Darkover 23 - Asharas Rückkehr
Bedürfnis, mit irgendjemandem, den sie kennen gelernt hatte, ins Bett zu gehen. Sie blieb für sich, als gehorchte sie einem Instinkt oder Befehl. Ihr ging jetzt durch den Kopf, wie seltsam dieses Verhalten eigentlich war, aber es schien nicht von Bedeutung zu sein. Es war nicht so, dass sie das Gefühl hatte, etwas zu verpassen. »Ich bin zwar alt, meine Liebe, aber noch nicht tot! Du bist eine äußerst reizvolle Frau. Die Releganer haben dich zunächst für meine Frau gehalten oder zumindest für meine Konkubine, und sie waren sehr verwirrt, weil wir in verschiedenen Hütten geschlafen haben. Sie waren fasziniert von unserem Verhalten oder vielmehr vom Fehlen desselben, und schließlich hat mich der Hetman gefragt, ob du tabu bist. Ich habe ihnen erklärt, dass du wie eine Tochter für mich bist, was ihnen aufgrund ihres strengen Inzestverbots eingeleuchtet hat. Ist es nicht seltsam, wie universell dieses Tabu ist?«
»Eigentlich nicht; es scheint in unsere Gehirne eingebrannt zu sein. Mit ein paar bemerkenswerten Ausnahmen.« Margaret dachte an einige Kulturen, die sie studiert hatte, in denen Inzest nicht verboten war. Sie wusste, dass Ivor und Ida sie wie ihr Kind behandelten, aber es bewegte sie mehr, als sie gedacht hätte, als sie es ausgesprochen hörte.
Sie räusperte sich. Um ihre Rührung zu verbergen, fragte sie: »Glauben Sie, Kuttner wird je mit seiner Studie über Inzesttabus fertig?« »Möglich. Falls er nicht völlig abdreht und sich in eine Grashütte auf irgendeinem gottverlassenen Planeten am Rande der Galaxis zurückzieht. Anthropologen sind manchmal ein bisschen unberechenbar.«
»Ich weiß. Ganz im Gegensatz zu Musikforschern, die stets rein wissenschaftlich und objektiv sind.« Sie lachten beide über diesen alten Witz. Der Streit darüber, ob es möglich war, die Disziplinen einer nichtterranischen Kultur objektiv zu bewerten, tobte seit Jahrhunderten und war einer Lösung noch keinen Schritt näher gekommen. Margaret und Professor Da-vidson hingen der Überzeugung an, dass es nicht nur möglich, sondern notwendig war, eine Kultur innerhalb ihres Kontexts zu studieren. Der Professor hatte den größten Teil seiner akademischen Laufbahn damit verbracht, entfernte Welten zu bereisen, um diese These zu beweisen. Sein berühmter Zeitgenosse Paul Valery hielt dagegen, dass Feldforschung per Definition verunreinigt war. Valery verließ das behagliche Gebäude der Musikfakultät nur, um zum Essen zu gehen. Er war seit Jahrzehnten nicht mehr auf einem fremden Planeten gewesen, nicht einmal, um Auszeichnungen von anderen Universitäten entgegenzunehmen. Bei den seltenen Gelegenheiten, bei denen sich die beiden Männer in den Fluren des Gebäudes begegneten, rümpfte Valery immer seine schmale, aristokratische Nase, als würde er etwas Unangenehmes riechen, und fragte: »Na, Davidson, immer noch im Lande? Ich dachte, Sie trommeln wieder irgendwo mit einer Bande Eingeborener.«
Davidson beantwortete diese spitzen Fragen stets mit würdevollem Schweigen und verzog sich in sein Büro. Er genoss einen ausgezeichneten Ruf und sah keine Veranlassung zu einer Antwort. Margaret hingegen spürte oft das Verlangen, ihrem Mentor zu Hilfe zu eilen und Valery auf seine überzüchtete Nase zu schlagen.
Der Professor schob seine Schüssel weg. »So, ich lege mich jetzt hin«, sagte er fröhlich. »Viel Spaß beim Schneider, Mag-gie, und halte deine Ohren offen. Weber, zum Beispiel, singen oft Lieder am Webstuhl, die man zu Gunsten anderer Musik übersieht. Ich habe mir schon häufig überlegt, dass darin ein weites Forschungsgebiet…»
»Ins Bett jetzt, Ivor! Sie brauchen Ruhe, nicht noch ein Forschungsgebiet.«
Er lachte und ging nach oben. Seine Fröhlichkeit ließ sie eine Weile weniger ängstlich sein, während sie eine Tasse Kräutertee trank. Aber bis sie ausgetrunken hatte, waren ihre Sorgen zurückgekehrt. Ivor sah nicht gut aus, und es war mehr als nur Erschöpfung. Sie wünschte, sie wäre nicht plötzlich von Vorahnungen gepeinigt und von der lächerlichen Vorstellung, die Gedanken anderer Leute hören zu können. Und sie wünschte, die Angst, die sie bis ins Mark spürte, würde einfach vergehen und sie in Ruhe lassen. Sie war in einem schönen Haus, mit gutem Essen, und es gab nichts, worüber sie sich sorgen musste.
Anya eilte geschäftig ins Esszimmer und machte einen kleinen Knicks. Ihre Wangen waren vom Kochen gerötet. »Domna, die Jungs sind hier, um Sie in die Nähnadelstraße zu
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