Darling, fesselst du schon mal die Kinder?: Das heimliche Tagebuch der Edna Fry
Eröffnung des Zentrums wurde von Cristal Braithwaite aus Staffel sieben von
Big Brother
vorgenommen, die eine riesige Kreditkarte zerschnitt. Wegen der einstweiligen Verfügung musste Stephen leider auf dem Parkplatz bleiben, bis sie fertig war. Komischerweise fragte mich ein Passant, warum man denn nicht Stephen wegen der Eröffnung angefragt habe. So ein Blödmann. Als würde man ein Einkaufszentrum von einem Fensterputzer eröffnen lassen! Der muss doch schon froh sein, wenn er nachts noch die Haustür aufkriegt.
Nach der großen Eröffnungsfeier haben wir uns das Einkaufszentrum angeschaut. Es war atemberaubend – alles glänzte weiß wie eine riesige Notaufnahme. Und es gab praktisch keine Graffiti oder Kotze. Sie hatten jeden Laden, den man sich nur wünschen konnte, alles unter einem Dach. Wenn es ein Dach gäbe, aber das wird anscheinend erst im April fertig.
Aufgeregt schossen wir bei Primark rein und raus, bei Krempel-Kevin und Totos Tattoo-Tanke, bevor wir dann zum Food Court rüber sind. Und welch ein Angebot uns da erwartete! Alle großen Fastfood-Ketten – Toast Factory, Yo! Mince und Sandwich! Sandwich! Sandwich! Am Ende haben wir uns auf einen Eimer Cheddar bei Cheese Louise geeinigt. Mit meinen kulinarischen Meisterwerken ist so was natürlich nicht zu vergleichen, aber es ist lecker und macht nicht dünn.
Das war also wirklich ein zauberhafter Ausflug. Dank Stephen kommen wir so selten dazu, etwas als Familie zu unternehmen, schließlich hat er Hausverbot in der Bowlingbahn, im städtischen Schwimmbad und in Frankreich.
23. Januar, Sonntag
Es ist doch zum Mäusemelken. Gerade will ich die Quizsendung einschalten, von der Mrs. Norton erzählt hat, da tritt Stephen aus Versehen den Bildschirm ein. Das ist diesen Monat schon der dritte. Zum Glück hat sein Kumpel, der Halbwegs Ehrliche Al, anscheinend unbegrenzten Vorrat.
24. Januar, Montag
Rekordeinnahmen für Stephen, der heute auf Fensterputztour war. Die Passanten haben ihm Geld in den Eimer geworfen – anscheinend dachten sie, er wäre eine lebende Statue. Echt jetzt, der Mann ist ja so was von faul! Der lässt sich sogar seine Pornohefte als Hörbuch kommen. Am besten gefallen ihm die Kommentare der Frauen der Hörer.
Heute Abend hat meine Mutter angerufen. Nächste Woche reist sie mit ihrem Poolboy nach Fuengirola in Spanien und wollte wissen, was ich von Bikini-Waxing halte. Sie denkt an Brazilian, aber ich finde, in ihrem Alter könnte das eine Grauzone sein.
25. Januar, Dienstag
Bekam heute Morgen einen Anruf von Mrs. Norton. Sie sagt, sie hätte neulich abends noch am Computer zu tun gehabt – musste wieder Grahams litauische Bräute abbestellen – und wäre auf etwas namens Twitter gestoßen. Sie sagt, Stephen wäre da aktiv. Sogar sehr. Und ich hab’ die ganze Zeit gedacht, er verzockt unsere Urlaubskasse beim Pokern. Sie sagt, das ist so eine Art soziales Netzdingsbums. Ich geh’ besser mal seinen Laptop kontrollieren. Weiß der Kuckuck, was ein geistig minderbemittelter Fensterputzer da zu schreiben hat.
Ach du grüne Neune! Ich hab’ mir grade angesehen, was Stephen so in diese Twitterkiste schreibt. Oper hier und Konzert da. Also wenn der mal die Phantasie ins Kraut schießen lässt! Ich weiß nicht, wie er da bloß darauf kommt. Angeblich war er neulich abends in der Royal Albert Hall und erfreute sich einer geistsprühenden Interpretation der
Götterdämmerung,
wo ich doch hundertprozentig weiß, dass er unten im King’s Head war. Den Bacardi Breezer zum halben Preis und Speckchips lässt er sich nie entgehen. Ich muss sagen, allmählich mach’ ich mir Sorgen. Manchmal hab’ ich das Gefühl, den echten Stephen gar nicht mehr zu kennen. Vielleicht sollten wir öfter was zusammen machen, wo man sich nicht mit Sachen einschmiert, die nach Banane schmecken.
26. Januar, Mittwoch
Zeit für die große Wäsche. Wobei mir einfällt, dass Stephen noch seine Dezemberhose anhat. Spam Bourguignon zum Abendessen.
27. Januar, Donnerstag
Kaum zu glauben, aber ich konnte Stephen überreden, am Tag der offenen Tür in die Volkshochschule mitzukommen. Ich habe beschlossen, mich bei Creative Writing für Hausfrauen mittleren Alters einzuschreiben, und Stephen hat sich für Hau die Vettel für Fortgeschrittene entschieden.
28. Januar, Freitag
So ein Pech aber auch! Hugh junior ist heute Vormittag auf dem vereisten Schulhof ausgerutscht und hat sich den Knöchel verknackst. Wir hatten mindestens
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