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Darkyn: Versuchung des Zwielichts (German Edition)

Darkyn: Versuchung des Zwielichts (German Edition)

Titel: Darkyn: Versuchung des Zwielichts (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Viehl
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Augen. »Ja, Eure Exzellenz.«
    Sehr jung von den Eltern verlassen, waren John und seine jüngere Schwester in diversen Pflegefamilien aufgewachsen und hatten manchmal übergangsweise auf der Straße gelebt, bevor die Kirche sich für sie interessierte und ihre Adoption durch ein gut situiertes weißes Paar arrangierte.
    Hightower hatte vorhergesagt, dass Kinder und Eltern gut zusammenpassen würden, obwohl die Kellers, beide gute irische Katholiken, erst überzeugt werden mussten. Die gemischtrassige Herkunft der Kinder und ihr halbwildes Aufwachsen stellten ziemliche Hindernisse dar, aber Hightower hatte auf Audra Kellers Verzweiflung aufgrund der langjährigen ungewollten Kinderlosigkeit gebaut. Als Audra erst einmal gesehen hatte, wie dringend die armen verirrten Lämmchen ein sicheres Heim brauchten, in dem man sich um sie kümmerte, wurde sie weicher und überredete ihren zögernden Ehemann. Die übrigen Detail s – die Verhandlungen mit den Sozialarbeitern und die gerichtliche Anerkennung der Adoptionspapier e – wurden über die üblichen Kanäle erledigt.
    Es war nicht das erste Arrangement dieser Art, um das Hightower sich gekümmert hatte. Er war sehr hartnäckig, was seine verirrten Lämmchen anging, wie John Keller gleich feststellen würde.
    »Der Brief mit deinem Entlassungsgesuch wurde an mich als Oberhaupt des Ordens weitergeleitet«, erklärte Hightower ohne viele Umschweife. »Ich war, gelinde gesagt, überrascht, als ich den Inhalt las. Wie kam es dazu?«
    »Ich hätte anrufen sollen, aber ich weiß, wie beschäftigt Sie sind, Eure Exzellenz.« John erzählte kurz von der Entführung seiner Schwester. »Die Zeit drängt, und ich möchte um meine sofortige Entlassung bitten, damit ich bei der Suche helfen kann.«
    John benutzte das Verschwinden seiner Schwester als Ausrede, um aus dem Priesteramt auszuscheiden, nicht als Grund. »Hast du deine Pläne mit der Polizei abgesprochen?« Als der junge Priester den Kopf schüttelte, seufzte August. »Ehrlich gesagt, John, glaube ich, dass dies eine Sache ist, um die die Polizei sich allein kümmern muss, nicht du.«
    »Bei der Polizei gehen jeden Monat Hunderte von Vermisstenmeldungen ein. Sie können nicht allen nachgehen.« John rieb sich mit der Hand über sein kurz geschnittenes Haar und seufzte müde. »Sie ist meine Schwester, Eure Exzellenz. Ich habe sonst niemanden mehr.«
    Der Bischof wusste, dass Johns Verlangen danach, seine Schwester zu suchen, nur dem Schuldgefühl entsprang, das er empfand, weil er sie nach dem Tod seiner Adoptiveltern im Stich gelassen hatte. Das hatte John immer belastet, genauso wie andere innere Kämpfe, die er über die Jahre mit sich ausmachen musste.
    »John, als du Priester wurdest, war dir klar, dass du dein weltliches Leben für den Dienst an Christus aufgibst. So quälend die Situation für dich ist, deine Schwester ist Teil davon.« Als der junge Priester etwas sagen wollte, hob der Bischof die Hand. »Hier geht es nicht um Alexandra. Hier geht es um dich und deine Selbstzweifel. Jetzt möchte ich gerne die Wahrheit hören. Warum wendest du dich von deiner wahren Berufung ab?«
    Einen Moment lang glaubte August, den Jungen verloren zu haben, bis er die Verzweiflung in Johns dunklen Augen aufwallen sah.
    »Ich erfülle mein Versprechen an Gott nicht«, gestand der jüngere Mann. »Ich habe geschworen, den Glauben zu verteidigen, und das kann ich nicht mehr.«
    »Als du jung warst, hast du mir gesagt, du möchtest ein Soldat Gottes sein«, erinnerte ihn August.
    »Das wollte ich. Das will ich.«
    »Du hast jetzt das Gefühl, dass du den Glauben nicht verteidigen kannst, wenn du dich um Drogenabhängige und Huren kümmerst.« Johns überraschtes Zusammenzucken gefiel ihm. »Mir ist deine Frustration hier in St. Luke nicht entgangen, mein Sohn. Tatsächlich hatte ich gehofft, dass du dich schon viel früher mit dem Wunsch nach Entlassung an mich wenden würdest.«
    »Ich kan n … nicht weitermachen, Eure Exzellenz. Ich muss meine Schwester finden. Danac h … « Er hielt inne. »Es gibt auch noch so etwas wie das Friedenskorps. Meine Schwester hat ein Jahr in Übersee verbracht und für sie als Ärztin gearbeitet.«
    Es war offensichtlich, dass John nicht viele Gedanken auf das Danach seiner Pläne verschwendet hatte.
    »Selbst, wenn deine Schwester Verbindungen zum Friedenskorps hat, kannst du nicht wieder nach Brasilien zurück. Der Skandal ist noch zu frisch, und die brasilianische Regierung würde dich nicht

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