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Darkover 25 - Der Sohn des Verraeters

Titel: Darkover 25 - Der Sohn des Verraeters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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liebsten geschrien. Und gelegentlich ging sie tatsächlich mitten in der Nacht in einen der rückwärtigen Höfe und heulte die Monde an, nur damit ihr leichter wurde, und um einmal ganz allein, ohne die Wächter, Diener und all die zänkischen Persönlichkeiten zu sein, von denen die Burg voll war.
    Sie nahm die Arbeit wieder auf und fand eine sehr schwierige Passage, die ihre volle Aufmerksamkeit erforderte. Vielleicht wäre es gar keine schlechte Idee, die Sache auf eine andere Gelegenheit zu verschieben – auf nächstes Jahr gar. Marguerida nahm einen neuen Bogen und sichtete die verschiedenen Stimmen darauf, fand heraus, wo das Problem lag, und tüftelte daran herum, bis sie zufrieden war. Wie hatte sie nur so plump sein können? Sie fragte sich, ob Korniel, der vorzügliche Opernkomponist des letzten Jahrhunderts auf Renney, auch solche Probleme gehabt hatte. Sehr wahrscheinlich. Die Flut von Ys , sein bekanntestes Werk, war Margueridas Maßstab für eine herausragende Leistung, und sie wusste, dass sie wahrscheinlich nie etwas so Großartiges und Bewege ndes zu Stande bringen würde. Immerhin war manches von dem, was sie in Fortführung der umfangreichen Balladentradition über Hastur und Cassilda geschaffen hatte, gar nicht so übel. Sie hatte den Text geringfügig erweitert – hoffentlich nicht so sehr, dass sie die Empfindungen ihres Publikums verletzte und einige fremde Elemente aus Quellen eingeführt, die sie im Norden gesammelt hatte. Erald, der Sohn Meister Everards, des verstorbenen früheren Hauptes der Musikergilde, war dabei sehr hilfreich gewesen. Er hielt sich nicht oft in Thendara auf, da er beim Fahrenden Volk lebte, den umherziehenden Gauklern Darkovers, aber wenn er in der Gegend weilte, kam er jedes Mal zur Burg und unterhielt sich mit ihr. Ein seltsamer Mann, aber sie betrachtete ihn als einen Freund.
    Ja, dieser Refrain, den sie eingeführt hatte, war wirklich gut. Oder aber ihre Augen füllten sich aus einem anderen Grund mit Tränen. Marguerida legte die Feder beiseite, hob die linke Hand mit dem nun von Tintenflecken beschmutzten Seidenhandschuh und wischte den feuchten Film weg. Es war wirklich albern, von seiner eigenen Schöpfung so gerührt zu sein. Andererseits, wenn das Werk ihr selbst die Tränen in die Augen trieb, würde die Wirkung auf ihr Publikum vermutlich die gleiche sein. So ermuntert, ging sie mit frischer Begeisterung wieder an die Abschrift.
    Doch mitten zwischen zwei Strophen trat plötzlich eine Veränderung ein. Im einen Augenblick war Marguerida noch tief in ihre Papiere versunken, und im nächsten fuhr eine Kälte in ihren Körper, die ihre Hand heftig zittern ließ. Die Feder spritzte, machte mehrere Kleckse und glitt ihr aus den Fingern. Über dem linken Auge spürte sie einen scharfen und schmerzhaften Stich, der so schnell wieder verging, dass sie fast glaubte, sie hätte ihn sich nur eingebildet. sie blinzelte mehrmals, und der zunächst verschwommene Raum wurde wieder klar.
    Für einen Moment saß sie einfach nur da, zu überrascht, um denken zu können. Es hatte sich wie eine Art Anfall angefühlt, aber sie hatte seit Jahren keinen mehr gehabt. Erst nach einer Weile begriff Marguerida, dass das, was sie gerade erlebt hatte, nicht ihr widerfahren war, sondern jemand anderem.
    Ihr erster Gedanke galt Mikhail und den Kindern. Ihr vorheriges Unbehagen musste eine jener unangenehmen Heimsuchungen durch die Aldaran-Gabe gewesen sein, ein Blick in die Zukunft. Diese hatte sie nicht häufig, und sie schienen sich immer um Ereignisse zu drehen, die ihr Leben unmittelbar betrafen.
    Dann, ohne dass sie genau begriff, warum sie es wusste, war Marguerida plötzlich klar, was nicht stimmte. Sie stand abrupt auf und stieß gegen den Schreibtisch, sodass das Tintenfass umfiel. Dunkle Flüssigkeit ergoss sich über die Schreibunterlage, die eben kopierten Seiten und ihr Gewand, aber sie nahm kaum Notiz davon.
    Mikhail! Die Alton-Gabe ertönte aus ihrem Geist und ließ alle Telepathen in dem großen Gebäude aufhorchen.
    Was gibt es?
Regis ist etwas zugestoßen! 

2
    Ein kalter Windstoß schlug Katherine Aldaran ins Gesicht und ließ sie nach Luft schnappen. Es war ein Schock nach der Heizungswärme im Gebäude des Raumhafens. Die Angst, die Katherine umfangen hielt, seit Herm sie mitten in der Nacht geweckt und ihr befohlen hatte, für Darkover zu packen, schien ihren Würgegriff für einen Augenblick zu lösen; an ihre Stelle trat nun Zorn. Sie würde nie vergessen, wie

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