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Darkyn: Ruf der Schatten (German Edition)

Darkyn: Ruf der Schatten (German Edition)

Titel: Darkyn: Ruf der Schatten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Viehl
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Abend damit gefahren.
    Sie wollte sich eigentlich im Häagen-Dazs-Café ein Eis kaufen, aber das merkwürdige Gefühl, beobachtet zu werden, ließ sie weiterlaufen. Sie blickte sich mehrmals um, aber keiner der Leute, die auf dem Pier spazieren gingen, sah sie an.
    An der Festival Hall ging sie auf die tiefer gelegene Terrasse und betrat das Smith Museum, ihren Lieblingsort auf dem Pier.
    Die lange, stille Galerie des Museums beherbergte einhundertfünfzig Buntglasfenster, und der Eintritt war kostenlos. Als erstes Buntglasfenster-Museum in den Vereinigten Staaten zeigte das Smith einige der spektakulärsten weltlichen und religiösen Fensterbilder im ganzen Land.
    Liling liebte die ruhige Atmosphäre des Museums genauso wie die strahlenden, wunderschönen Ausstellungsstücke. Es wirkte eher wie eine Kathedrale des Lichts und der Kunst als wie eine Touristenattraktion; durch die Galerie zu gehen und die bunten Farben zu sehen, stillte einen namenlosen Hunger in ihr. Ihre Kindheit war so langweilig und grau gewesen; hier konnte sie mit den Genies John La Farge und Louis Comfort Tiffany kommunizieren und die Welt mit deren Augen sehen.
    So wunderschön die Smith’sche Sammlung wichtiger Glaskunstwerke war, Lilings Lieblingsstück war Die sitzende Frau im Garten , ein Fenster für ein Treppenhaus, das von einem unbekannten Künstler Ende des zwanzigsten Jahrhunderts geschaffen wurde. Sie ging immer zuerst dorthin, stand in dem sanften weißen, kupfer- und türkisfarbenen Schein und betrachtete die Frau auf dem Glasfenster.
    Der Künstler hatte Hunderte von winzigen Glasstücken in lebhaften Farben benutzt, sodass das Sonnenlicht, das hindurchschien, ein wunderschönes Licht auf einen Flur oder eine Treppe werfen würde. Aber es war die Frau selbst, nicht die ungewöhnlichen Farben, die Liling faszinierte. Die Frau saß ganz allein da in ihrem weißen Kleid, das ihr von einer Schulter gerutscht war, und mit ihrem leuchtend roten Haar, das sich in den zarten Glasblumen spiegelte, aber sie wirkte heiter und glücklich.
    »Sie sieht aus, als würde sie auf ihren Geliebten warten .«
    Liling drehte sich um und bemerkte überrascht, dass Valentin Jaus direkt hinter ihr stand. »Mr Jaus. Was tun Sie denn hier ?«
    »Ich verfolge Sie .«
    Ihre Kinnlade fiel nach unten. »Wie bitte ?«
    »Ich mache schlechte Witze. Luisa sagte mir, dass Sie oft abends zum Pier gehen « , sagte er. »Ich war noch nie hier, und ich hatte heute Abend nichts zu tun, deshalb wollte ich mir das alles auch einmal ansehen. Als ich kam, sah ich Sie vor mir hergehen und bin Ihnen gefolgt .«
    Kein Wunder, dass sie das Gefühl gehabt hatte, beobachtet zu werden. Aber niemals in einer Million Jahren hätte sie geglaubt, dass es Luisas reicher Freund sein könnte.
    »Es ist so komisch, Sie außerhalb des Krankenhauses zu treffen .« Sie konnte nicht fassen, dass sie das wirklich gesagt hatte. »Nicht dass es komisch wäre, dass Sie herkommen. Sie können natürlich hingehen, wo Sie wollen. Es kommt nur so, äh, überraschend .«
    »Ich war genauso überrascht, Sie zu sehen « , gestand er. »Ich wollte nicht ungehörig wirken, indem ich Sie einfach anspreche, aber ich war neugierig auf dieses Museum, und es erschien mir höflich, Sie zu begrüßen .« Er beobachtete ihr Gesicht wachsam. »Vielleicht war das falsch .«
    »Oh, nein. Ich bin froh, dass Sie gekommen sind. Das ist ein wunderschönes Museum. Ich sehe mir die Fenster mindestens einmal in der Woche an .« Was sie offiziell zur langweiligsten Person in ganz Chicago machte. »Ich hoffe, die Ausstellungsstücke gefallen Ihnen, Mr Jaus .«
    »Da Sie dieses Museum sehr viel besser kennen als ich, könnten Sie mir vielleicht sagen, in welchem Raum die Tiffany-Sammlung ausgestellt ist ?« , fragte er. »Ich finde seine Arbeiten besonders fesselnd .«
    »Es geht dort entlang .« Liling führte ihn in den Raum, wo die Ausstellungsstücke strategisch tief im Schatten platziert waren und von hinten effektvoll beleuchtet wurden.
    Die Tiffany-Fenster waren großartige Beispiele der Glasfensterkunst in ihrer meisterhaftesten Form. Liling erklärte Jaus die verschiedenen Glasarten, die der Künstler benutzt hatte, um die Fenster zu erschaffen, und die oft wagemutige Technik, die er entwickelt hatte, um mehr Bewegung und Leben in jedes Stück zu bringen.
    »Woher wissen Sie so viel über diesen Mann ?« , fragte Jaus.
    »Ich habe mir im Museumsshop ein Buch über Tiffany gekauft « , erklärte sie, froh darüber,

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