Darkyn: Dunkle Erinnerung (German Edition)
Brüdern her auf das kleine Gotteshaus zu.
Er stand einen Moment draußen vor der Kapelle und ließ den Blick über das Klostergelände schweifen. Bromwell und Mercer hatten sich so sehr bemüht, die Außenwelt nicht bis hierher vordringen zu lassen, aber sie ließ sich nicht mehr zurückhalten. Die Bedürfnisse der Menschen in der Welt konnte man nicht mit Zäunen und Mauern aussperren. Und ob es John gefiel oder nicht, die Darkyn waren ein Teil dieser Welt.
John ging hinein. Er nahm nicht den Platz des Abtes vor dem Altar ein, sondern blieb hinten in der kleinen Kirche stehen. »Vater Lane hat Selbstmord begangen«, sagte er ohne lange Vorrede. »Bevor er starb, sagte er etwas über einen Nachtclub und den französischen Nationalfeiertag. Was hatte er da geplant?«
»Der Abt litt unter Halluzinationen, Bruder Patrick«, meinte Ignatius sofort. »Es tut mir sehr leid, aber Sie müssen wissen, dass er wieder angefangen hatte zu trinken. Sie wissen ja, wie irrational Alkoholiker manchmal sein können …«
»Ich weiß Bescheid über die Darkyn, Ignatius«, unterbrach ihn John. »Sie haben meine Schwester entführt. Sie ist jetzt eine von ihnen.« Er ignorierte die blassen Gesichter und die gemurmelten Gebete. »Ich weiß auch, was die Brüder den Vampiren antun, die sie fangen. Sie brachten mich unter dem Vorwand nach Rom, mich in den Orden aufzunehmen, und setzten mich unter Drogen und folterten mich.«
Für eine lange Zeit sagte keiner ein Wort, und dann fragte Bruder Jacob: »Was wirst du jetzt tun, Bruder Patrick?«
Er würde nicht mehr weglaufen. »Mercer sagte mir, dass ihr alle hier wie echte Priester gelebt habt. Ihr habt Gutes getan und euch dem Glauben verschrieben und die Verfehlungen bereut, die ihr im Namen der Bruderschaft begingt. Ist das das Leben, das ihr führen wollt?« Er sah die Männer nicken. »Dann ist es Zeit, den Orden zu verlassen.«
»Du weißt nichts«, sagte Ignatius und trat vor, das Gesicht wutverzerrt. »Niemand verlässt den Orden. Wir werden hineingeboren, leben darin, und wir sterben für ihn.«
War der Einfluss der Bruderschaft auf diese Männer noch groß? Eher nicht mehr, nach zwanzig Jahren, dachte John.
»Ihr werdet das Kloster verlassen und eine neue Identität annehmen müssen, aber auf den Konten ist genug Geld, um euch einen Neuanfang zu ermöglichen«, sagte er zu ihnen.
Der alte Mönch steckte die Hände in seine Ärmel. »Die Kirche bestehlen? Niemals.«
»Dieses Geld gehört nicht der Kirche, und es stammt auch nicht von der Kirche. Die Bruderschaft hat euch bezahlt«, erinnerte ihn John. »Ihr habt die Wahl.« Er wandte sich um und ging.
Ignatius holte ihn draußen ein. »Bravo, Bruder Patrick. Du hast mit einer Rede erreicht, wozu meine Brüder und ich uns in zwanzig Jahren nicht durchringen konnten. Meine Brüder beraten schon darüber, wie wir Florida verlassen und wo wir uns niederlassen sollen.«
John dachte an die vielen Staaten, durch die er gereist war. »Die Carolinas sind schön, und es gibt sehr viele bedürftige Menschen in den Bergen.«
»North Carolina.« Ignatius’ Stimme wurde weich. »Ich bin da mal durchgefahren, als ich noch ein junger Mann war. Dort ist es sehr grün.« Er seufzte. »Du möchtest nicht vielleicht Bruder Nicholas adoptieren?«
»Nicht einmal, wenn ihr mir Geld dafür bietet. Macht euch keine Sorgen; er wird in North Carolina viele Blätter zum Wegfegen haben. Was er und die anderen Männer brauchen, ist eine starke Hand, die sie in ihr neues Leben führt.« Er warf dem alten Mönch einen Seitenblick zu. »Abt Ignatius klingt gut, finde ich.«
»Abt William«, sagte Ignatius. »Wenn ich aus dem Orden fliehe und eine neue Identität annehmen muss, dann lasse ich mir die Chance nicht entgehen, meinen schrecklichen Namen abzulegen.« Er blieb mit John am Tor stehen. »Du gehst zu dem Nachtclub, von dem Vater Lane wollte, dass wir ihn angreifen.« Als John nickte, runzelte er die Stirn. »Was willst du tun?«
»Was Mercer hätte tun sollen«, sagte John. »Einen Weg finden, einen Waffenstillstand auszuhandeln.«
»Mercer?« Ignatius sah irritiert aus. »Du meinst Vater Lane? Aber sein Vorname war Leigh.«
23
»Die Leute glauben, dass der Lebensstil der Gothics nur aus Klamotten und Frisuren und so einem dämlichen Scheiß besteht«, meinte Chris, während sie Sam eine dunkle Tönung ins Haar kämmte.
Sams Badezimmerspiegel hatte die Nacht mit Lucan nicht überlebt, also benutzten sie Keris. »Ist es das
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