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Darkyn: Versuchung des Zwielichts (German Edition)

Darkyn: Versuchung des Zwielichts (German Edition)

Titel: Darkyn: Versuchung des Zwielichts (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Viehl
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ertragen. Doch die Anstrengung, die es kostete, in diesem halb bewussten Zustand zu verbleiben, bis sie fertig war, steigerte sein Verlangen auf eine Weise, die er weder nach der Folter noch während der sieben Jahrhunderte erlebt hatte, seit er seinem Grab entstiegen war.
    Das war ihm erst klar geworden, als er Alexandra zum ersten Mal sah. Wie fassungslos er gewesen war, als er die Augen öffnete und sie in ihrem blutverschmierten Kittel vor ihm stand. Philippe hatte ihm gesagt, dass sie klein war, aber nichts von den perfekten Proportionen ihrer Kurven. Kein Wort über ihren schlanken Hals, das süßen Beben ihrer Brüste oder den eleganten Schwung ihrer Hüften. Keine Silbe über ihre anmutigen Hände mit den geschickten, schlanken Fingern.
    Die Hände, die ihm sein Gesicht zurückgegeben hatten.
    Alexandras Kopf reichte Michael kaum bis zur Mitte der Brust, und als er auf sie herunterblickte, ließ das Licht die dunklen Spiralen ihrer Locken in Tausenden von Gold- und Rottönen schimmern. Tizian hätte ihr Haar geliebt und ihre Augen, obwohl das Braun so schlicht war, dass sie unscheinbar hätten aussehen sollen. Vielleicht waren es die ruhige Würde und die schreckliche Erfahrung, die er darin sehen konnte, die ihn so faszinierten. Selbst ihr voller Mund, der mit seinen weichen Konturen den Schmerz eines anderen Hungers brachte, konnte ihn nicht von ihren Augen ablenken.
    Das war ein weiterer Fehler gewesen, und er hatte es gewusst, sobald der Duft, der Hörigkeit und Entrückung hervorrief, seiner Haut entströmte. Niemand wusste, welcher geheimnisvolle Prozess den individuellen, berauschenden Duft der Darkyn produzierte, aber wenn sein Körper erst die Kontrolle übernahm, gab es wenig, was er oder sein Opfer dagegen tun konnten. Sie war die Seine gewesen, bevor er sich vom Operationstisch erhob, um sie sich zu holen.
    Doch als Michael klar wurde, was geschah, war es zu spät. Sie rief ihn, er blickte sie an, und der tödliche Tanz begann.
    Er hatte sich noch nie gegen die Hörigkeit gewehrt, aber es war ihm auch nicht klar gewesen, dass sie einen Hunger mit sich brachte, der so überaus schmerzhaft war, dass er ihn in Stücke riss.
    Ihn an ihr zu stillen. Das Aufreißen des Fleisches, das heraussprudelnde Blut. Selbst als er es tat, wusste er, dass er sie umbringen würde. Dann saugte er sie in sich, führte sie hinunter in die Blutträume, wo der Tanz langsamer wurde und schließlich endete. Doch als sie dort waren, machten Schuldgefühle und Wu t – er hatte sie freiwillig angegriffen, das wusste e r – den Traum unerträglich.
    Michael weigerte sich, sie sterben zu lassen.
    Alexandra schwand dahin, ließ ihn allein in dem Traum. Michael war nicht mehr hörig gewesen, seit er damals als Darkyn wiedererstanden war, deshalb brauchte er eine Weile, bis er sich davon befreien konnte. Und da war auch die Angst, was er vorfinden würde, wenn er erwachte.
    Sie hat mich gerettet. Habe ich sie zum Dank getötet?
    Michael schloss seine wiederhergestellten Augen, als ihm wieder einfiel, was er ihr angetan hatte. Trotz seines Befehls, Alexandra nicht mit ihm allein zu lassen. Als Philippe sie auseinandergerissen hatte, kehrte sein Bewusstsein zurück, lang genug, um Michael den Verstand verlieren zu lassen. Er erinnerte sich, dass er sein Blut über die klaffende Wunde an ihrem Hals gegossen hatte und sich dann den Arm aufgerissen und sein Blut ihre Kehle hinuntergezwungen hatte.
    Warum hatte er das getan? Darkyn-Blut vergiftete jeden Menschen, der damit in Berührung kam. Er hatte es ihr gesagt.
    Ich bringe dich um, Alexandra.
    Könntest du mich erst noch ein bisschen lieben?
    Es traf ihn wie eine Faust. Sie hatte um Liebe gebeten, und er hatte ihr den Tod gegeben. Und dann hatte ihn eine neue, stärkere Welle der Blutlust überkommen, und er hatte sie noch einmal angegriffen.
    Vivez pour moi , hatte er geschrien, als Philippe ihn von ihr fortzog. Wieder und wieder.
    Lebe für mich.
    In den Wahnvorstellungen der Hörigkeit hatte Michael sich irgendwie eingeredet, dass er sie mit seinem eigenen Blut retten könnte. Dass sie, anders als alle anderen, überleben würde.
    Alexandra hat mich gerettet, und ich habe sie umgebracht.
    Als Michael endlich aus den Blutträumen in der wirklichen Welt erwachte, öffnete er die Augen zum zweiten Mal, seit er aus Rom zurückgekehrt war.
    Augenlider. Ich habe wieder Augenlider . Er benutzte seine wiederhergestellte Sehkraft, um die Vorhänge vom Bett zu reißen, bevor er aufstand.

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