Darkyn: Dunkle Erinnerung (German Edition)
dachten, ich würde sterben.« Sie holte tief Luft. »Nur bin ich nicht gestorben.«
Marcella seufzte. »Ich habe Schwierigkeiten, das zu glauben. Wenn das stimmt, dann sind Sie und die andere Frau aus Chicago die einzigen Menschen, die den Wandel überlebt haben, seit …«
»Einem halben Jahrtausend, ja, es war ein bisschen wie der Jackpot im Fangzähne-Lotto«, stimmte Alex zu. »Jedenfalls glaubte ich vier Millionen Dollar später noch mal die wilden Storys des Prinzen der Nacht, kehrte hierher zurück, operierte ein paar seiner gefolterten Freunde, habe mich in ihn verliebt, dämlich wie ich bin, und ließ mich von ihm ganz bis zu Ende verwandeln, um nicht als Laborratte für den König der Schmerzen zu enden.«
»Das wäre dann wohl Richard«, riet Marcella. »Warum sind Sie mit dem Seigneur nach Chicago zurückgekehrt?«
»Da suchten wir nach Thierry Durand. Ich konnte ihm die Beine rekonstruieren, aber mit seinem Verstand sah das ganz anders aus. Er wurde verrückt, nachdem er die Folter der Bruderschaft überlebt hatte, und wir versuchten, ihn vor sich und anderen zu schützen, bis er sich erholt hatte. Aber er entkam. Das war der Punkt, an dem wir Jema Shaw fanden, die andere War-früher-ein-Mensch-wie-ich-und-geriet-in-diese-Scheiße-Frau.« Alex wünschte sich immer noch, sie hätte tausend Dinge in Chicago anders gemacht. »Soweit ich das feststellen konnte, wurde sie als Baby mit Darkyn-Blut infiziert. Aus irgendeinem Grund hat es sie nicht getötet, und dann benutzte ein kranker Mann Drogen und Lügen, um sie dreißig Jahre lang daran zu hindern, sich zu verwandeln.«
Die Frau stützte ihre Hand in ihr Kinn, während sie Alex anstarrte. »Unglaublich.«
»Ekelhaft. Jedenfalls verliebte sich Jema in Thierry – der erholte sich von seinem Wahnsinn draußen schneller als eingesperrt in Michaels Haus –, es gab eine Party, eine Schießerei, einen Schwertkampf, abgehackte Arme und Köpfe, Leute sind gestorben – eben all die Sachen, mit denen sich die Darkyn normalerweise amüsieren. Thierry wurde wieder normal und brachte den verrückten Mann um, der Jema unter Drogen gesetzt hatte. Jema verwandelte sich, ich habe die Überlebenden zusammengeflickt, und dann fuhren wir alle nach Hause.« Alex seufzte. »Irgendwo zwischendrin wurde ich von einem Kupferpfeil in die Brust getroffen, aber das war es so ziemlich.« Sie streckte die Hände aus. »Ta-da.«
»So, so.« Marcella starrte sie für einen Moment an. »Das wäre dann der Grund, warum ich allein lebe.«
Alex lachte, und als sie es tat, mischte sich der Duft von Lavendel mit dem von Glyzinien. Bevor sie den Stimmungswandel der Vampirin ausnutzen konnte, trat ein großer, sehr muskulöser Mann mit hellbraunem Haar und einem Narbengesicht ins Zimmer.
»Hey, Philippe.« Alex begrüßte Michael Cypriens Seneschall mit einem Stirnrunzeln. »Ich dachte, du würdest dir mit Mike in der Stadt die neue Folterkammer ansehen, die die Brüder einrichten.«
Marcellas Augenbrauen hoben sich. »Mike?«
»Sie meint den Seigneur, Madam«, meinte Philippe auf Französisch, das Alex noch immer von Michael lernte, zu Marcella. Zu ihr sagte er in vorsichtigem Englisch: »Wir sind gerade zurückgekehrt und trafen unten Beauregard Paviere. Er möchte mit dir sprechen.«
»Das will er? Ein Vampir – Verzeihung –, ein Vrykolakas , der mit mir sprechen möchte? Das ist neu.« Alex sah Marcella an, während sie ihre Tasche und ihre Blutproben zusammenpackte. »Sie schulden mir eine Lebensgeschichte, wenn ich zurückkomme, um Ihre Adern noch mal anzuzapfen.«
Marcellas Lippen verzogen sich. »Vorausgesetzt, ich bin ein williger Spender.«
Arnauds Schwester begleitete sie nach unten, wo ein großer Mann mit einem langen, ernsten Gesicht, das von zerzaustem braunem Haar umrahmt wurde, in der Eingangshalle auf und ab ging. Er blieb stehen, als er sie die geschwungene Treppe herunterkommen sah, und lief zum Treppenabsatz.
»Sie sind le docteur, oui? Sie werden sofort in meinem Haus gebraucht.« Er war so in Sorge, dass er vor Anspannung zu zittern schien. »Faryl, mein jüngerer Bruder, er ist in ernsten Schwierigkeiten.«
Michael Cyprien, Alex’ Liebhaber, betrat die Eingangshalle. Gerade erst zum Seigneur ernannt, war er der mächtigste Vrykolakas von Amerika und stand allen Jardins in den Vereinigten Staaten vor, weshalb alle Vampire ihn ansahen, sobald er etwas sagte. Alex sah ihn an, weil er normalerweise der heißeste Typ im Raum war und weil er ihr
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