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Darkover 24 - Die Schattenmatrix

Titel: Darkover 24 - Die Schattenmatrix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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gebieterisch und sich ihrer Stellung bewusst. Sie war wirklich eine sehr attraktive Frau, und Mikhail mochte sie, aber sie rührte nicht im Geringsten an sein Herz. Das gehörte eindeutig einem Paar goldener Augen, nicht diesen grünen. Mikhail machte dem Burschen ein Zeichen, und der Mann verschwand im Dunkel der Ställe, um Mikhails großen Braunen zu satteln.
»Ja, es ist wirklich ein guter Morgen! Riech doch nur die Luft! Im Augenblick deutet rein gar nichts auf Schnee hin!« Sie schien sehr glücklich zu sein, viel sorgenfreier als zuletzt. Ihre Haltung strahlte eine große Zuversicht aus, die Mikhail vorher nicht an ihr bemerkt hatte, und er schauderte leicht vor Unbehagen.
»Dann kannst du doch zum Medizinischen Zentrum der Terraner reiten und nachsehen, wie es deinem Sohn geht?«
Gisela sah mit äußerstem Unverständnis zu ihm hinab, als hätte er gerade vorgeschlagen, sie könnte nackt durch die Straßen der Stadt reiten. Dann fing sie sich wieder. »Äh, ja, natürlich. Aber nicht heute. Morgen vielleicht. Was hältst du davon, wenn wir zusammen ausreiten?«
Bevor Mikhail antworten konnte, hörte er ein Flügelschlagen und das mittlerweile vertraute Krächzen seines gefiederten Freundes. Die Seekrähe ließ sich auf seiner Schulter nieder und plauderte munter drauflos. Mikhail hatte sich angewöhnt, ein Fenster in seinem Schlafzimmer einen Spalt offen zu lassen, und die Krähe hatte ihn schon mehrmals besucht und sich jedes Mal mit ähnlichen Lauten angekündigt. In seinem Zimmer war es dadurch immer ziemlich kühl, aber Mikhail war richtiggehend vernarrt in die Krähe und fühlte sich geschmeichelt von ihrer Aufmerksamkeit und Hingabe.
Der Vogel trat von einem Fuß auf den anderen, schlug mit den Flügeln und sah ihn aus großen roten Augen an. Mikhail streckte behutsam den Arm aus, und die Krähe sauste auf ihm hinab, bis sie wie ein Falke auf seinem Handgelenk stand. »Hat man dich gut behandelt?«, fragte Mikhail. Er bekam eine heisere Antwort und entschied, dass es offensichtlich nach dem Geschmack des Vogels war, was in Thendara für ihn abfiel.
»Hast du denn keine Angst, dass er dir die Augen aushackt?«, fragte Gisela und klang ein wenig nervös.
»Nein.« Mikhail bemerkte die Ungeduld in seiner Stimme und wünschte, er hätte sich besser in der Gewalt. Schlimmer noch, er hatte das Gefühl, in einer unhaltbaren Situation zu sein, und empfand einen tiefen Groll. Als der Stallbursche endlich den Braunen in den Hof führte, war Mikhails gute Laune wie weggeblasen, und er stieg mit einer verärgerten.
ruckartigen Bewegung auf. Die Krähe kreischte protestierend, flog auf, kreiste ein wenig und ließ sich auf dem Sattelknopf nieder, als Mikhail aufgesessen war.
»Kommt sie mit uns?«, fragte Gisela. Ihre grünen Augen waren leicht geweitet, und ihre schwüle Stimme klang ein wenig höher als gewöhnlich.
»Aber ja. Sie scheint meine Gesellschaft zu genießen. Ich lasse in meinem Zimmer stets ein Fenster offen, wenn der Wind nicht zu heftig bläst, und sie kommt oft vorbei und erzählt mir alles Mögliche. Schade, dass ich die Vogelsprache nicht beherrsche, ich bin mir sicher, die Krähe kennt inzwischen alle Geheimnisse Thendaras.« Er wendete sein Pferd und ritt in Richtung Straße. Gisela holte ihn ein und beäugte die Krähe voller Abscheu. »Das scheint mir aber nicht der richtige Vogel für einen Herrn und zukünftigen König zu sein«, bemerkte sie trocken. Mikhail sah sie an, ihr Tonfall behagte ihm gar nicht, und eine Weile ritten sie schweigend weiter. Die engen Straßen Thendaras waren von den Hausbesitzern und Kaufleuten zwar vom Schnee geräumt worden, aber an manchen Stellen war das Pflaster noch vereist. Sie ritten durch ein angenehm emsiges Treiben, Fensterläden öffneten sich mit Schwung, Waren wurden ins Freie gestellt. Mikhail hörte Stimmen, Geplauder und Feilschen - ein tröstlicher Radau und so ganz anders als die unterschwelligen Strömungen auf der Burg. Einige Leute beobachteten die Reiter neugierig, und einige winkten ihnen zu, weil sie Mikhail erkannten.
»Du ähnelst wirklich nicht mehr dem Mann, der vor so vielen Jahren bei uns war, Mik.«
»Nein? Inwiefern habe ich mich denn nach deiner Ansicht verändert?«
»Damals warst du mir gegenüber nie so reserviert.« Sie klang zutiefst verwirrt und ein wenig gekränkt.
»Verzeih mir, wenn ich distanziert wirke, Giz. Ich hatte in letzter Zeit sehr viel um die Ohren.«
»Ach, herrje! Das sagen die Leute immer, wenn sie nicht

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