Darkover 23 - Asharas Rückkehr
nie hatte sie so ein schleichendes Unbehagen gespürt.
Margaret holte ein paar Mal tief Luft und zwang sich zur Ruhe. Ihre Schultermuskeln waren verspannt und lösten sich nur widerwillig. Aber ihre Entspannungsübungen funktionierten langsam, sie seufzte erleichtert und hörte nicht mehr auf den Lautsprecher. Ihre Gedanken wanderten. Sie war daran gewöhnt, dass man ihr alles ein dutzend Mal sagte. Als Bewohnerin einer Kolonie hatte sie eine gesunde Verachtung für die Reglementierungswut der Terranischen Föderation. Zwar schätzte sie die technischen Errungenschaften der Terraner, die es ihr erlaubten, die Musik eines Dutzends von Welten in einem einzigen Menschenleben zu studieren, doch sie ertrug ihre Arroganz nur wegen des Stipendiums und der Freiheit, das es ihr bot. Aber sie mochte sie nicht - und würde sie vermutlich nie mögen.
Ihr Vater hätte sie liebend gerne auf eine ganze Reihe von Colleges der Siedler geschickt, aber die Universität von Coro-nis war nicht darunter gewesen. Sie erinnerte sich noch gut an den Streit, der ausgebrochen war, als sie zum ersten Mal diesen Vorschlag machte. Zu behaupten, ihr Vater habe nicht zugestimmt, wäre ein Meisterstück an Untertreibung, und was es noch schlimmer machte, er wollte nicht erklären, wieso. Dio, ihre Stiefmutter, hatte wie immer eingegriffen, um den Frieden zwischen Vater und Tochter, so gut es ihr möglich war, aufrechtzuerhalten, aber es hatte lange gedauert, eine Zeit voller Angst und brütendem Schweigen, bis der Senator seine Einwilligung gab. Sie wünschte, sie würde ihn besser verstehen - oder zumindest seine seltsame Mischung aus Distan-ziertheit und wildem Beschützergebaren, das er ihr gegenüber an den Tag legte. Der Alte (wie sie ihn nannte) und Dio waren meistens unterwegs, da sie gezwungen waren, Veranstaltungen des Senats zu besuchen oder Angelegenheiten der Föderation zu erledigen hatten. Wegen seiner eigenen Allergie auf Hyperdrom kam der Senator nicht sehr häufig nach Thetis zurück, und wenn er da war, ging er ihr nach Möglichkeit aus dem Weg. Es war fast, als würde er sie gleichzeitig lieben und hassen.
Aus einem ihr nicht ersichtlichen Grund wurde Margaret plötzlich an die Zeit erinnert, als sie dreizehn oder vierzehn war. Dio hatte sie angetroffen, wie sie weinend am Meer saß. Sie wusste nicht mehr genau, weswegen sie geweint hatte, aber die Worte, die sie damals gesagt hatte, kamen ihr plötzlich in den Sinn. »Ich bin hässlich«, hatte sie geschluchzt, während ihre Stiefmutter sie zu trösten versuchte. »Vater nimmt mich nie in den Arm und lässt mich nie irgendwo hingehen, weil ich hässlich bin. Warum kann ich nicht so schönes Haar haben wie du? Warum wird meine Haut in der Sonne fleckig? Und du und Vater, ihr seid so viel unterwegs, und wenn ihr zu Hause seid, rührt er mich nie an oder redet mit mir oder irgendwas! Was stimmt nicht mit mir?«
Sie schauderte bei dieser Erinnerung. Im selben Augenblick ließ das Schiff ein gewaltiges Dröhnen hören, gefolgt von einer Art metallischem Seufzen, fast als wäre es müde, und Margaret dankte der Göttin, dass sie nicht mehr dreizehn und den Schrecken der Pubertät ausgesetzt war. Jene Jahre, in denen sie überzeugt gewesen war, die Haltung des Alten ihr gegenüber rühre von etwas her, das sie falsch gemacht oder nicht gekonnt hatte, obwohl Dio ihr erklärte, dass es nichts mit ihr zu tun habe, sondern ausschließlich mit dem Senator selbst. Dio gab sich die größte Mühe, sie zu trösten, und sagte ihr, sie sei nicht hässlich. Sie beharrte darauf, dass der Senator sie auf seine düstere Art tatsächlich liebte. Aber sie hatte es irgendwie nie fertig gebracht, ihr zu erklären, warum er so distanziert war oder warum sie beiden so wenig ähnlich sah. Erst sehr viel später erfuhr sie, dass sie gar nicht Dios Kind war, sondern aus der ersten Ehe des Alten stammte.
Margaret konnte sich noch gut an den Schock erinnern, den diese Enthüllung kurz vor ihrer Abreise zur Universität ausgelöst hatte. Sie hätte sich nie träumen lassen, dass ihr Vater schon einmal verheiratet gewesen war. Es gab so vieles, was sie über ihre eigene Vergangenheit und die ihres Vaters nicht wusste. Sie schauderte und zwang sich, nicht weiter zu denken. Sie war schließlich nicht die Heldin eines Groschenromans, in dem dunkle Geheimnisse im Hintergrund lauern. Aber warum hatte sie dann das starke und schreckliche Gefühl, dass es nicht nur Dinge gab, die sie nicht wusste, sondern auch solche,
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