Darkover 23 - Asharas Rückkehr
wusste nichts mit Bestimmtheit, aber das brauchte Rafaella nicht zu erfahren. Sie war zu schwach,
um aufzustehen, und sie konnte sich nicht vorstellen, wie sie so krank geworden war. Vor ihrer Abreise war sie gegen alle erdenklichen Gefahren geimpft worden. Es musste die Höhe sein, unbedingt! »Hm. Ich glaube nicht, dass du weißt, wie es dir geht. Du bist so weiß wie dein Nachthemd, und ich fürchte, du hast immer noch Fieber.« »Vielleicht. Aber bestimmt habe ich mich bis morgen wieder völlig erholt. Es tut mir Leid, wenn ich dir Sorgen gemacht habe - ich bin nicht absichtlich krank geworden!« Sie klang für ihre eigenen Ohren wie ein schlecht gelauntes Kind.
»Na, na, schon gut. Ich weiß, dass du nicht absichtlich krank geworden bist - was für eine dumme Bemerkung! Meinst du, du kannst aufstehen, damit ich die Laken wechseln kann? Du hast sie durchgeschwitzt.«
»Es tut mir Leid!« Zu ihrer eigenen Überraschung brach Margaret in Tränen aus. Sie schluchzte heftig, und die Tränen kullerten ihr übers Gesicht. »Ich wollte keine Probleme machen«, jammerte sie, »ich habe versucht, stark zu sein, ehrlich.«
»Natürlich hast du das«, beruhigte sie Rafaella und runzelte erneut die Stirn. Sie legte die Arme um Margaret und zog sie an ihre Brust. »Alles ist gut, Chiya.« Sie strich ihr über das schweißnasse Haar, und Margaret fuhr fort, zu weinen und sich zu entschuldigen.
Die Tür ging auf, und die Besitzerin des Gasthofs kam herein, eine untersetzte Frau, die eine resolute Tüchtigkeit ausstrahlte. Sie hatte einen Stapel frischer Laken auf dem einen Arm und ein Nachthemd über dem anderen. Sie schüttelte den Kopf, legte ihre Wäsche ab und trat ans Bett. Margaret gab sich Mühe, nicht mehr zu weinen, und es gelang ihr fast.
Mit vereinten Kräften schafften es Rafaella und die Gastwirtin, Margaret aus dem Bett zu hieven. Sie setzten sie auf ei
nen Stuhl und bezogen das Bett neu. Margaret roch die Frische der neuen Laken, obwohl ihre Nase vom Weinen ganz verstopft war. Sie roch außerdem ihren eigenen Körper, der nach Schweiß und Krankheit stank, und sie erschrak. Sie brauchte ein Bad.
Dann zogen ihr die beiden Frauen sanft, aber schonungslos das Nachthemd aus. Sie wollte protestieren, weil es ihr peinlich war, sich nackt vor Fremden zu zeigen, aber sie achteten nicht auf sie. Rafaella brachte eine Schüssel warmes Wasser und einen Lappen und wusch Margarets Gesicht und Hände, wie man es bei einem kleinen Kind tut. Margarets Haut war wie Pergament, trocken und rissig. Die Wirtin bemerkte es, ging hinaus und kam mit einer Dose wohlriechender Salbe zurück. Sie massierte sie in Margarets schmerzende Muskeln, und es fühlte sich überraschend gut an. Die Salbe enthielt offenbar schmerzlindernde Kräuter. Dann zogen sie ihr ein frisches Nachthemd an und halfen ihr wieder ins Bett. Margaret sank in die Kissen, zu erschöpft, um sich zu rühren, und sie hörte die Stimmen der Frauen wie aus großer Entfernung.
»Ich sag dir, Rafaella, sie gefällt mir gar nicht. Sie ist nur Haut und Knochen, und sie bekommt noch mal Fieber, so wahr ich Hannah MacDanil heiße.«
»Ich weiß.«
»Wir brauchen eine Heilerin, aber wir haben hier keine mehr, seit die .alte Grisilda letzten Winter gestorben ist.«
»Irgendjemand muss kommen!« Margaret hörte die Panik in Rafaellas Stimme, und sie hätte ihr sehr gerne versichert, dass keine Heilerin nötig war. Das fehlte noch, dass sie mit einheimischen Kräutern kuriert wurde! Warum war sie überhaupt hierher gekommen? Wieso war Ivor gestorben?
In ihrem Schädel begann es wieder zu pochen, deshalb hörte sie auf nachzudenken. Es war einfacher, sich zurückzuleh
nen und die kühlen, sauberen Laken und ein frisches Nachthemd zu genießen.
»Ich glaube, du solltest lieber nach Ardais reiten und Hilfe holen. Ich würde ja den Jungen schicken, aber ich kann ihn im Augenblick wirklich nicht entbehren. Ich traue diesen Pferdehändlern nicht weiter, als mein Arm reicht, und ich will nicht ohne Mann im Haus sein.« Die Wirtin seufzte. »Wenn Emyn eine andere Sorte Ehemann wäre … aber wozu sich wünschen, was man nicht haben kann.«
Margaret hörte Hannahs Worte aus großer Entfernung, aber die Erwähnung des Namens Ardais ließ sie fast aus ihrer Schwäche auferstehen. Sie wollte protestieren, wollte Rafaella bitten, nicht wegzugehen, nicht zu den Ardais, aber sie war unfähig, die Worte zu formen.
»Ich breche am besten sofort auf. Es ist ein weiter Ritt, und ich will ihn nicht
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