Darkyn: Versuchung des Zwielichts (German Edition)
die Brüder sie jedoch immer noch, und über die Jahrhunderte verringerte sich die Zahl der Darkyn langsam. Michael bezweifelte, dass es noch mehr als zehntausend von ihnen auf der Welt gab.
Da sie quasi unsterblich waren, sollte es vielleicht so sein. »Falls sie die Wandlung vollzieht, wäre es besser, wenn Richard nichts davon erfährt.«
»Ihr hättet sicher bessere Chancen, Priester zu werden, als ein solches Wunder vor unserem Anführer zu verheimlichen. Was mich daran erinnert«, Val zog eine Grimasse, »Eure Ärztin hat einen Bruder, Michael.«
»Ich weiß. Einen Priester.« Noch eine bizarre Wendung in dieser ganzen Sache. »Meine Leute haben sich seine Personalakte angesehen. Abgesehen von einer moralischen Verfehlung in Südamerika stellt er keine Bedrohung dar.«
»Vielleicht nicht, aber ich lasse ihn ebenfalls beobachten.« Val blickte auf den See hinaus. »John Keller will in drei Tagen das Land verlassen.«
»Sein Ziel?« Aber bevor Val antworten konnte, kannte Michael bereits die Antwort. »Rom.«
»Die Brüder haben ihn für sich gewonnen.« Val zog ein Handy aus seiner Brusttasche. »Ich werde die Ärztin holen und herbringen lassen.« Er hielt inne, blickte über Cypriens Schulter und nickte. Einer seiner Leibwächter kam heran und berichtete ihm mit knappen Worten etwas in ihrer Muttersprache. Langsam steckte Val das Handy zurück in die Tasche. »Es ist Tremayne. Er hat eine Aufforderung geschickt, sofort nach Dundellan zu kommen.«
Richards Aufforderungen waren keine höflichen Einladungen, sondern Befehle; darüber wurde niemals diskutiert. »Warum sollte er Euch jetzt dort sehen wollen?«
»Das will er nicht.« Val sah ihn mit einem Ausdruck an, der vielleicht Mitleid ausdrückte. »Die Aufforderung gilt Euch.«
Alex war vermisst gemeldet gewesen, deshalb war die Polizei gerne bereit, zu ihr zu kommen und ihre Aussage aufzunehmen. Sie lachten nicht, weil sie wie sie davon überzeugt waren, dass sie das Opfer eines Serienmörders war, einem, der wahrscheinlich glaubte, ein Vampir zu sein. Das FBI wurde informiert, genauso wie mehrere weitere Behörden.
Diese Meinung änderte sich achtundvierzig Stunden später, als der für die Ermittlungen zuständige Detective Alex zu Hause aufsuchte, wo sie rund um die Uhr bewacht wurde.
»Dr. Keller, wir haben ein paar Probleme, den Mann zu finden, von dem Sie sagen, dass er bei Ihnen war.« Er öffnete sein Notizbuch, und der Siegelring mit dem dunklen Stein funkelte. »Sie sagten, sein Name sei Michael Cyprien und dass er in einem Haus namens La Fontaine in New Orleans wohne. Ist das korrekt?«
»Ja.«
Er schloss das Notizbuch. »Hier liegt das Problem, Ma’am. Es gibt keinen Michael Cyprien in New Orleans und kein Haus dieses Namens irgendwo im Stadtgebiet. Wir haben alle Flüge überprüft, aber keine Person mit Cypriens Namen oder Beschreibung ist während der vergangenen sechs Monate von New Orleans nach Chicago geflogen.«
»Er muss dort sein. Es war ein großes wunderschönes altes Haus.« Sie versuchte zu beschreiben, was sie gesehen hatte, und fügte dann hinzu: »Haben Sie seine Assistentin gefunden? Ihren Namen hatte ich Ihnen auch genannt.«
»Es gibt auch niemanden dieses Namens in New Orleans.« Er sah sie auf eine merkwürdige Art an. »Und was diese Vampir-Serienmörder-Sache angeht, nun, vielleicht gibt es da ein paar Details, die Sie bei Ihrer Aussage verschwiegen haben?«
»Ich habe Ihnen alles gesagt.« Außer, dass sie Cyprien operiert hatte. Sie würde ihre ärztliche Zulassung nicht aufs Spiel setzen, weil irgendein kranker Irrer Dracula spielen wollte.
»Wissen Sie, wenn ich unter einem enormen Druck stehe, dann würde ich wegfahren. Nur für ein paar Tage …« Er klang jetzt freundlich, fast mitfühlend. »Sie haben einen Freund, nicht wahr?«
Alex starrte ihn an. »Was hat Charlie damit zu tun?«
»Sagen wir, Sie haben einen anderen Mann kennengelernt und beschlossen, ein paar Tage mit ihm zu verbringen, ohne Charlie etwas davon zu sagen.«
»So etwas würde ich nie tun.«
»Nehmen wir einfach mal an, Sie hätten es getan. Dieser neue Typ ist heiß, aber es funktioniert nicht oder Sie ändern Ihre Meinung über ihn. Jeder tut das mal, Doc. Sie kommen nach Hause, aber was sollen Sie Charlie jetzt erzählen?« Er breitete die Hände aus.
Hitze stieg ihr ins Gesicht. »Erstens würde ich Charlie nicht anlügen. Und zweitens gefällt mir nicht, was Sie da andeuten.«
»Sich eine gute Geschichte auszudenken,
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