Darkover 23 - Asharas Rückkehr
Kulturdisketten aufgeschnappt hatte. Sie gab es auf und wünschte, ihr Geist gäbe Ruhe, bis sie satt und ausgeschlafen war. »Es scheint schon sehr spät zu sein. Machen sich eure Eltern keine Sorgen?« Die Burschen kamen ihr noch sehr jung vor, und die dunklen Straßen sahen aus, als wären sie voller möglicher Gefahren.
»O nein. Zur Tuchstraße, wo wir wohnen, sind es nur ein paar Minuten. Es ist noch nicht einmal eine Stunde nach Sonnenuntergang, wenn wir im Haus sein müssen.«
»Und du, Ethan?«
»Ich wohne direkt neben Geremy; unsere Väter sind Brüder. He, wir kennen uns jetzt alle mit Namen. Außer Ihren, Dom-na.«
»Stimmt. Ich vergaß mich vorzustellen. Ich heiße Margaret Alton.« Sie sprach ihren Nachnamen beinahe so aus, als würde er »Elton« geschrieben, so wie er auf dem Video oder der Universität ausgesprochen wurde und wie sie es seit Jahren gewohnt war. »Alton. Das ist ein guter alter Name.« Er sagte den Namen so, wie es ihr Vater getan hatte, und Margaret fühlte eine Art Kribbeln, als sie ihn korrekt ausgesprochen hörte. Ethan schien ebenfalls sehr beeindruckt zu sein, und Margaret fragte sich, ob er wusste, dass ihr Vater der Senator von Darkover war. Wahrscheinlich. Sie war einfach zu müde, um sich darüber den Kopf zu zerbrechen.
Ich wusste, sie ist eine Comynara - ich wusste es einfach! Die Worte drangen in ihren Geist wie eine Nadel und erschreckten sie. Dergleichen war ihr früher schon gelegentlich widerfahren, vor allem, wenn sie müde war, aber noch nie mit solcher Klarheit und Deutlichkeit. Margaret sah beide Jungen an, aber sie konnte nicht feststellen, welcher von ihnen die Worte gedacht hatte, und es spielte wohl auch keine Rolle. »Ist es noch weit?«
»Nein«, sagte Ethan. »Hier sind wir schon.« Sie bogen in eine enge Straße ein, in der vor beinahe jedem Haus ein Schild mit den verschiedensten Musikinstrumenten hing.
»Die Straße der Musikanten«, verkündete er mit einer kleinen Verbeugung und einer Handbewegung wie ein Zauberer. Er war so zufrieden mit sich, dass Margaret trotz ihrer Erschöpfung lachen musste, und der junge Bursche lachte mit ihr.
3
Zu beiden Seiten säumten Häuser die Straße, und die meisten Türen waren mit Bildern von einer verblüffenden Vielfalt an Musikinstrumenten bemalt. Margaret identifizierte eine Art Harfe, eine Auswahl an hölzernen Flöten und etwas, das entfernt einer Geige ähnelte. Die Form des Instruments war anders, mehr in die Länge gezogen, genug, dass der Ton sich geringfügig von allem unterscheiden musste, was sie kannte. Die Straße wurde von flackernden Fackeln und dem Mond nur schlecht beleuchtet, aber sie sah Holzspäne und anderes Zeug auf den groben Pflastersteinen herumliegen.
Hinter einer Tür, oder vielleicht auch hinter dem großen, mit Läden verschlossenen Fenster neben der Tür, war eine Gruppe zu hören, die mit Streichinstrumenten übte. Jemand verspielte sich kläglich; Margaret zuckte zusammen. Wie zur Antwort ertönte das ärgerliche Dröhnen einer gewaltigen Bassstimme.
»Das ist Meister Rodrigo«, erklärte Geremy, der seine anfängliche Steifheit abgelegt hatte. »Er ist ein fürchterlicher Tyrann, aber es heißt, er wird der neue Zunftmeister nach Meister Everard, weil er ein besserer Musiker ist als Everards Sohn Erald. Er ist wirklich gut. Ich habe ihn bei der letzten Wintersonnenwende singen hören, und ich bekam von oben bis unten eine Gänsehaut. Er ist der beste Sänger in Thendara, außer Ellynyn Ardais - und Ellynyn ist Comyn und ein Emmasca, deshalb hat er freilich eine wundervolle Stimme.« Margaret dachte über diese Worte nach. Sie hatten sich nicht auf der Kassette »Handelssprache von Thendara City« befunden, aber sie war sich ziemlich sicher, dass sie wusste, was Emmasca bedeutete. Sie hatte die berühmten Kastraten des Vergnügungsplaneten Vainwal gehört und wünschte sich
fast, Kastrationen wären auch auf anderen Welten erlaubt. Es waren die schönsten Stimmen des Imperiums. Waren sie auf Darkover erlaubt? Oder kamen diese Sänger hier schon so zur Welt? Der andere Ausdruck blieb ein Rätsel, denn sie kannte ihn zwar, aber irgendetwas schien zu verhindern, dass sie seine Bedeutung verstand. Dann bemerkte sie, dass Ivor nicht mehr neben ihr war. Sie schaute umher und sah den Professor unter einem der Schilder stehen und die seltsam geformte Geige darauf betrachten. Margaret schüttelte den Kopf, ging zu ihm zurück und trieb ihn mit sanfter Gewalt weiter. Er murmelte glücklich
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