Darkover 25 - Der Sohn des Verraeters
gekommen sind, Domna .« »Als ich Herm heiratete, gelobte ich, in guten wie in schlechten Tagen bei ihm zu sein, aber ich muss zugeben, ich habe nicht damit gerechnet, dass man mich mitten in der Nacht aus dem Bett zerren und ans andere Ende der Föderation verfrachten würde, weit weg von allem, was ich kenne, und mit sehr geringer Aussicht, Renney je wiederzusehen.« Die Trauer in ihrer Stimme war nun ebenso wenig zu überhören wie der besorgte Unterton. »Außer meinen Kindern und meiner Base Cara, die in der Abgeordnetenkammer saß, lebt noch meine ganze Familie dort, denn unsere Welt bringt in der Regel sehr viele Reisende hervor. Wir haben alles, was wir brauchen, auf Renney, oder zumindest fast alles. Als ich wegging, schüttelte meine Nana nur den Kopf und meinte, ich würde diesen Tag hoffentlich nicht einmal bereuen. Ich kann mir vorstellen, was sie jetzt sagen würde.« »Ich hoffe, Sie werden Renney nicht zu sehr vermissen, und wir können beide nur beten, dass die Dinge nicht völlig außer Kontrolle geraten.« Sie schüttelte den Kopf, und der Haarknoten in ihrem Nacken verrutschte, sodass Mikhail einen Blick auf die weiche Haut erhaschte. »Ich habe eine Unterhaltung zwischen Lew Alton und Herm mitgehört, und die beiden klangen nicht sehr fröhlich. Ich kann kaum glauben, dass die Premierministerin die Legislative aufgelöst hat. Das kommt mir so … extrem vor. Und wenn man berücksichtigt, dass ich die Frau eines Politikers bin, ist es mir erstaunlich gut gelungen, relativ unwissend zu bleiben. Sich den Kopf über politische Auseinandersetzungen zu zerbrechen, verträgt sich nämlich nicht mit meiner Arbeit.« Sie wirkte leicht verlegen bei diesem Eingeständnis und starrte den inzwischen leeren Becher vor ihr an, als bräuchte sie einen Fixpunkt. Sofort begann ein Diener nachzuschenken.
Domenic, der neben Katherine saß, meldete sich erstmals zu Wort. »Die Auflösung der Legislative war Irrsinn, Domna .« Ein verwirrter Ausdruck trat in seine Miene, als wäre er von seinem eigenen Ausbruch überrascht. Er sah seinen Vater an und entspannte sich, als er keine Missbilligung in dessen Gesicht las.
Mikhail betrachtete seinen ältesten, den geheimnisvollsten seiner Sprösslinge, mit großer Zuneigung. Er wusste nicht, ob es daran lag, dass der Junge in der fernen Vergangenheit empfangen wurde, oder daran, dass er mehrere Wochen im Schoß seiner Mutter verbrachte, während sie und Mikhail in den nebligen Wassern des Sees von Hali wateten, aber Domenic war wesentlich reifer, als sein Alter vermuten ließ, und außerdem unnahbar. Nein, eigentlich nicht unnahbar, es fiel ihm nur schwer, erwachsen zu werden. Manchmal war er unglaublich schüchtern, und dann wieder nahm er kein Blatt vor den Mund, wenngleich er nie die Kühnheit seines Bruder Rhodri an den Tag legte.
Istvana Ridenow, die ihn als Erste geprüft hatte, behauptete, er besitze ein einzigartiges Laran , eines, das sie nicht zu ihrer Zufriedenheit bestimmen konnte. Er verfügte natürlich über die Alton-Gabe des erzwungenen Rapports, sie war genauso ausgeprägt wie bei seiner Mutter, aber da war noch etwas anderes. Mikhail fragte sich gelegentlich, ob Domenic vielleicht die lebende Matrix der Hasturs besaß, aber Istvana meinte, das sei es nicht. Was immer es war, es entwickelte sich auf eigene Weise, langsam und fast schmerzlich. Er zeigte eine Scheu in Gegenwart anderer Leute mit Ausnahme seiner Base Alanna, die ihn zu einem stillen und reservierten Jungen machte.
Katherine sah Domenic interessiert an. »Dem stimme ich zu, aber ich würde gern deine Gedanken dazu hören.« Was rede ich denn da? Ich kann seine Gedanken gar nicht hören, weil ich keine Telepathin bin, aber er hört wahrscheinlich meine, auch wenn Marguerida meinte … zur Hölle mit Herm, weil er mich nicht vorgewarnt hat! Und was ist mit Terese?
Wird mein kleines Mädchen einmal eine Hellseherin oder eine andere Art Hexe, so wie Urgroßmutter Lila angeblich eine war? Bei Nanas Geschichten über sie bekam ich jedes Mal eine Gänsehaut, und jetzt bin ich hier auf einem Planeten, wo manche Leute die Fähigkeit besitzen, in meine Gedanken einzudringen, wann immer sie wollen, und ich kann nicht feststellen, wer es kann und wer nicht. Auch wenn ich nichts zu verbergen habe, das ist untragbar! Diese Gisela würde ich ja schon gern wissen lassen, was ich denke, aber wahrscheinlich hat sie gerade so viel Skrupel, dass sie nicht schnüffelt, wenn ich von Herzen wünschte, sie tue es!
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