Darkover 23 - Asharas Rückkehr
ihren Schoß, und für einen Moment »sah« sie die Linien durch das weiche Leder hindurch. Das war beängstigend, und sie überlegte, ob es vielleicht ein Material gab, bei dem das nicht passierte. Leder war nicht passend, auch wenn es ihr erlaubte, Dinge ohne Störung zu berühren. Ihre Handfläche war heiß und juckte, und ihre Haut war immer noch sehr empfindlich.
Margaret zwang sich, ihre Hand zu ignorieren, und schaute in das Buch, das sie schließlich ausgewählt hatte. Es hieß Memoiren einer jährenden Gelehrten von Paula Lazarus und hatte vielversprechend ausgesehen. Es erwies sich jedoch als so steif und langweilig, dass sie nach knapp einer Stunde erst auf Seite sieben angekommen war. Sie starrte auf einen Absatz, den sie bereits mehrfach ohne Vergnügen oder Verständnis gelesen hatte, dann wanderten ihre Augen zu den Flammen in dem kleinen Kamin, und sie ließ das Buch in den Schoß sinken. Ihre Augen brannten, trotz des vielen Schlafes, den sie in den letzten Tagen bekommen hatte, und sie schloss sie träge. Sie fragte sich, ob sie je wieder das Gefühl haben würde, ausgeruht zu sein. Dann döste sie ein.
Schwere Schritte hallten durch den Flur und weckten sie abrupt. Sie saß mit dem Rücken zur Tür und beugte sich aus dem Sessel, um zu sehen, wer kam. Ein kalter Luftzug wehte herein, als die Tür geöffnet wurde. Sie rechnete mit Dyan oder vielleicht Mikhail, denn beide besuchten sie gelegentlich in der kleinen Bibliothek, oder auch Julian Monterey, wenngleich dessen Schritte nie so schwer klangen. Drei Männer betraten den Raum, zwei in grünen und grauen Uniformen. Sie sahen von Kopf bis Fuß wie Polizisten aus, ihre Augen wanderten in die Zimmerecken, und ihre Rücken waren steif vor Entschlusskraft und Wachsamkeit. Der dritte Mann war untersetzt, breitschultrig und muskulös und hatte das kantige Kinn eines Mannes, der es gewöhnt war, allem und jedem seinen Willen aufzuzwingen. Noch nicht ganz wach, überlegte Margaret, ob die Polizei sie verhaften wollte, weil sie ohne Genehmigung Telepathie ausübte oder weil sie ein Durcheinander in der Oberwelt verursacht hatte. Die Ernsthaftigkeit der drei Männer hielt sie jedoch davon ab, sich über ihre eigenen schrulligen Hinfalle zu amüsieren.
Der Untersetzte baute sich vor ihr auf und betrachtete sie einen Augenblick. Er hatte rotbraunes Haar, das an den Schläfen grau wurde, und einen gepflegten Bart. Seine Augen waren blau, kalt und durchdringend. Er musterte sie sehr offen, in einer Weise, die nach darkovanischen Begriffen unhöflich
war, und Margaret musste dem Impuls widerstehen, ihn auf Anhieb unsympathisch zu finden. Sie erwiderte seinen Blick nicht, sondern schaute stattdessen auf die Stickerei an ihrem Ärmelaufschlag. »Domna.« Er machte widerwillig eine halbe Verbeugung. Schau sie dir an, die arrogante Göre. Genau wie ihr Vater! Sie trieft förmlich vor Laran, und sie weiß es ganz genau!
Arrogant? Sie verstand nicht, warum er das von ihr dachte, aber offenbar lag der Vergleich mit ihrem Vater dieser Annahme zu Grunde. Komisch. Sie unterstellte Lewis Alton viele wenig freundliche Dinge, aber Arroganz gehörte nicht dazu. »Vai Dom«, entgegnete sie so sanft wie möglich, wobei sie das Benehmen von Lady Marilla nachäffte, während sie sich bemühte, die erregten Gedanken des Mannes zu ignorieren. Sie spürte, dass er ein wenig Angst vor ihr hatte und ihr feindlich gesinnt war, ohne dass sie sich vorstellen konnte, weshalb. Und was noch schlimmer war: Sie hegte den Verdacht, dass ihm Lachen fremd war.
»Dein Vater ist nicht hier? Hat er dich an seiner Stelle geschickt?« Ich lasse es nicht zu! Ich sitze seit zwanzig Jahren auf Armida, und ich lasse mich nicht von so einem jungen Ding vertreiben, egal, wer sie ist!
Wie häufig, wenn sie sich bedroht fühlte, zog sich Margaret auf Ironie zurück. »Er versteckt sich jedenfalls nicht unter meinen Röcken«, antwortete sie und freute sich über den schockierten Blick eines der Uniformierten. Sie gestikulierte in Richtung Bücherregal. »Sie können ihn zwischen diesen verstaubten Bänden suchen, wenn Sie wollen.« »Hat er dich geschickt, damit du seinen Platz einnimmst?«
»Ich kann mir niemanden vorstellen, der den Platz meines Vaters einnimmt.« Sie war nun hellwach und wurde mit jedem Augenblick ärgerlicher.
Arrogant und redegewandt. Warum hat Javanne mich nur auf diese Idiotentour geschickt? Zum Teufel mit den Weibern! »Ich bin dein Onkel - dein einziger lebender Onkel - Gabriel
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