Darkyn: Ruf der Schatten (German Edition)
der Chicago City News , holte auf dem Weg in die morgendliche Redaktionskonferenz den letzten Stapel Abzüge aus dem Labor. Er hatte versucht, ein Bild von Daniel Lindquist in seinem Zimmer im Lighthouse zu machen, aber die Sicherheitsbeamten hatten ihn geschnappt, bevor er einen Fuß auf die Station setzen konnte.
Sein Redakteur nahm die verpasste Gelegenheit gelassen. »Niemand bringt irgendetwas über Lindquist oder den Mordversuch seiner Schwester; das ist Schnee von gestern. Aber offenbar wurde gestern Senator Ryan Litton in der Stadt verhaftet, weil er eine minderjährige Prostituierte angesprochen hat .«
»Oh, ja ?« Kinneys Miene erhellte sich. »Wie alt war sie ?«
» Er ist fünfzehn « , erklärte ihm der Redakteur grinsend. »Ich will, dass du zum Gericht fährst; um zwölf Uhr wird Anklage gegen Litton erhoben. Sie haben die Presse ausgesperrt, also holst du mir so viele Nahaufnahmen von draußen, wie du kriegen kannst. Irgendetwas, wo man ihn in Handschellen sieht oder wo er von den Polizisten abgeführt wird .«
»Warte .« Serena, die Lifestyle -Redakteurin, nahm eines von Kinneys Fotos vom Tisch. »Wer ist das ?«
Kinney betrachtete das Bild, das er von der jungen Asiatin draußen im Garten des Lighthouse geschossen hatte. Er hatte das nur aufgenommen, um sein Objektiv richtig einzustellen. »Niemand .«
»Was ist das für ein Muttermal auf ihrer Schulter ?« Serena benutzte eine Lupe, um die Stelle zu untersuchen, und antwortete sich dann selbst. »Sieht aus wie irgendein Vogel-Tattoo .«
»Heutzutage ist doch jeder tätowiert .« Kinney streckte sich und gähnte. »Wen interessiert das ?«
»Ich mache gerade eine Titelgeschichte über die nächste Generation der Pflegeheime « , erklärte ihm Serena. »Das sind tolle Farben, und der Garten sieht unglaublich aus. Ich könnte Lindquist erwähnen, schließlich ist er dort Patient, und vielleicht ein oder zwei Fotos von seiner Schwester mit reinnehmen .«
Der Chefredakteur schüttelte den Kopf. »Die da oben haben kein Interesse daran, Lindquist über heiße Kohlen laufen zu lassen. Das haben sie sehr deutlich gemacht .«
»Alte Golffreunde sterben eben niemals aus .« Kinney machte eine abfällige Geste mit der Faust. »Sie sorgen dafür, dass ihr Freundeskreis zufrieden ist .«
»Also kein Wort über Lindquist; verstanden .« Serena betrachtete erneut das Bild. »Ich brauche trotzdem noch ein Farbfoto für die Geschichte. Sie steht mit dem Rücken zur Kamera, also brauchen wir keine Einwilligung von ihr. Macht’s dir was aus, wenn ich das benutze, Boyce ?«
Lifestyle brachte ausschließlich Wohlfühl-Geschichten, die meist nur Platz beanspruchten, deshalb hatte Kinney nichts dagegen. »Von mir aus .«
Einen Tag später schlug ihm sein Redakteur auf die Schulter. »Du wirst es nicht glauben. AP hat das Gartenfoto von dir genommen. Und wir haben auch Nachdruck-Anfragen von einem Dutzend Nachrichtenagenturen in Übersee .«
Mein erster großer Durchbruch, dachte Kinney. Und es musste ausgerechnet ein Schnappschuss sein, den er nur gemacht hatte, um sein Objektiv einzustellen. »Schade, dass ich das Gesicht des Mädchens nicht erwischt habe. Sie wäre jetzt berühmt .«
3
Das zwanzigste Jahrhundert war nicht nett zur katholischen Kirche gewesen. Die Mitgliederzahlen sanken, und die Zahl der Skandale stieg; der weltweite Rückgang der ordinierten Priester war nicht mehr nur ernst, sondern besorgniserregend. Atheisten und Abtreibungsbefürworter verfolgten die Kirche und nutzten je de Gelegenheit, um ihren guten Namen in den Schmutz zu ziehen.
Selbst in Ländern, wo der Katholizismus die Bevölkerung strenger kontrollierte als die unwichtigen Diktatoren, die mit monotoner Regelmäßigkeit aufstiegen und entmachtet wurden, hatte die junge Generation den Kontakt zum Glauben verloren. Junge Katholiken gingen nur an hohen Feiertagen in die Kirche, vor allem, um ihre mürrischen älteren Verwandten zu beruhigen.
Niemand fürchtete noch den Zorn Gottes. Allah und der verrückte Dschihad, den man in seinem Namen gebildet hatte, waren zum Feindbild des Jahrhunderts
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