Darkyn: Dunkle Erinnerung (German Edition)
entführen? Du bist meine einzige Trumpfkarte im Kampf gegen ihn. Natürlich wird er dich an mir riechen und glauben, ich hätte dich genommen, dein Blut, deinen Körper und deine Seele.« Er zog die Decke, die sie weggetreten hatte, wieder über sie. »Du musst dir keine Sorgen machen, Alex. Es ist eine wohlbekannte Tatsache, dass ich Michael noch nie im Kampf besiegen konnte. Selbst wenn ich nach deinem Blut rieche, bezweifle ich, dass das Blatt sich zu meinen Gunsten wenden wird.«
»Warum tust du es dann? Er wird dich umbringen. Und er wird dich vorher leiden lassen.«
»So viel steht fest.« Er lächelte auf sie herunter. »Aber ein Mann sollte den Tag wählen können, an dem er seinen Kopf verliert, nicht wahr?«
»Du bist verrückter als jeder Vampir, der mir jemals begegnet ist, inklusive Thierry Durand, als er noch wahnsinnig war, aber du bist nicht lebensmüde«, erklärte sie sofort. »Ruf Michael an, erklär ihm das Spiel, das du hier spielst, was es auch sein mag. Bitte um einen Waffenstillstand. Er wird ihn dir gewähren.«
»So werden die Dinge seit Jahrhunderten geregelt. Du kannst die Kyn nicht ändern.« Er sah auf ihre Hand, die sie um sein Handgelenk gelegt hatte. »Daran solltest du denken in den Jahren, die noch kommen werden.«
Ihre Pupillen wurden zu Schlitzen. »Du hast mich nicht vergewaltigt, und ich glaube auch nicht, dass du die Polizistin vergewaltigt hast. Ich habe gesehen, wie du sie angesehen hast. Du willst nicht mal Michael umbringen. Es ist, als würdest du versuchen …« Ihre Augen wurden groß. »Oh mein Gott.«
Er löste ihre Hand von seinem Arm. »Wenn es vorbei ist, würdest du zu ihr gehen und ihr etwas ausrichten?«
»Ihr?« Verwirrt sah Alex zu ihm auf. »Du meinst die Polizistin?«
Er nickte. »Ihr Name ist Samantha. Sag ihr, dass ich Frances geliebt habe, nicht sie. Dass ich alles, was ich mit ihr gemacht habe, nur aus Liebe zu Frances tat. Sie reagiert nicht auf l’attrait , also wirst du sie mit Worten allein überzeugen müssen.«
»Das ist Blödsinn«, murmelte Alex. »Wer ist Frances, und warum soll ich der Polizistin eine so dämliche Geschichte erzählen?«
»Weißt du, wenn du zu mir anstatt zu Michael gekommen wärst, dann hätte ich mich genauso in dir verloren. Du bist eine so intelligente, wunderschöne Frau.« Er legte ihr einen Moment seine behandschuhte Hand an die Wange. »Wirst du es ihr ausrichten?«
»Ich brauche noch immer einen Grund.«
»Der Grund.« Lucan konnte es aussprechen, dieses eine Mal. »Weil ich sie liebe, Alex.«
Sam versuchte mehrere Stunden lang, sich zu befreien, jedoch ohne Erfolg. Trotz aller Bemühungen stellte sie fest, was Tausende von Kriminellen bereits wussten: gewöhnliche Polizei-handschellen konnten nicht aufgedrückt, aufgehebelt oder aufgehämmert werden. Im Morgengrauen schlief sie ein, wachte jedoch wieder auf, als sie ein Geräusch aus dem Stockwerk unter ihr hörte, aber als sie rief, antwortete niemand.
Sie musste in den Nachtclub und diese Sache stoppen, die Lucan plante. Wie wusste sie nicht, aber Alex Keller würde ihr vielleicht helfen. Falls sie ihr glaubte und Sam sie von Lucans Ketten befreien konnte, und wenn sie Michael Cyprien davon abhalten konnte, Lucan umzubringen … Sam zog erneut an den Handschellen.
Nichts funktionierte. Nachdem sie sich neue blaue Flecke beigebracht hatte, schlief Sam ein und wachte erst am späten Nachmittag wieder auf, als sie die Tür auf der anderen Seite des Flurs zuknallen hörte.
»Chris?« Sie setzte sich auf und trank etwas Wasser, weil ihre Kehle so trocken war, dann rief sie noch einmal den Namen des Mädchens.
»Sam?«, antwortete Chris vor ihrer Wohnungstür. »Geht es dir gut?«
»Nein«, schrie sie zurück. »Tritt die Tür ein.«
»Bei den ganzen Schlössern? Keine Chance.«
Sam blickte sich hektisch im Zimmer um, und dann fiel ihr Blick auf den Balkon, der nur einen halben Meter von Keris entfernt war. Lucan hatte letzte Nacht die Scheibe zerbersten lassen. »Kannst du von deinem Balkon auf meinen klettern? Sei vorsichtig; da draußen liegen eine Menge Glasscherben.«
»Okay. Warte einen Moment.«
Ein paar Minuten später knirschte Glas, und dann erschien eine zerzauste Chris an der Schiebetür. »Bin ich froh, dass ich keine Höhenangst habe. Wer hat das Glas an der Schiebetür« – sie sah auf Sams gefesselten Arm – »zerbrochen?«
Sam sackte erleichtert zusammen. »Der Ersatzschlüssel ist in der obersten Schublade der Kommode. Kannst
Weitere Kostenlose Bücher