Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Darkyn: Blindes Verlangen (German Edition)

Darkyn: Blindes Verlangen (German Edition)

Titel: Darkyn: Blindes Verlangen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Viehl
Vom Netzwerk:
zu erwidern.
    Die Goldene Madonna vielleicht?
    Schon als die Hoffnung in ihr aufstieg, zerstörte Nicks Erinnerung sie wieder. Sie war durch den runden Raum im Musée national du Moyen Âge in Paris gegangen, der den sechs berühmten Die Dame und das Einhorn -Wandteppichen gewidmet war. Sie hatten den gleichen blutroten Hintergrund wie dieser hier, und der Künstler hatte die gleichen schwarzen Banner mit drei Halbmonden darin eingewoben. Aber dieser konnte nicht dazugehören; es musste eine Reproduktion oder eine Fälschung sein. Wer würde ein Nationalheiligtum unbewacht im Keller einer einstürzenden Ruine aufhängen, um es an die Rattenpopulation zu verfüttern?
    Als Nick mit den Fingern am oberen Rand entlangfuhr, ließ ihre Berührung den gesamten Wandteppich herunterfallen. Eine Wolke aus Staub, Schmutz und verrotteten Holzfragmenten hüllte sie ein. Hustend bedeckte sie Nase und Mund mit der Hand, während sie die Wand dahinter untersuchte. Neue rote Ziegel füllten einen alten Türdurchgang aus und verbargen einen Raum dahinter. Der Mörtel, der benutzt worden war, musste falsch gemischt worden sein, denn in den Spalten zwischen den Ziegeln waren Löcher, und einige der Ziegel saßen so locker, dass sie sie mit den Fingern hineinschieben konnte.
    »Hallo?« Nick kauerte sich hin und zog die Wandteppichreste von der Wand weg. Eine dicke Schicht Mörtelstaub sicherte den Sockel der neuen Ziegel und war so festgebacken, als läge er schon eine Weile dort. »Vater Claudio, Sie werden niemals einen Job als Maurer bekommen.«
    Komm zu mir.
    Dass sie auf den Hintern fiel, besserte Nicks Laune nicht, und auch nicht, dass sie sich die Handflächen am Steinboden aufschrammte. Sie stand auf und legte ein Ohr an die Wand, bevor sie wieder zurücktrat. »Ist da jemand drin?«
    Stille.
    »Falls es dir nicht aufgefallen ist, das hier ist Privatbesitz, und ich bin hier eingebrochen«, sagte sie der Wand. »Die französische Polizei mag Amerikaner, die in fremdes Eigentum einbrechen, nicht besonders.« Sie wartete auf eine Antwort. »Wenn du meine Hilfe willst, Freundchen, dann sag mir, ob du da drin bist.«
    Stille.
    Nick wurde etwas klar. »Sprichst du Englisch?« Sie wiederholte das in ihrem Wörterbuch-Französisch, zusammen mit »Bist du da drin eingeschlossen?« Brillante Frage. »Willst du, dass ich dich da raushole?«
    Schweigen und Tanne.
    »Werten wir das mal als ein Ja.« Nick kam sich lächerlich vor, als sie sich hinunterbeugte, die Tasche aufmachte und Hammer und Meißel herausnahm. Nach einem Blick auf die Ziegel legte sie beides wieder weg und nahm sich einen kleinen Vorschlaghammer. »Wenn du in der Nähe der Tür bist, dann tritt zurück. Die Kacke ist jetzt gleich richtig am Dampfen.«
    Ein Mörtelhagel folgte dem Metall-auf-Stein-Schlag des Vorschlaghammers. Die Ziegel bewegten sich, zwei fielen in den Raum hinein. Grinsend schwang Nick den schweren Stahlkopf noch einmal, und ein fußgroßes Loch erschien.
    Als sie die vielen Ziegel explodieren sah, hielt sie inne und beugte sich vor, um in das Loch zu blicken. Luft zog um ihren Kopf, als würde der pechschwarze Raum auf der anderen Seite sie in sich hineinsaugen. Unsichtbare Tannenzweige schienen sich um sie zu schließen.
    »Sie haben dir nicht mal ein Nachtlicht angelassen? Geizhälse.« Sie schrammte sich die Knöchel auf, als sie einen Ziegel hineinschob, und dann tropfte etwas Dunkles und Nasses auf ihren Handrücken. Blut, und nicht ihr eigenes.
    Unter dem Blut verschwanden ihre Kratzer.
    »Scheiße.« Sie hielt lange genug inne, um sich ihre Lederhandschuhe anzuziehen, bevor sie an den Ziegeln am Rand des Lochs zog und es erweiterte. Eine merkwürdige Dringlichkeit hämmerte in ihrem Kopf, als würde ein unsichtbarer Wecker auf der anderen Seite der Wand schellen. Ich muss ihn da sofort rausholen, bevor sie kommen und sich uns beide schnappen .
    Das Loch war endlich so groß, dass sich Nick hindurchzwängen konnte. »Auf geht’s.« Sie steckte ihren Kopf und dann ihre Schultern hinein. Der Tannenduft auf der anderen Seite der Wand überdeckte nicht den anderen, schrecklichen Geruch – als hätte jemand mehrere Mülleimer in dem versteckten Raum ausgekippt –, aber sie hatte schon Schlimmeres gerochen. Sie kletterte hinein und tastete nach einem Griff, aber ihre Finger fanden nichts als Boden. Noch mehr Ziegel brachen unter ihrem Gewicht zusammen, und sie fiel aufs Gesicht. Etwas Langes und Hartes riss ihr den Oberschenkel auf.
    Taschenlampe .

Weitere Kostenlose Bücher