich, dass diese Stoffe, diese Stickereien noch heil und ganz waren, Linnells Parfüm in ihren Falten bewahrend, während meine Pflegeschwester kalt in der Kapelle an der Seite ihres toten Liebhabers lag. Beinahe zornig warf ich sie über die Couch.
»Darin kannst du reiten. Zieh sie an.« Ich setzte mich, um zu warten, bis sie fertig war. Ihr wütender Blick erinnerte mich an die terranischen Tabus. Also stand ich auf, und ich wurde tatsächlich rot. Wieso waren die terranischen Frauen außerhalb des Hauses so kess und innerhalb des Hauses so prüde? »Ich vergaß. Ruf mich, wenn du fertig bist.«
Ein eigentümlich erstickter Laut ertönte, und ich drehte mich wieder um. Kathie blickte hilflos auf den Arm voll Kleider und wandte die einzelnen Stücke hierhin und dahin. »Ich habe nicht die blasseste Idee, wie ich in diese Dinge kommen soll.«
»Nach dem, was du gerade von mir gedacht hast«, sagte ich steif, »werde ich dir ganz bestimmt keine Hilfe anbieten.«
Auch sie wurde rot. »Und wie soll ich überhaupt in einem langen Rock reiten?«
»Zandrus Höllen, Mädchen, was willst du denn sonst tragen? Es sind Linnells Reitsachen. Wenn sie darin geritten ist, wirst du es bestimmt auch können.« Linnell hatte sie bei Marius’ Begräbnis angehabt.
»Ich bin noch nie in so etwas geritten, und ganz gewiss werde ich jetzt nicht damit anfangen!«, flammte sie auf. »Wenn du willst, dass ich irgendwohin auf einem Pferd reite, musst du mir anständige Kleider besorgen!«
»Diese Kleider haben meiner Pflegeschwester gehört; sie sind anständig.«
»Verdammt noch mal, dann besorg mir unanständige! «
Ich lachte. Ich konnte nicht anders. »Ich will sehen, was sich machen lässt, Kathie.«
Die Ridenow-Räume waren so früh am Morgen verlassen, abgesehen von einem Diener, der den Steinboden aufwischte. Darüber war ich froh, denn ich hatte keine Lust, Lord Edric zu begegnen. Es schoss
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