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Darkyn: Blindes Verlangen (German Edition)

Darkyn: Blindes Verlangen (German Edition)

Titel: Darkyn: Blindes Verlangen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Viehl
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rau, wie sich die zitternde Hand anfühlte, die sie wegschob. »Ich kann den Rest allein. Lass mich, Mädchen.«
    Wie ein Tier in der Falle hatte er seine Handgelenke von den Nägeln befreit. Vielleicht waren sie das: wunderschöne, zweibeinige Tiere.
    Und außerdem nicht besonders dankbare. »Du willst, dass ich jetzt gehe? Bevor du dich bei mir bedankt und dich von mir verabschiedet und mir ein schönes Leben gewünscht hast? Sag mir, hätte Jesus das getan?«
    Er beugte sich mit immer noch geschlossenen Augen vor. »Wenn du bleibst und ich dich ansehe«, murmelte er, »dann werde ich uns beide töten.«
    Er klang wie ein Flaschengeist, der zu lange in der Flasche eingesperrt gewesen war: wütend und rachsüchtig. Natürlich, er brauchte Blut, und sie war die einzige erreichbare Quelle. In seinem Zustand würde er die Kontrolle verlieren und versuchen, sie leer zu trinken.
    »Ich gehe erst, wenn ich dich so weit befreit habe, dass du es alleine nach draußen schaffst.« Sie schnitt weiter die Ketten durch.
    Fliegen drangen in den Raum ein und flogen um ihren Kopf. Abwesend verscheuchte Nick sie, bis ihr wieder einfiel, dass alle Fliegen oben in der Kapelle waren.
    Sie hatte die Kellertür nicht aufgelassen. Wie waren sie …
    Vater Claudio stand plötzlich hinter ihr, den Stock in die Luft erhoben, und dann schlug er ihr damit auf den Kopf. Nick konnte dem Schlag nicht ausweichen, und in der kurz darauf folgenden Explosion des Schmerzes spürte sie, wie ihre Haut aufplatzte, und dann die Wärme ihres eigenen Blutes. Wie ein Sack Steine fiel sie zu Boden.
    Das Letzte, was sie hörte und sah, bevor die Nacht sie umhüllte, waren Ketten, die auf den Boden fielen, und zwei nackte, schmutzige, wunderschöne Füße, die über den Steinboden gingen.
    Das letzte Mal, als Alexandra in ein privates, so teuer ausgestattetes Labor wie das gegangen war, was Richard in seinem Kerker hatte einrichten lassen, hatte sie am Ende Michael Cyprien operiert. Später war sie Michael außerdem von Eliane als erste postoperative Mahlzeit serviert worden.
    Als ihr wieder einfiel, was ihr das menschliche Leben genommen und sie in einen blutsüchtigen Mutanten verwandelt hatte, wollte sie etwas Intelligenteres tun als beim letzten Mal. Zum Beispiel die Bude hier anzünden.
    Aber wenn sie wieder nach Hause wollte, dann musste sie den Schein wahren.
    »Ich brauche einen größeren Autoklaven«, sagte Alex, während sie sich die Reihe der neuen Geräte ansah. »Noch einen Hemolyzer für mehrere Proben und einen Coagulyzer.«
    Michael Cyprien. Sie brauchte Michael. Jetzt.
    Sie hielt einen Moment inne und versteckte ihre Erregung, indem sie ein paar Tasten an einem leistungsstark aussehenden PC drückte, bevor sie sich dem Mikroskop zuwandte. »Netter Computer. Das Mikroskop reicht vorerst, aber wir müssen später vielleicht noch ein stärkeres haben.«
    Michael war stark. Michael war das, was sie brauchte.
    Alex blieb stehen und blickte finster auf ein billiges Importmodell des Geräts, das sie wirklich brauchte. »Wer hat diese Zentrifuge ausgesucht?«
    »Ich«, sagte Eliane. »Sie sah aus wie die, die Sie in New Orleans haben wollten.«
    »Das war ein richtig gutes Gerät, Spitzenqualität. Das hier? Nichts als Schrott.« Sie ging zum Schrank und sah sich die Instrumente, Messbecher und Phiolen an, die er enthielt. »Ich sehe keine Spritzen, Scheren, Pipetten oder Biopsienadeln.«
    Oder Michael.
    Der Geruch von Kirschtabak erfüllte den Raum. »Meine Tresora mag Ihnen noch keine scharfen Dinge in die Hand geben.« Richards unverkennbare Schritte erklangen hinter ihr. »Und ich auch nicht.«
    »Und wie soll ich Ihnen Blut- oder Hautproben entnehmen? Mit den Zähnen? Antworten Sie nicht darauf.« Alex schloss den Schrank und ging zu dem tragbaren Röntgengerät, dem Probenschrank und dem, was vielleicht ein genetisches Analysegerät sein sollte. »Das hier wird länger dauern, als ich dachte.«
    »Warum?«
    »Ich bin Amerikanerin und amerikanische Geräte gewohnt. Dieses Zeug ist alles europäisch. Ich brauche mehr Bedienungsanleitungen, vor allem für die Elektronik.« Sie deutete auf die Analysekonsole. »Ich bin nicht mal sicher, wie man die anstellt.« Außerdem konnte sie nicht aufhören, an Cyprien zu denken oder daran, wie seine Haut ihr Muskelgewebe auseinanderreißen zu wollen schien.
    Reiß dich zusammen, Alexandra.
    »Alles, was Sie brauchen, wird Ihnen zur Verfügung stehen.« Richard wandte sich um und hinkte zur Tür.
    Gute Arbeit,

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