Darkover 21 - Sharras Exil
des Imperiums - zieht mich nicht besonders an. Terra selbst… « Ich zuckte die Schultern. »Es ist sicher eine schöne Welt, wenn man es erträgt, unter einer gelben Sonne zu leben und alle Farben verkehrt zu sehen. Es verleiht einem einen gewissen Status, von Terra zu stammen oder dort zu leben, aber mir gefiel es dort nicht. Und das Imperium… «
»Du hast lange Zeit auf Vainwal gelebt«, fiel er ein, »und du bist nicht dekadent wie Lerrys, der nach Vergnügungen und… exotischer Unterhaltung jagt.«
Es war eine halbe Frage. Ich antwortete: »Ich kann ohne den Luxus des Imperiums leben. Vater fand, das Klima sei gut für seine Gesundheit. Ich… « Ich verstummte. Warum war ich eigentlich dort geblieben? In meiner Trägheit und tödlichen Mattigkeit war mir der eine Ort nicht schlimmer vorgekommen als der andere, bis ich Dio traf. Und dann war der eine Ort ebenso gut wie der andere gewesen, vorausgesetzt, sie war bei mir. Wenn Dio mich darum gebeten hätte, wäre ich dann nach Darkover zurückgekehrt? Wahrscheinlich, falls die Frage aufs Tapet gekommen wäre, bevor es ihr unmöglich wurde, zu reisen. Warum waren wir nicht abgereist, bevor sie schwanger wurde? Hier hätte sie wenigstens überwacht werden können, wir hätten eine Vorwarnung der Tragödie bekommen - ich rief mich zur Ordnung. Geschehen war geschehen, unwissentlich hatten wir das Beste getan, was wir konnten, und ich hatte nicht die Absicht, zu allem Übrigen auch noch diese Bürde an Schuld zu schleppen.
»Ich blieb bei Vater«, fuhr ich fort. »Er wollte, dass ich nach seinem Tod zurückkehrte; es war sein letzter Wunsch.« Ich sagte es vorsichtig, denn ich fürchtete, das Geschrei in meinem Kopf werde, einmal heraufbeschworen, von neuem beginnen, aber es war nur ein Flüstern.
»Du könntest Kennards Platz im Rat einnehmen«, sagte Dyan, »und die gleiche Macht in Händen halten wie er.«
In meinem Gesicht muss es gezuckt haben, denn er fragte fast zornig: »Bist du ein Dummkopf? Du wirst im Rat gebraucht, vorausgesetzt, dass du nicht die Partei der Ridenows nimmst und versuchst, uns alle ins Imperium hineinzulotsen!«
Ich schüttelte den Kopf. »Ich bin kein Politiker, Lord Dyan. Und - nichts für ungut - ich hätte gern ein bisschen Zeit, um mir ein eigenes Bild zu machen, bevor mir jede der interessierten Parteien erzählt, was ich zu denken habe!«
Ich hatte erwartet, bei meiner ablehnenden Haltung werde er aufbrausen, aber er grinste nur, dies grimmige, wölfische Grinsen, das auf seine eigene Art anziehend war. »Gut! Wenigstens bist du fähig zu denken. Und während du dir ein Bild machst, nimm einmal unserm Prinzen Maß. Es gibt genügend Präzedenzfälle - der Rat wusste, dass mein eigener Vater verrückt wie ein Kyorebni im Geisterwind war, und man sorgte dafür, dass ihm die Fangzähne gezogen wurden.«
Der Rat hatte Dyan zum Regenten seines Vaters bestimmt, und in einem seiner lichten Augenblicke hatte der alte Dom Kyril dem zugestimmt. Ich erkundigte mich: »Derik hat keine nahen Verwandten; ist er nicht der einzige erwachsene Elhalyn?«
»Seine Schwestern sind verheiratet«, sagte Dyan, »allerdings mit Männern nicht ganz so hohen Adels, wie sie es wären, wenn wir gewusst hätten, dass eventuell einer der Ehemänner Regent der Elhalyns werden müsse. Der alte Hastur möchte Regis an Deriks Stelle bringen, doch der Junge wehrt sich mit Händen und Füßen, und wer kann ihm das verübeln? Es reicht, über Hastur zu herrschen, ohne auch noch eine Krone tragen zu müssen. Eine Krone ist heutzutage natürlich Blödsinn; was wir brauchen, ist ein starker, aus Gleichberechtigten bestehender Rat. Und da ist die Garde - nicht etwa, dass ein paar dutzend Männer mit Schwertern viel gegen die Terraner auszurichten vermögen, aber sie können unsere eigenen Leute auf der richtigen Seite der Mauer halten.«
»Wer befehligt die Garde jetzt?«, fragte ich, und er zuckte die Schultern.
»Alle. Niemand. Meistens Gabriel. In den ersten beiden Jahren war ich es - Gabriel schien noch ein bisschen jung zu sein.« Ich erinnerte mich, dass Dyan einer der besten Offiziere gewesen war. »Danach ging der Befehl auf ihn über.«
»Er kann ihn gern behalten«, sagte ich. »Ich habe dem Soldatenleben nie viel Geschmack abgewonnen.«
»Das Amt gehört zur Domäne«, stellte Dyan grimmig fest. »Ich will doch hoffen, dass du deine Pflicht tun und auch die Garde übernehmen wirst!«
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