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Darkyn: Dunkle Erinnerung (German Edition)

Darkyn: Dunkle Erinnerung (German Edition)

Titel: Darkyn: Dunkle Erinnerung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Viehl
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bis der Fall aufgenommen und untersucht war. Auf dem Weg nach Hause hatte sie eine Flasche Wodka und Orangensaft gekauft, um sich zu betrinken, sobald sie zu Hause war. Als sie Keri auf der Treppe traf, hatte sie diese zu sich eingeladen, um die Katastrophe mit ihr zu feiern.
    Keri hatte nicht viel getrunken, aber zugehört, während Sam sich durch vier Screwdriver und zwei Gläser Stoli kämpfte. Schließlich hatte sie ihr den Wodka weggenommen und in den Kühlschrank gestellt.
    »Du solltest etwas anderes machen, als hier zu sitzen und wegen eines Mannes unglücklich zu sein«, meinte Keri.
    Sam, die sonst nie viel Alkohol trank, hatte ihr erstes richtiges Saufgelage sehr genossen. »Was denn zum Beispiel?«
    Was danach passiert war, hatte sie alles über Keri Lewis erfahren lassen, was sie wissen musste, und eine Woche später endete ihre Freundschaft mit einer spektakulären Szene vor Sams versammelten Kollegen. In letzter Zeit ging Keri ihr möglichst aus dem Weg, aber Sam konnte trotzdem nicht an der Tür ihrer Nachbarin vorbeigehen, ohne sich schuldig zu fühlen. Sie hatte zu oft versucht, sich zu entschuldigen, aber das hatte die Situation nur verschlimmert.
    Das Schellen des Telefons weckte Sam, zwei Stunden nachdem sie schlafen gegangen war, und Garcias Sekretärin erklärte ihr, dass sie wegen eines Schichtwechsels ins Büro kommen musste. Müde, aber ohne gegen einen der Nachteile des Polizistendaseins aufzubegehren, zog sich Sam an, trank eine Tasse übrig gebliebenen Kaffee und verließ die Wohnung.
    Sie hatte die Treppe fast erreicht, als sie Keri hinter sich hörte. »Samantha. Ich dachte, du arbeitest nachts.«
    Sam schloss für einen Moment die Augen und zwang ein Lächeln auf ihr Gesicht, bevor sie sich umdrehte. »Das tue ich eigentlich. Aber jetzt offensichtlich nicht mehr. Wie geht es dir, Keri?«
    »Noch ganz die Alte.«
    Ein Puppenmacher hätte Keri Lewis aus Porzellan und goldener Seide gemacht haben können. Ein kurzes, hartes Lächeln enthüllte ihre perlweißen Zähne, die nur etwas weniger blendend waren als ihre großen grünen Augen. Die Siena-Wildlederjacke, eine eng sitzende ausgeblichene Jeans und ein weißes Tanktop passten nicht wirklich zu ihrer eleganten Schönheit, aber Keri mochte, wie sie es ausdrückte, Leder lieber als Spitze.
    »Ich habe versucht dich anzurufen«, sagte Keri zu ihr, »aber da hat jemand eine neue Nummer.«
    »Ich habe vergessen, sie dir zu geben.« Nein, hatte sie nicht. »Um was geht es denn?«
    »Ich habe meine Wohnung für den Sommer untervermietet, weil ich ein Haus kaufen will. Das Mädchen heißt Christian. Sie sieht ein bisschen wild aus, aber sie hat die Kaution bar bezahlt. Sie zieht heute Vormittag ein.« Ein Auto hupte unten, und Keri blickte in die Richtung. »Ich werde abgeholt. Ich komme nicht mehr zurück.« Sie musterte sie noch einmal auf herablassende Weise von oben bis unten. »Es war interessant.«
    »Ja.« Sam hätte fast die Hand ausgestreckt, beschloss dann aber, dass ein Lächeln weniger beleidigend war. »Viel Glück mit deinem neuen Haus.« Sie zuckte nicht zusammen, als Keris Handfläche auf ihre Wange traf, und sie versuchte nicht zurückzuschlagen. »Es tut mir leid.«
    Ein zierliches Mädchen, das einen lilafarbenen Sitzsack die Treppe hinauftrug, blieb stehen und sah sie überrascht an.
    »Nein, tut es dir nicht, du Schlampe. Du liebst das.« Keri trat vor, so als wollte sie noch einmal zuschlagen; dann fluchte sie und lief an der jungen Frau mit dem Sitzsack auf der Treppe vorbei nach unten. »Ich hoffe, eines Tages gibt dir jemand etwas, das du wirklich brauchst, Samantha, und nimmt es dir dann in der Minute weg, in der du es zu genießen beginnst. Genauso, wie du es bei mir gemacht hast.«
    Sam sah, wie sie die Treppe hinunter und hinaus auf den Parkplatz lief, wo sie in einen schwarzen Sportwagen stieg.
    »Tja.« Das Mädchen stellte sich neben sie. »Ich würde sagen, sie ist ziemlich sauer auf Sie.«
    Sam warf ihr einen Seitenblick zu. Das, was sie für eine blaue Wollmütze gehalten hatte, waren tatsächlich die Haare der jungen Frau. Silberne Ringe waren durch ihren rechten Nasenflügel, ihre linke Augenbraue und die Mitte ihrer Lippe gepierct, und ein schwarzes Tattoo, das einen chinesischen Buchstaben darstellte, zierte ihren Nacken. Ihre Fingernägel waren bis zum Nagelbett abgekaut, und blaue Flecken zogen sich um ihr rechtes Handgelenk. Sechzehn oder höchstens siebzehn. Sam wusste, dass ihr Vermieter die Angaben

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