Darkover 24 - Die Schattenmatrix
Bald. Noch vor Mittwinter.« »Wieso denn das?«
Valentas Augen füllten sich mit Tränen, und sie schüttelte heftig den kleinen Kopf, bis die Locken tanzten. Sie begann am ganzen Leib zu zittern. »Ich darf es dir nicht erzählen«, flüsterte sie und biss sich auf die Unterlippe. Dann drehte sie sich um und schoss hinaus auf den Flur. Mikhail und Liriel hörten, wie sich ihre trippelnden Schritte eilig entfernten.
Die beiden starrten einander an. Liriel war von Valentas Benehmen noch verblüffter als er. Sie verdrehte leicht die Augen und hob eine ihrer blassroten Augenbrauen. Es sah so komisch aus, dass Mikhail einen freudigen Stich in der Brust verspürte, wahrscheinlich die Erleichterung und Freude über die Anwesenheit seiner unerschütterlichen Schwester. »Ist sie immer so, oder hat sie irgendetwas?«
Die Frage, wenngleich völlig ernst gestellt, war einfach zu viel, und Mikhail lachte herzhaft, während Liriel verärgert dreinblickte. »Für hier war es ziemlich normal. Valenta ist ein braves Mädchen, sehr intelligent und am wenigsten problematisch von dem ganzen Haufen. Tatsächlich scheinen sie und ihre Schwester Miralys ganz normale Kinder zu sein. Wenn ich eine Frau statt einem Mann für den Thron aussuchen dürfte, kämen durchaus beide in Frage. Bis jetzt habe ich nie richtig begriffen, was Marguerida meinte, wenn sie über unsere Sitten schimpfte.«
»Wirklich?« Liriel sah ihn durchdringend an, und ein leichtes Grinsen umspielte ihren Mund.
»Ja. Am Anfang nahm ich an, dass sie sich einfach nur wie eine Terranerin benahm, dass sie die Dinge so sah, wie sie auf anderen Welten waren, nicht dass sie tatsächlich vernünftig dachte. Wenn sie zu mir sagt, ungeachtet des Geschlechts sollte die geeignetste Person eine bestimmte Aufgabe überneh
men, dann ist das, als würde mein Gehirn zu zerbröseln beginnen. Und das, obwohl ich viel Zeit bei Lady Marilla verbracht und dabei zugesehen habe, wie sie ihr Töpfereigewerbe von einem Brennofen auf ein Dutzend ausbaute, obwohl ich sehr wohl wusste, wie bemerkenswert diese Leistung war. Gleichzeitig dachte ich immer, sie würde sich nur irgendwie beschäftigen und habe es nie als… ernsthafte Arbeit angesehen.«
»Zumindest erkennst du deinen Irrtum, was man von Vater nicht gerade behaupten kann. Er tobt und verflucht Lew Alton und Marguerida, als wären sie nur deshalb auf Darkover, um ihn zu ärgern. Sein neuester Plan ist es, vor den Cortes zu ziehen und zu verlangen, dass Gabriel zum Erben der Domäne Hastur ernannt und Marguerida gezwungen wird, ihn zu heiraten. Mutter sagte, er solle nicht so dumm sein und besser sie die Sache regeln lassen, was zu einem Streit führte, den man in ganz Arilinn hören konnte, auch wenn man kein Laran besitzt. Vater hat unseren Bruder nicht gefragt, sonst wüsste er, dass Gabriel unsere Base bereits in Augenschein genommen hat und sie selbst dann nicht haben wollte, wenn sie die letzte Frau auf Darkover wäre. Er fürchtet sich richtig vor ihr - seit sie Donal mit der Befehlsstimme in die Oberwelt geschickt hat.«
»Wie hat er denn das herausgefunden? Ich dachte, es wäre uns gelungen, die Sache geheim zu halten. Ich habe Gabriel gewarnt, dass man Marguerida lieber nicht wütend macht, aber ich glaube nicht, dass ich ihm auch von der Befehlsstimme oder dem Rest unseres seltsamen Abenteuers erzählt habe.« Mikhail hielt inne und dachte an die Nacht in Armida, als Donal Margaret Alton erschrecken wollte, indem er sich mit einem Bettlaken verkleidet und gespenstische Geräusche von sich gab. Er hatte sie plötzlich geweckt, obwohl er wusste, dass er das besser nicht tun soll, und sie hatte gesprochen, ohne zu wissen, dass ihre Stimme eine so große Macht besaß.
Wie viele andere Eigenschaften von Laran war auch die Befehlsstimme unmöglich vorherzusehen. Doch Marguerida besaß sie in vollem Umfang.
»Gabriel ist nicht dumm, auch wenn er lange nicht so gescheit ist wie du, und es ist endlich in seinen Dickschädel gegangen, dass Marguerida keine der Frauen ist, die er zu seiner Zufriedenheit bändigen kann.«
»Ich kann mir überhaupt niemanden vorstellen, der sie bändigt, nicht einmal ich. Wie sehr sie sich auch bemüht, sie wird immer äußerst eigensinnig und freiheitsliebend bleiben.«
»Natürlich kannst du sie nicht bändigen!« Liriel schnaubte belustigt. »Sie ist nicht hier aufgewachsen, und es ist lächerlich zu erwarten, dass sie sich an unsere Sitten anpasst. Du siehst es wenigstens ein. Wenn doch nur Vater
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