Darkover 25 - Der Sohn des Verraeters
ärgern. Als ich die Idee vor ein paar Stunden vorschlug, sträubte er sich sehr. Der Mann ist feige und ein Säufer. Es ist ein Jammer, dass wir keinen besseren Agenten vor Ort haben, aber er ist der Einzige, der auf der Route unterwegs ist, die der Trauerzug nehmen wird. Und wir haben nicht die Zeit, eine andere Truppe des Fahrenden Volks als unsere Spione auszubilden.« »Ist Nailors vertrauenswürdig?« Granfell reagierte nicht sogleich, und Belfontaine befiel schlagartig ein ungutes Gefühl. »Ich glaube, ja«, kam schließlich die Antwort.
Sie beruhigte Belfontaine keineswegs, sondern ließ vielmehr die zarte Knospe des Unbehagens zu einem ausgewachsenen Angstgefühl werden. Granfell verschwieg ihm etwas, kein Zweifel! Aber was? Er verspürte das Verlangen, dem Größeren an die Gurgel zu gehen und ihn zu würgen, bis er mit der Wahrheit herausrückte. Die ganze Geschichte war seiner Ansicht nach ein einziges Lügengespinst, eine Intrige, um ihn in Verruf zu bringen. Lyle brütete darüber, während ihm der verhasste Wind in den Rücken blies und der Rauch von den Feuern der Stadt ihn zu ersticken drohte. Er sah auf den ramponierten Belag unter seinen Füßen hinab, wo sich das Unkraut durch den uralten Beton geschoben hatte, und musste ein plötzliches Gefühl hilfloser Wut unterdrücken.
Das vor ihm liegende Dilemma war wie eine Hydra. Wenn Granfell die Wahrheit sagte und Regis Hastur tatsächlich tot war, wieso hatte er dann nicht aus anderen Quellen davon gehört? Sicher, Lew Alton hatte ihn früher bei gewissen Angelegenheiten ins Leere laufen lassen, aber es schien nicht zu ihm zu passen, in diesem Fall das Hauptquartier nicht zu benachrichtigen. Der Mann war doch schließlich nur ein Bürokrat, der von sich und seiner Macht eingenommen war. Spielte sich auf Burg Comyn etwa eine Art Auseinandersetzung ab? Vielleicht traute dieser unbekannte Mikhail Hastur Lew Alton nicht – was Belfontaine ganz gelegen käme. Alton war Regis’ Berater gewesen, aber stand er auch mit diesem Neuen auf vertrautem Fuß? Er brauchte bessere Informationen, und er wusste nicht, woher er sie auf die Schnelle nehmen sollte.
Wenn doch nur diese Tochter von Damon Aldaran so nützlich gewesen wäre, wie ihr Vater angedeutet hatte.
Falls andererseits Granfell ein falsches Spiel mit ihm trieb, dann war die ganze Sache womöglich nur ein Komplott mit dem Ziel, ihn zu diskreditieren und seinen platz einzunehmen.
Belfontaine spielte den Gedanken rasch durch. Bei seiner persönlichen Vorgeschichte würde es Granfell nicht schwer fallen, ihre Vorgesetzten davon zu überzeugen, dass er, Lyle, der Anstifter zu einem nicht gene hmigten Angriff auf die einheimischen Herrscher von Cottman IV gewesen war. Immer vorausgesetzt, die Föderation hatte sie nicht für alle Zeiten den kalten Winden Cottmans überlassen.
Weshalb schlug Granfell vor, Truppen aus der Domäne Aldaran einzusetzen? Steckte er mit dem alten Narren da oben in den Hellers unter einer Decke? Miles war vor einigen Monaten in die Hellers gereist, angeblich um die Lage dort zu begutachten. Aber was, wenn der eigentliche Grund ein Besuch bei Dom Damon und dessen Einbindung in Granfells persönliche Ziele war? Sollte Belfontaine abgesetzt werden, wäre Miles sein logischer Nachfolger als Stützpunktkommandant.
Was, wenn der geplante Rückzug der Föderation Granfell zum Handeln gezwungen hatte? Mit einem flauen Gefühl kam Belfontaine zu Bewusstsein, dass ihn sein Hass auf Cottman in die Isolation geführt hatte – und in die Abhängigkeit von Miles Granfell, den er als unzufrieden und ehrgeizig kannte. Aber bis jetzt hatte er immer geglaubt, sich darauf verlassen zu können, dass sich der Mann nicht übernehmen würde.
»Lassen Sie uns eins nach dem andern erledigen, ja?« Miles war, nach dem ärgerlichen Schulterzucken zu schließen, nicht zufrieden. »Wozu warten? Ich dachte, Sie würden sofort zugreifen.« »Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die Sache anzugehen, Miles, und nicht alle beinhalten den Massenmord an hundert oder mehr Leuten.« »Wie Sie meinen. Aber ich schicke Nailors morgen früh zu Vancof, damit dieser eine mögliche Stelle für einen Hinterhalt auskundschaftet.« Er hielt inne, als würde ihn etwas beunruhigen, etwas das er nicht gern aussprach. »Achja, da wäre noch ein kleines Problem. Vancof sagt, bevor er weitermacht, will er einen schriftlichen Befehl von Ihnen. Und einen Kurzwellensender. Komisch, nicht wahr, wie ein großer Teil unserer heutigen
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