Darkyn: Ruf der Schatten (German Edition)
geworden.
InChicagohattendieEinsparungsmaßnahmenderErzdiözeseesnotwendiggemacht,beifastderHälftederKircheninderStadtdieKostenzusenken.Einigewarensogargeschlossenworden,undmanhattedieGemeindemitgliederwoandershinzurMessegeschickt.DerErzbischofvonChicagohattedieDemütigungertragen,seineSachenzusammenpackenzumüssenundnachSt.Lukeversetztzuwerden,derbescheidenstenGemeindederStadt.
Es war eine Strafe, die aus Rom gekommen war, von einem Kardinal, der so wenig mit der katholischen Kirche zu tun hatte wie August Hightower.
»Ich habe die Zeitung gefunden, Eure Exzellenz « , sagte Mrs Clare Murphy, als sie das Tablett mit seinem Nachmittagstee brachte. Die neueste Ausgabe der Chicago City News klemmte unter ihrem Arm. »Warum der Shaughnessy-Junge sie jeden Morgen in die Hecke wirft, wird mir ein Rätsel bleiben .« Sie stellte das Tablett ab und holte die Zeitung aus ihrer Plastikhülle. »Sieht aus, als hätte es Senator Litton mal wieder auf die Titelseite geschafft .«
»Die Sünden des Fleisches werden nicht nur von den Schwachen begangen, Mrs Murphy .« August unterdrückte ein Lächeln, als er die Zeitung nahm und aufschlug. Die Presse schlachtete den Sexskandal wie immer genüsslich aus. »Wir werden für ihn beten .«
»Ich bete für seine Frau « , erklärte die ältere Frau, und ihr verhärmtes Gesicht verzog sich angewidert. »Gott helfe ihr, aber wer weiß, was für schreckliche Krankheiten er dem armen Ding schon übertragen hat .«
Senator Litton hatte nicht mehr mit seiner Frau geschlafen, seit er sie vor fünfundzwanzig Jahren mit ihrem einzigen Sohn geschwängert hatte. Hightower machte sich nicht die Mühe, diese sehr persönliche Information an seine Haushälterin weiterzugeben. Und er musste den Artikel auch nicht lesen, der unter der Schlagzeile stand, um zu wissen, dass der Stricherjunge, mit dem der Senator vor seiner Verhaftung rumgemacht hatte, von der Polizei in eine von der Erzdiözese geführte Einrichtung für Ausreißer gebracht worden war. Schließlich hatte er die Überführung selbst arrangiert.
Jetzt,nachdemdieserlästigeliberaleAtheisten-SenatorfürimmeralspolitischAussätzigergebrandmarktwarundgezwungenseinwürde,nochvorMonatsendevonseinemAmtzurückzutreten,konntederOrdenmitdenPlänenfürdieNeubesetzungdesPostensfortfahren.Dreistreitbare,strengkonservativeKandidaten,dietatsächlichregelmäßigSexmitihrenebensolangweiligenwieunattraktivenEhefrauenhatten,standenderzeitzurWahl.WennererstvonanderenwichtigenPolitikernunterstütztwurde,diederOrdenkontrollierte,würdederGeeignetsteundGierigstedesTrioszweifellosinden US -Senateinziehen.
Alles lief so, wie es sollte.
Hightower aß während der Lektüre des Nachrichtenteils vergnügt drei Windbeutel und eine Napoleon-Schnitte und kaute gerade auf einem Stück Fruchtkuchen, als er die Lifestyle-Seiten aufschlug. Als er das Foto auf der Titelseite sah, das einer jungen Frau in einem wunderschönen Garten, lächelte er. Bis er das Tattoo auf ihrer Schulter bemerkte und sich verschluckte. Kiwi- und Erdbeerstückchen landeten auf seiner Schreibtischunterlage und der Zeitung, bis er endlich wieder atmen und sich das Bild genauer ansehen konnte.
Das Foto zeigte eine junge Frau, die mit dem Rücken zur Kamera kniete. Sie hatte sich eine Jacke um die Hüften gebunden, und das Top, das sie trug, hatte einen T-förmigen Ausschnitt am Rücken, sodass ihre glatten Schultern zu sehen waren. Sie hätte irgendjemand sein können, dachte Hightower, und dann holte er die Lupe aus seiner Schreibtischschublade und hielt sie über das Bild.
Das Foto war grobkörnig, aber nicht so sehr, dass das Tattoo eines roten Schwans nicht zu sehen gewesen wäre.
»Das kann nicht sein .«
August saß wie erstarrt da, bis Cabreri ohne anzuklopfen und mit einer zerknitterten Ausgabe des Lifestyle-Teils in der Hand in sein Büro kam.
»Eure Exzellenz, haben Sie gesehen … « Er sah die Zeitung, die Hightower in der Hand hielt. »Dann wissen Sie es .«
»Dass der Rote Schwan noch lebt? Nein, Carlo. Das wusste ich nicht. Niemand wusste das .« Hightower warf die Zeitung beiseite und riss sich die Serviette aus dem Kragen. »Ganz sicher nicht Rom .«
Als Mitglieder von Les Frères de la Lumière mussten sowohl Hightower als auch sein Assistent so tun, als wären sie Mitglieder der katholischen Kirche. Im Mittelalter war ihr geheimer Orden gegründet und damit beauftragt worden, die Kirche und die Menschheit vor einer Gruppe verfluchter Priester zu schützen, die zu
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