Darkyn: Versuchung des Zwielichts (German Edition)
einreisen lassen.« Während der junge Mann den Schock verdaute, fuhr er fort. »Die Kirche hat viele verschiedene Missionen, John. Ich möchte, dass du über deine bisherige Rolle im Glauben noch einmal nachdenkst. Du hast versucht, den normalen Weg des Priesters zu gehen, aber das ist offensichtlich nichts für dich.« Er hielt einen Moment inne. »Ich bin heute hierhergekommen, um dich einzuladen, meinem Orden beizutreten.«
»Ihrem Orden, Sir?« John klang matt und geschlagen. »Ich dachte, Sie wären Franziskaner wie ich.«
»Das bin ich offiziell. Mein wahrer Orden ist der der Frères de la Lumière.« August lächelte. »Das ist die wohlklingende französische Version von ›Brüder des Lichts‹.«
Jetzt runzelte der junge Priester die Stirn. »Ich habe nie davon gehört.«
Hightower machte eine wegwerfende Geste. »Das haben nur wenige. Wir sind kein Orden der katholischen Kirche, aber wir wurden gegründet, um sie zu beschützen. Es ist uns verboten, mit Leuten in der Kirche oder außerhalb unseres Ordens über unsere Mission oder unsere Aktivitäten zu sprechen, außer in Fällen, wenn uns ein Anwärter wie du vorgeschlagen wird.«
»Ich wurde vorgeschlagen? Von wem?«
»Von mir. Ich habe dich schon für die Bruderschaft vorgesehen, seit ich dich überreden konnte, Priester zu werden.« Der Bischof seufzte und nahm sich ein Sandwich. »Deine Mrs Murphy bringt mich noch ins Grab.« Nach einem Bissen fügte er hinzu: »Du kennst doch hoffentlich die Kirchengeschichte.«
John nickte.
»Drei Mitglieder des Ordens der Armen Ritter des Tempels von Salomon gründeten die Bruderschaft 1312.«
Verwirrung stand dem jungen Priester ins Gesicht geschrieben. »Eure Exzellenz, ich habe meine Examensarbeit über die Tempelritter geschrieben. Die meisten wurden 1307 verhaftet und wegen Ketzerei hingerichtet. Der Papst löste den Orden 1312 auf.«
»Du hast recht, was den Orden betrifft. Die meisten Tempelritter wurden hingerichtet, und zu Recht, denn es waren blutrünstige, geldgierige Bastarde.« August gab dem knurrenden Verlangen seines aufgetriebenen Bauches nach, schob den Rest des Sandwiches in den Mund und suchte sich noch eins aus. »Drei, die verschont blieben, kannten die Gefahr, die immer noch existierte, und gründeten den Orden ohne das Wissen des Pontifex.«
John rutschte auf dem Sessel herum. »In den Geschichtsbüchern, die ich kenne, wird nichts von einem Orden erwähnt, der aus dem alten hervorgegangen wäre.«
»In jenen Tagen war es wichtiger, die Kirche zu beschützen, als ihr zu dienen. Geheimhaltung war unerlässlich.« Er trank seinen Tee aus. »Ah, diese Frau weiß, wie man einen richtig guten Tee kocht, Gott segne sie.« Er stellte die Tasse ab. »Während des Mittelalters waren wir Priester an vielen Orten das einzige Licht. Wir kämpften gegen die Pest, Tyrannen, Diebesbanden und Kriege. Der Pontifex selbst versuchte, die politischen Kräfte in einem Dutzend verschiedener Länder zu kontrollieren, vor allem, um einen Kollaps zu verhindern. Drohungen kamen aus ganz unerwarteten Richtungen. Die tatsächliche Macht der Kirche hing damals ganz stark von der Stabilität wohlgesonnener Regierungen ab, und es herrschte eine schreckliche Angst vor den Maledicti . Die Bedrohung durch die Verfluchten existiert heute immer noch, deshalb jagen wir sie.«
»Die Verfluchten?« Um Johns Mundwinkel trat ein bitterer Zug. »Wer sind sie? Die Lutheraner?«
August goss sich noch eine Tasse Tee ein. »Wir jagen die Vrykolakas .«
»Wie bitte?«
»Ich sehe, dass dein Latein besser ist als dein Griechisch.« Der Bischof lächelte selbstzufrieden. »Die Maledicti sind verflucht, weil sie böse Untote sind, John. Sie sind Vampire.«
7
Michael Cyprien kannte die Gefahr von Raserei und Entrückung. Er hatte nie den Fehler gemacht, sich dem dunklen Tanz zwischen dem Darkyn-Jäger und dem menschlichen Opfer gegenüber für immun zu halten. Er vermied es nur, die Kontrolle zu verlieren, genauso wie er Kupfer, Feuer und alles mied, was seinen Kopf von seinem Nacken trennen würde.
Sein Fehler war gewesen, anzunehmen, dass die Kontrolle rein mental und nicht körperlich war.
Er hatte vor der Operation nichts zu sich genommen. Nur weil er vorher auf jegliche Nahrung verzichtet hatte, konnte er sich in einen entfernten Winkel seines Bewusstseins zurückziehen und dort bleiben, während die Ärztin operierte. Es war die gleiche Disziplin, die es ihm ermöglicht hatte, die Folter durch die Hand der Brüder zu
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