Darling, fesselst du schon mal die Kinder?: Das heimliche Tagebuch der Edna Fry
bekommen haben. Heute Abend ist es das regionale Viertelfinale. Wenn Stephen auf dem Stierautomaten die Lady-Gaga-Nummer bringt, hab’ ich hinterher wieder mit einem Schwanz auf halbmast zu kämpfen.
Schon nach Mitternacht. Keine Spur von Stephen. So wie ich ihn kenne, ist er in einen Club weitergezogen, entweder um zu feiern oder um seinen Kummer zu ersäufen. Ich hoffe, er ist nicht wieder so pervers drauf, wenn er nach Hause kommt. Letzte Woche wollte er doch Tatsache, dass wir Bondage spielen. Kann ja nicht behaupten, dass mich das anturnt. Ich hab’ mir das Knie an der Anrichte aufgeschürft, und er landete am Ende im Baumarkt. Vielleicht sollte sich das nächste Mal nur einer von uns die Augen verbinden lassen.
8. Januar, Samstag
Ach du liebe Zeit, Stephen hat sich seinen kleinen Johannes gestern wieder mit Sekundenkleber eingeschmiert. Ich würde es ja zu gern herumerzählen, aber meine Lippen sind versiegelt.
9. Januar, Sonntag
Typischer Sonntagmorgen. Stephen war diese Woche in seiner Rudolph-Valentino-Laune und bestand darauf, dassich in sein »Liebeszelt« krieche. Das war natürlich nur ein Laken, bis er dann in Wallung kam. Es wäre mir wirklich lieb, er würde diesen Rollenspielmumpitz lassen. Mal ist es Arzt und Krankenschwester, mal Gladiator und Sklavenmädchen, mal Aerobics-Lehrerin und Bezirksdirektor Stadtplanung. Neulich wollte er, dass wir Lehrer und ABC-Schützin spielen. Okay, dachte ich, wer A sagt …
Konnte Stephen überreden, mich nachmittags zu Ikea zu fahren – hab’ ihm erzählt, es gäbe dort das neue Apple-Teil. Dummerweise bekam er in der Filiale dann eine seiner Panikattacken. Seine Klaustrophobie hatte ich ganz vergessen. Und dass er Angst vor allem hat, was aus Schweden kommt. Anscheinend geht das darauf zurück, dass er mal mit ABBA im Lift steckengeblieben ist.
Nach zwei Zügen aus seinem Inhalator und meiner halben Valium beruhigte er sich dann endlich. Ein Glück, dass wir nicht den Volvo meiner Schwester genommen haben. Immerhin hatte ich dadurch Zeit, mir die gesuchte Teehaube (oder Schlurp Wully, wie die das nennen) zu holen, und eine schöne neue Nachttischlampe (Kusch Elsa NFT) hab’ ich auch gefunden. Ironischerweise neben dem Futon, auf dem Stephen eingeschlafen ist (NoBed).
10. Januar, Montag
Wir haben Stephen junior erzählt, dass er heute Abend adoptiert wird. Wird er gar nicht, aber im Fernsehen lief nichts Gescheites.
11. Januar, Dienstag
Habe in einem Artikel gelesen, dass manche frustrierte Frauen den Mangel an … na ja … ehelichem Hullygully durch Kochen kompensieren. So was Lächerliches!
Ich koche heute eines meiner Lieblingsgerichte. Hier ist das Rezept:
12. Januar, Mittwoch
Waren heute Abend im Kino. Konnten zwischen einem Woody Allen und
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wählen, aber ich kann diese blöden Brillen nicht ab, also sind wir in
Avatar
gegangen.
13. Januar, Donnerstag
Brangelina ist ja so süß. Heute hat sie in der Schule bei einer Spielplatzhochzeit mitgemacht. Ihre beste FreundinLaToya war die Brautjungfer, ihr kleiner Klassenkamerad Shane der Bräutigam (der vom gestrigen Junggesellenabschied auf dem Spielplatz noch leicht lädiert aussah), die Konrektorin Miss Morgan nahm die Trauung vor, und der Schulsyndikus setzte den Ehevertrag auf. Es gab sogar einen professionellen Photographen. Okay, professionell ist übertrieben, er war eher ein begabungsfrei inspirierter Schnappschütze. Tele-Tex meinte es jedenfalls gut, und die Geländer stören ja auch kaum. Ich finde es so schön, wenn Kinder ihre Phantasie spielen lassen. Nächste Woche wollen sie eine Spielplatzscheidung aufführen.
14. Januar, Freitag
Habe gerade eine Packung kleiner blauer Tabletten in Stephens Hosentasche entdeckt und ihm geraten, er soll hart und scharf nachdenken, bevor er sie nimmt.
15. Januar, Samstag
Geburtstag der Zwillinge. Leider hatten wir versäumt, rechtzeitig eine Party bei den Bärenmachern zu reservieren, und sind stattdessen zu den Puppenpoppern gegangen. Asbo und Subo hatten einen Riesenspaß. Alles war ballongeschmückt – in allen Farben des Regenbogens und gefühlsecht geriffelt. Das Personal verwöhnte uns von vorn bis hinten und lieferte begeisterte Versionen von »Happy Birthday«, »Ri-ra-rutsch, wir fahren mit derKutsch« und »Banane, Zitrone – An der Ecke steht ein Mann«. Sie hatten auch Gesellschaftsspiele vorbereitet – Schwengelversenken und Rohrverlegen – und Booboo der Clown kam
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