Darkover 23 - Asharas Rückkehr
angenehme Stimme, tief und volltönend. »Ich bin Rafael Lanart, und du musst meine Cousine Marguerida sein.« Er verbeugte sich vor ihr und übersah Rafaella, aber die schien es gar nicht zu bemerken. »Vater hat dich schon angekündigt.«
»Danke für den Empfang«, antwortete sie förmlich.
»Wir freuen uns, dich zu sehen. Mein Bruder Gabriel ist draußen und reitet die Weidegrenze ab, doch er müsste bald zurück sein. Du wirst ihn heute Abend kennen lernen. Und Mikhail hat den Auftrag - aber du hast ihn ja schon kennen gelernt, richtig? Auf Ardais?«
»Ja.« Margaret hielt es für kein gutes Benehmen, ihm zu erzählen, dass Mikhail nicht kommen würde. »Er war so freundlich und hat versucht, mir die Verzweigungen der Alton-Familie zu erklären, aber ich bin mir nicht sicher, ob ich alles verstanden habe.«
»Tatsächlich? Ich wusste gar nicht, dass sich Mikhail für solche Dinge interessiert.« Wahrscheinlich, um mir und Gabriel zuvorzukommen! Egal. Vater wird es nicht dulden! Er bemerkte endlich, dass er Rafaella übersehen hatte, und machte ungelenk eine halbe Verbeugung. »Willkommen auf Armida, Maestra. Ihr seid sicher froh, Marguerida im Schoß ihrer Familie zu wissen und von der Verantwortung für ihren Schutz entbunden zu sein.«
Margaret war zunächst entrüstet über diese quasi Entlassung ihrer Freundin und Begleiterin, dann erheiterte sie die Selbstherrlichkeit ihres Cousins. Er war nicht so grob wie sein Vater, aber eindeutig aus demselben Holz geschnitzt. »Mich beschützen? Wovor?«, fragte sie lachend. »Rafaella hat mich geführt und mich gepflegt, als ich krank war.« Trotz ihres
Lachens machte sie deutlich, dass sie Rafaels Einmischung nicht begrüßte.
Die Entsagende verfolgte den Wortwechsel mit leuchtenden Augen und unterdrückte mit Mühe ein Grinsen. Sie genoss es vermutlich, Rafael Lanart in seine Schranken verwiesen zu sehen, war aber viel zu wohlerzogen, um es offen zu zeigen. Dann blinzelte sie Margaret kurz zu. Sei vorsichtig, Marguerida! Drachen lächeln oft, bevor sie speien!
Margaret hielt sich steif, um ihre Überraschung zu verbergen. Zum ersten Mal hatte Rafaella absichtlich in Gedanken zu ihr gesprochen, in einem liebevollen und treuen Ton, der sie tief rührte.
Rettung vor Rafael erschien in Gestalt einer gut aussehenden Frau mittleren Alters. Sie war nicht groß, bewegte sich jedoch mit der Ausstrahlung eines Menschen, der zu herrschen gewohnt ist. Ihr früher dunkles Haar war zu einem matten Rotbraun verblasst und aufwendig frisiert, als hätte sie sich große Mühe damit gemacht. Ihr Kleid hatte eine Halskrause, so dass man ihr eckiges Kinn, das auf eine starke Persönlichkeit schließen ließ, nicht sofort sah. Sie streckte Margaret eine blasse Hand mit sechs Fingern entgegen.
Die Ähnlichkeit mit Regis Hastur war unübersehbar, und Margaret nahm an, sie hätte Javanne Hastur Lanart-Alton überall als seine Schwester erkannt. Entschlossene, graue Augen begegneten ihrem Blick, und dann fand sich Margaret in einer duftenden Umarmung wieder, und ein zarter Kuss streifte ihre Wange. Der Duft des Parfüms war berauschend, beinahe überwältigend.
Die Frau löste die Umarmung, hielt Margaret aber noch auf Armeslänge vor sich und musterte sie von oben bis unten, wie man ein Stück Pferdefleisch prüfen mochte, bevor man es kaufte. »Willkommen auf Armida, Nichte. Ich bin Javanne. Mein Gabriel hat mir schon viel von dir erzählt.«
Darauf würde ich wetten. Und garantiert nichts Gutes. Sie betrachtete ihre Tante, bevor sie sprach, und bemerkte, dass Rafael ihre gute Statur geerbt hatte, aber die Schweinchenaugen seines Vaters. »Ich bedanke mich für die Einladung.«
»Na, na. Nicht so steif. Du bist jetzt bei deiner Familie, wo du hingehörst. Ich kann es kaum erwarten, dir meine Töchter vorzustellen - sie sind ungefähr in deinem Alter. Das wird eine Freude.« In ihrer Stimme lag weder Wärme noch Begeisterung, und Margaret hatte den Verdacht, dass Javanne nicht sonderlich erfreut war, sie im Haus zu haben. Sie unterdrückte ihren inneren Zwiespalt zwar einigermaßen, aber es sickerte genug nach außen, dass Margaret argwöhnisch wurde. Die Gelöstheit, die sie unterwegs empfunden hatte, löste sich in nichts auf, und die Spannung kehrte zurück. »Komm herein. Du musst müde von der Reise sein. Rafael, steh nicht herum wie ein Ölgötze. Trag Margueridas Sachen ins Haus.«
Margaret wollte eben protestieren, doch dann sah sie, dass sich Rafaella ihre kostbare Harfe über
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