Darkover 23 - Asharas Rückkehr
Erinnerung an diese Zeit schien Istvana aufzuwühlen. »Aber ich dachte, damit diese Gaben erhalten blieben, mussten die Frauen heiraten und Kinder bekommen, oder zumindest Kinder haben.«
»Das war sicherlich die Regel, aber Bewahrerinnen waren die Ausnahme davon.« Istvana räusperte sich. »Ashara war die Bewahrerin zu Hali, damals der wichtigste Turm von Darkover, und dem Vernehmen nach war sie die mächtigste Leronis ihrer Zeit oder aller Zeiten. Nun bleibt eine Bewahrerin unter normalen Umständen ihr Leben lang im Turm. Selbst wenn sie alt und nicht mehr recht bei Verstand ist, bleibt sie im Bereich des Turms. Aber Ashara blieb nicht in Hali. Ich kenne die Einzelheiten nicht, niemand kennt sie. Aber sie wurde aus Hali vertrieben.«
»Moment mal! Wie sind sie Ashara losgeworden, wenn sie so mächtig war?«
»Das weiß ich nicht, Marguerida. Ich vermute, dass sie durch die konzentrierten Anstrengungen mehrerer Telepathen verjagt wurde aber das ist nur eine Vermutung. Was an Aufzeichnungen existierte, wurde vernichtet, und alles, was wir besitzen, sind ein paar Geschichten und Bruchstücke davon. Sicher ist, dass man sie nicht getötet hat, denn wir
wissen, dass sie sich nach Thendara zurückgezogen hat und als Einsiedlerin in einem Turm lebte, den sie selbst erbaut hat. Das war zu der Zeit, als gerade mit dem Bau der Cowyn-Burg begonnen wurde nicht das Gebäude, das du besucht hast, sondern ein früheres, das in dem heutigen enthalten ist.«
»Das Labyrinth!«
»Wie?« Istvana sah verblüfft aus.
»Als Captain Scott mich zu Regis Hastur brachte und wir in den Hof der Cowryn-Burg kamen, da war mir, als >sähe< ich ein Muster aus … Licht, das innerhalb des Gebäudes verläuft. An manchen Stellen lief es einfach mitten durch eine Mauer. Damals hielt ich mich für verrückt. Und auf einer Seite war dieser hohe Turm, der mir unheimlich war, und das Licht schien von ihm auszugehen. Mit Sicherheit kann ich nur sagen, dass ich in diesem Augenblick mit verbundenen Augen durch die Burg gefunden hätte - vorausgesetzt, ich könnte durch Wände laufen.«
»Verstehe. Es gibt tatsächlich die Legende, dass in der Co myn-Burg ein Labyrinth existiert, allerdings habe ich noch nie von jemandem gehört, der wüsste, wie es aussieht.«
»Wenn diese … Vorfahrin von mir dabei war, als die erste Burg gebaut wurde, und wenn sie so mächtig war, wie du sagst, dann … könnte sie die Architekten beeinflusst haben?« Margaret spürte zwar ihre panische Angst, aber nur in weiter Ferne, denn sie war brennend an der Geschichte interessiert. Das alles lag in der Vergangenheit, und die Vergangenheit war ungefährlich. Nein, war sie nicht! Sie wurde erneut von heftiger Unruhe erfasst und schluckte schwer.
Istvana lachte, doch es war ein freudloses, unbehagliches Lachen. »Wenn man die Alton-Gabe besitzt, Chiya, ist es nicht schwierig, andere zu beeinflussen. Es ist das Wesen des erzwungenen Rapports, dass man dazu in der Lage ist. Und über
Ashara Alton wissen wir zumindest so viel, dass sie nicht gezögert hätte, die Gabe einzusetzen, wenn es ihr beliebte.«
»Was ist aus ihr geworden?«
»Da sie sterblich war, ist sie schließlich gestorben. Ihr Körper jedenfalls. Der Rest von ihr verblieb in ihrem Turm in Thendara, und wir wissen, dass sie mehrere Bewahrerinnen von Zeit zu Zeit überschattet hat.«
»Überschattet? Ich habe das Wort nun schon einige Male gehört, aber ich weiß nicht genau, was es bedeutet.« Das stimmte nicht ganz, denn Margaret hatte eine ziemlich genaue Vorstellung davon, was gemeint war, und es gefiel ihr nicht. Aber die Wissenschaftlerin in ihr hatte nun die Oberhand gewonnen, und sie wollte Fakten hören, harte Fakten, falls sie welche bekommen konnte.
»Es ist schwer zu beschreiben, aber es bedeutet, dass die Persönlichkeit eines Menschen beiseite gedrängt, unterdrückt und von einer anderen Persönlichkeit dominiert wird.«
»Und das hat sie mit mir gemacht?«
»Ja, nur kann ich mir nicht vorstellen, wieso. Du warst noch ein Kind!« »Wie bösartig! Ich bin froh, dass ich sie … getötet habe!« Margarets Atem ging stoßweise, und Istvana wirkte besorgt. Sie berührte Margarets rechte Hand, was sie wieder ruhig werden ließ. Dio hatte das auch manchmal getan, sie einfach berührt und ihre Ängste zum Schweigen gebracht. Es musste eine Fähigkeit von Empathen sein. »Können Bewahrerinnen in die Zukunft sehen?«
»Was für eine sonderbare Frage. Es gibt welche, die es können, aber es ist keine Eigenschaft
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