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Darkyn: Versuchung des Zwielichts (German Edition)

Darkyn: Versuchung des Zwielichts (German Edition)

Titel: Darkyn: Versuchung des Zwielichts (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Viehl
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aufsah, bevor er fragte: »Wie ist es dir ergangen?«
    »Abgesehen von den Schrecken der Entführung, der Amnesie und der Tatsache, dass ich fast verblutet wäre? Wunderbar, danke. Und dir?«
    Seit wann ist sie mir gegenüber so feindselig? Dass er nicht mehr sagen konnte, wann das angefangen hatte, beschämte ihn. Er suchte nach einem neutralen Thema. »Du hast Gewicht verloren.«
    »Drei Kilo laut der Waage, auf die ich im Lebensmittelgeschäft gestiegen bin. Extremer Blutverlust in Kombination mit einer leichten Magen-Darm-Grippe.« Sie fing an, vorsichtig an ihrem Daumennagel zu kauen. »Sonst noch was?«
    Die Anspannung ließ Schmerz hinter seinen Augen aufblühen, und John musste die Hände zusammenkrampfen, um sich davon abzuhalten, mit den Fingern über seine Stirn zu reiben. »Alexandra, wenn du in Schwierigkeiten bist, dann würde ich dir gerne helfen.«
    »Von Rom aus?« Sie betrachtete ihren Daumen, an dem sie herumgekaut hatte, und biss ein Stück Nagel ab. »Die Rechnungen für die Ferngespräche werden dich in den Ruin treiben.«
    Also hatte sie die Nachricht gelesen, die er ihr im Krankenhaus hinterlassen hatte. »Ich fahre morgen früh.«
    Sie lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück. »Dann musst du mir wohl heute Abend aus der Klemme helfen, hm? Hau rein, Bruderherz.«
    »Ich dachte, wir reden. Die Polizei hat mich angerufen und mir erzählt, dass sie die Ermittlungen eingestellt haben.« Als sie nichts sagte, fügte er hinzu: »Ich weiß, wie dich das getroffen haben muss.«
    »Bei der Polizei arbeiten nur Idioten. Und meine persönlichen Befindlichkeiten gehen dich nichts an.« Sie drehte den Kopf und spuckte ein winziges Stück Nagelhaut aus. Dann wandte sie sich ihm wieder zu und schenkte ihm ein strahlendes, beleidigendes Lächeln. »Noch was?«
    Er ignorierte ihre Streitlust. »Hast du die Polizei belogen? Was ist wirklich passiert?«
    »Du glaubst, ich bin ein Fall für den Psychiater.« Sie sprang auf. »Danke für deine Anteilnahme. Du findest sicher selbst raus.«
    »Du brauchst keinen Psychiater.« Er stand auf, ging um den Schreibtisch herum und versuchte, ihre Hände in seine zu nehmen. »Früher hast du am Daumen gelutscht; jetzt kaust du darauf herum.«
    »Oh, ich kann auch einen anderen Finger nehmen.« Sie zeigte ihm ihren Mittelfinger.
    »Du musst zu Gott zurückkehren.«
    »Wirklich? Ein guter Schuss himmlisches Schmieröl, und das lästige Quietschen in Alexandras Leben wird aufhören. Würde auch ihrem großen Bruder eine Menge Peinlichkeiten ersparen, wette ich.« Sie klopfte auf ihre Wange. »Ich bin ja so versucht!«
    John unterdrückte ein Seufzen. »Ich schäme mich nicht für dich.«
    »Und wenn ich meine Geschichte der Zeitung erzähle, dann wärst du, was, erfreut?« Sie sah seine Reaktion und nickte. »Genau, bitte nichts in der Zeitung, das jemand Heiliges lesen könnte. Oder gibt es im Moment gar keinen, der heiliger ist als du, John?«
    Wut stieg in ihm auf, eine dunkle und hässliche Flutwelle, die die einstürzende Wand seiner Geduld überspülte. »Sprich nicht so mit mir.«
    »So rede ich aber immer, Vater. Vielleicht hättest du während meiner prägenden Jahre anwesend sein sollen. Aber mach dir keine Sorgen.« Sie winkte ab. »Niemand glaubt mir.«
    »Alex, Gott glaubt dir.« Es war der letzte Strohhalm seines Glaubens, der, an dem er sich festhielt. »Gott liebt dich.«
    »Gott.« Sie gab vor, darüber nachzudenken. »Das wäre dann wohl der Gott , der sich zurückgelehnt und zugesehen hat, wie Mom und Dad bei diesem dummen Unfall starben. Der Gott , für den du zu einem Jesus-Klon-Schwachkopf geworden bist und Seelen im Regenwald retten musstest, während ich in ein Internat voller hochnäsiger reicher weißer Mädchen gesteckt wurde, die mich hassten. Der gleiche Gott , der absolut nichts getan hat, während die Hälfte meiner Patienten verprügelt, gefoltert oder verstümmelt wurde. Oder als ich von einem Geisteskranken entführt wurde, der glaubt, er se i … « Sie hielt abrupt inne. »Egal. Mein Fazit, John? Ich passe.«
    Sie war wütend, so wütend. Er verstand diese Wu t – er trug den Zwilling davon in seinem eigenen Herze n – , aber er konnte nicht zulassen, dass sie auch so leiden musste. Es würde ihr Leben genauso vergiften wie seines. »Gib mir die Schuld, gib unseren Eltern die Schuld, gib irgendjemandem die Schuld, aber nicht Gott. Er ist nicht verantwortlich für die Sünden der anderen.«
    »Wo er doch, wie du sagst, der allwissende,

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